Uiguren

UN-Experten alarmiert wegen Berichten über Organentnahmen in China

Es gebe glaubhafte Berichte, dass Insassen von Gefängnissen in China, die Minderheiten angehören, gezielt untersucht werden, ob ihnen Organe entnommen werden könnten.

15
06
2021
Uiguren in Umerziehungslagern, China © Shutterstock, bearbeitet by iQ
Uiguren in Umerziehungslagern, China © Shutterstock, bearbeitet by iQ

Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen haben schwere Vorwürfe gegen China erhoben. Es gebe glaubhafte Berichte, dass Insassen von Gefängnissen, die Minderheiten angehören, gezielt untersucht werden, ob ihnen Organe entnommen werden könnten, berichteten sie in Genf. Die UN-Experten befassen sich als unabhängige Sonderberichterstatter mit Themen wie Menschenhandel, Folter und Minderheitenrechten. Es handelt sich in der Regel um Professoren renommierter Universitäten.

China weißt „Vorwürfe“ zurück

Die Experten verwiesen auf Berichte, wonach in China etwa Uiguren, Tibeter, Muslime, Christen und Anhänger der verbotenen Kultbewegung Falun Gong zu Bluttests sowie Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen gezwungen werden. Die Ergebnisse würden in Datenbanken für Organentnahmen gespeichert. Gefangenen würden dann – teils nach ihrem Tod – Herzen, Nieren, Lebern und Hornhäute entnommen.

Die chinesische Botschaft in Genf wies dies am Montagabend als „Verleumdungen“ ohne jede Grundlage zurück. In der Volksrepublik müssten Organspender vor einem Eingriff eine schriftliche Einwilligung geben. Seit 2015 würden auch Hingerichteten keine Organe mehr für Transplantationen entnommen. „Wir sind sehr besorgt, dass die betreffenden Mandatsträger, denen elementare Denkkapazität und Urteilsfähigkeit abgehen, auf solche plumpen Lügen hereingefallen sind.“ Alle ethnischen Gruppen seien gleichgestellt.

Von Seiten der UN-Experten hieß es weiter, China sei bereits 2006 und 2007 auf solche Praktiken angesprochen worden. Es habe keine zufriedenstellenden Antworten gegeben, etwa auf die Frage, wo transplantierte Organe herkommen. Die Experten riefen China auf, unabhängige Untersuchungen zuzulassen. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Vera Praunheim sagt:
Dieser groß angelegte und sehr lukrative Organraub verbunden mit gezielten Tötungen, der von Kliniken, Justiz und Staatsführung seit Jahren geduldet, unterstützt und durchgeführt wird, ist überhaupt nichts neues. Darüber gibt es schon mehrere Enthüllungsbücher & unglaublich anmutende Veröffentlichungen. Auch das ZDF und 3sat zeigten schon eigene Reportagen und Sendungen zu diesem Thema. Die Diktatur China hat 1,4 Milliarden an Einwohnern; da lassen sich solche Organraub-Machenschaften relativ leicht vertuschen und abstreiten. Der politische Machtapparat lügt schon, wenn er den Mund aufmacht. Lügen und Korruption haben dort Hochkonjunktur. Man kann sich nur wundern, warum trotz allem nicht von allen Seiten und Staaten diese Verbrechen wirklich intensiv angeprangert werden. Irgendwelche einfachen Aufrufe oder Anfragen diesbezüglich an die autoritäre chinesische Staatsführung genügen überhaupt nicht und sind nur noch lächerlich. Wo bleibt wirklich ein Sturm der Entrüstung? Auch von Konzernen, die hauptsächlich nur ihr Big-Business und ihren Reibach im Sinn haben und sich bei dem Thema Organ-Raub windelweich und verlogen davonschleichen. Das autoritäre China-System geht über Leichen. Der Westen wirkt dabei verwirrt, schwach und zerstritten. Der Menschenrechtler und Künstler Ai Weiwei hat dazu übrigens hervorragende Beschreibungen und Analysen geliefert.
15.06.21
17:54