Friedrich-Ebert-Stiftung

Studie: Klare Ablehnung von Antisemitismus weicht auf

Die klare Ablehnung von Antisemitismus hat in Deutschland laut einer Studie in den vergangenen Jahren abgenommen.

22
06
2021
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Screenshot Antisemitismusreport - ARD © ARD-Mediathek, bearbeitet by iQ.
Screenshot Antisemitismus - ARD © bearbeitet by iQ.

Die klare Ablehnung von Antisemitismus hat in Deutschland laut einer Studie in den vergangenen Jahren abgenommen. So sei der Graubereich der Zustimmung („teils/teils“) in diesem Bereich sehr groß, heißt es in der am Dienstag von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichten Studie „Die geforderte Mitte“. Während 7,5 Prozent offen antisemitischen Meinungen zustimmten, taten 13,7 Prozent dies zumindest teilweise. Bei der vorherigen Erhebung vor zwei Jahren war es noch 4,2 und 8,3

Antisemitismus, Rechtspopulismus, Rassismus

Insgesamt bestätige die aktuelle Auswertung einen Trend der Vorjahre, hieß es. Generell lasse sich ein Rückgang rechtsextremer und rechtspopulistischer, auch verschwörungsmythischer Einstellungen beobachten. Dies stehe nur scheinbar in krassem Widerspruch zu dem Anstieg von offenen und gewalttätigen rechtsextremen Ausbrüchen, erklärte Co-Autorin Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein. „Denn die Mitte ist aufgewacht.“ Was nicht zuletzt an den Attentaten und Anschlägen der vergangenen Jahre liege.

Die Verfasser der Studie warnen jedoch vor demokratiegefährdenden „Schlierspuren des Rechtspopulismus“ bis weit in die gesellschaftliche Mitte hinein. Dies sei erkennbar an der erneut gestiegenen Zahl von Befragten, die selbst bei hart formulierten rechtsextremen Aussagen mit „teils/teils“ antworteten.

Laut Umfrage versteht sich der Großteil der Mitte aber als demokratisch und betrachtet den Rechtsextremismus neben dem Klimawandel als größte Bedrohung für die Gesellschaft. 72,1 Prozent der Befragten bezeichnen sich als „überzeugte Demokraten“. 17,4 Prozent sehen dies allerdings nur „teils/teils“ so und 9,4 Prozent überhaupt nicht.

„Deutsche Gesellschaft wird durch Islam unterwandert“

Auch in anderen Fragen kommen demokratieferne Einstellungen teilweise zum Ausdruck: Die Meinung „Die Regierung betrügt das Volk“ teilen rund 16 Prozent, weitere rund 20 Prozent finden dies teilweise zutreffend. Rund 23 Prozent stimmen der Aussage „Im nationalen Interesse können wir nicht allen die gleichen Rechte gewähren“ zu, rund 25 Prozent teilweise.

Jeder fünfte Befragte folgt indes offenbar einem durch die sogenannte Neue Rechte verbreiteten Mythos einer Verschwörung durch den Islam: 21,3 Prozent stimmten der Aussage „Die deutsche Gesellschaft wird durch den Islam unterwandert“ zu, weitere 22,2 Prozent zumindest teilweise.

Für die Studie wurden 1.750 repräsentativ ausgewählte Menschen ab 18 Jahren im Januar und Februar 2021 befragt. (KNA/iQ)