„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Muslimische Künstler nutzen diese Freiheit und machen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute mit Ayşe Irem.
IslamiQ: Kannst Du dich vorstellen?
Ayşe Irem: Ich bin Ayşe Irem, 22 Jahre alt, studiere Architektur und bin in meiner Freizeit Poetin. Viele Menschen würden sagen, dass ich introvertiert bin. Jedoch bin ich sehr extrovertiert, wenn ich mich wohl fühle. Außerdem habe ich eine Vorliebe für Elefanten. Hätte ich mir aussuchen dürfen, als was ich auf die Welt komme, wäre ich ein Elefant gewesen.
IslamiQ: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit bewirken?
Ayşe Irem: Ich möchte als Poetin neue Perspektiven aufzeigen. Ich würde sogar behaupten, dass keine Poesie, die ich bis heute gehört habe, meiner ähnelt. Viel mehr als einige Seelen zu berühren, möchte ich mit meinen Themen auf Probleme aufmerksam machen, um sie zu verändern.
IslamiQ: Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?
Ayşe Irem: Mein religiöser Hintergrund eher, als mein kultureller. Hätte ich meinen Glauben nicht, wäre ich schon lange nicht mehr auf, sondern unter der Erde. Mein Glaube gibt mir die Hoffnung, die ich in mir trage. Kultur ist relativ, natürlich gibt es kulturelle Sichten, die mir gefallen und die ich gerne „mitmache“. Jedoch mag ich es nicht wirklich, mich nur darauf festzusetzen.
IslamiQ: Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?
Ayşe Irem: Da ich einer, leider noch, benachteiligten Gruppe angehöre, spreche ich diese Themen liebend gern an, um meine Erfahrungen als Benachteiligte zu teilen. Trotzdem möchte ich nicht nur darüberschreiben, oder dafür bekannt/gekannt werden. Mir ist wichtig, meinen Zuhörerinnen und Zuhörern einen Einblick in meine persönliche Gefühlswelt zu geben, da ich weiß, dass ich mit vielen Gefühlen nicht alleine bin. Ich hoffe, wenigstens einer Person die in dem Moment meine Gefühle nachvollziehen kann, zu zeigen, dass sie nicht alleine ist.
IslamiQ: Wirst oder wurdest Du wegen Deiner Kunst diskriminiert? Wenn ja, von wem und wie?
Ayşe Irem: Ich würde nicht wirklich behaupten, dass ich wegen meiner Poesie diskriminiert werde. Vielleicht passt es dem/der einen oder anderen nicht, über was ich spreche, wenn es mitunter gesellschaftskritischer wird. Das ist aber nicht mein Problem. Oft habe ich sogar das Gefühl, dass ich aufgrund meines Hintergrunds eher eingeladen werde, als die eine „nicht weiße“ Person, damit es unter den Gästen diverser wird. Wenn ich merke, dass dies der Fall ist, sage ich auch mal ab.
IslamiQ: Ist Deiner Meinung nach Kunst wirklich frei? Wenn nein, was muss sich ändern?
Ayşe Irem: In meinen Augen hat auch Kunst ihre Grenzen. Ich finde nicht jede Person, auch ich, hat das Recht alle Themen zu behandeln. Manchmal ist es besser die Expertinnen und Experten in ihren Gebieten machen zu lassen und ein bestimmtes Thema einfach mal nicht aufzugreifen. Wenn ich meine Poesie dafür einsetze, eine bestimmte Gruppe von Menschen falsch oder sogar respektlos darzustellen, einfach weil ich diese Gruppe, aufgrund meiner eigenen Meinung, nicht leiden mag, dann sollte ich nicht schreiben.