Österreich

Nationalrat verschärft Islamgesetz – IGGÖ kündigt Klage an

Der österreichische Nationalrat hat das umstrittene Anti-Terror-Paket beschlossen, das Verschärfungen im Islamgesetz vorsieht. Die IGGÖ kritisiert den Beschluss, da es Muslime diskriminiere.

08
07
2021
Muslime, Wahlen, Nationalrat in Österreich © Shutterstock, bearbeitet islamiQ.
Symbolbild: Österreich © Shutterstock, bearbeitet islamiQ.

Acht Monate nach dem Anschlag von Wien hat der Nationalrat die umstrittene Novellierung des Islamgesetzes im Kontext des Anti-Terror-Pakets mit den Stimmen der ÖVP, Grünen, SPÖ und Neos beschlossen. Künftig sollen Moscheen im Falle von Gesetzesverstößen einfacher geschlossen. Außerdem wurde ein eigener Straftatbestand für „religiös motivierte“ Verbrechen eingeführt. 

Ein weiteres Ziel der Novelle zum Islamgesetz sei es unter anderem, die Transparenz in Bezug auf die finanzielle Gebarung islamischer Religionsgesellschaften und Kultusgemeinden sowie hinsichtlich ihrer Organisationsstrukturen zu erhöhen und so bestehende Bestimmungen wie das Verbot der Auslandsfinanzierung leichter kontrollieren zu können. 

Für Innenminister Karl Nehammer seien diese Maßnahmen „richtig und wesentlich“, gerade um Muslime in Österreich zu schützen, da der „politische Islam die Gesellschaft und das Zusammenleben geißle“.

Islamgesetz: IGGÖ kritisiert Verschärfung

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, kritisiert die Novellierung des Islamgesetzes und kündigte in einer Videobotschaft juristische Schritte an. „Die Grundrechte muslimischer BürgerInnen sind nicht verhandelbar. Die IGGÖ wird nicht scheuen, gegen das neue Gesetz nach gründlicher Prüfung den Rechtsweg zu bestreiten.“ Die Änderungen im Islamgesetz erfolgte ohne die inhaltliche Einbindung und gegen den Willen der Islamischen Glaubensgemeinschaft.

„Das gewählte Framing und die mangelhafte Einbindung der betroffenen Religionsgesellschaft beweist, dass die Bundesregierung nicht an konsensorientierten Gesprächen und an der Formulierung wirksamer Maßnahmen in der Extremismusprävention interessiert ist, sondern lediglich von den eigenen Versäumnissen ablenken und auf dem Rücken österreichischer Musliminnen und Muslime politisches Kleingeld wechseln möchte. Zumindest die Grünen als deklarierte Menschenrechtspartei und die Opposition sollten sich an dieser Form der Politik nicht beteiligen“, so Vural.

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Da wird antimuslimischer Rassismus unter dem Deckmantel der Sicherheitspolitik salonfähig gemacht. Sonst nichts.
08.07.21
17:30
Vera sagt:
Nach dem Vorbild Österreichs wirbt jetzt auch die Schweizerische Volkspartei (SVP) für ein Schweizer Islamgesetz. Das dürfte noch für manchen Wirbel sorgen. Nach der Annahme des Verhüllungsverbots an der Urne bekam die SVP Aufwind und möchte nun einen weiteren Schritt im Kampf gegen den politischen Islam in der Schweiz tun. Sie fordert ein Gesetz, das der extremen Umsetzung der Religion Grenzen setzt. - So konnte man in Schweizer Printmedien lesen. In einem Positionspapier erhebt die SVP die Forderung nach einem Gesetz, das der - so heisst es im Papier - "religiös-politischen Ideologie mit totalitären Zügen und großer Sprengkraft" weitere Beschränkungen auferlegt. Angesagt ist eine Strategie der Nulltoleranz gegen Hassprediger und Jihadisten. Der Partei mache die Entwicklung in Europa Sorgen, etwa in Grossbritannien, wo es bereits Scharia-Gerichte gebe. Vorbild ist unter anderem Österreich, wo es seit über 100 Jahren ein Islamgesetz gibt. So soll im Gesetz klar festgeschrieben werden, dass das Schweizer Recht über dem islamischen stehen müsse. Die Arbeit ausländischer Imame soll in der Schweiz untersagt und auch die Finanzierung islamischer Einrichtungen aus dem Ausland verboten werden. Moscheen müssten demzufolge künftig ihre Bücher offenlegen. Zudem sollen rückkehrende Jihad-Kämpfer in Sicherheitshaft genommen werden; und das Kopftuchverbot soll auf Minderjährige ausgeweitet werden. Im Sport- und Schwimmunterricht soll es auch keine Ausnahmeregelungen für muslimisch orientierte Mädchen geben. Der Solothurner Nationalrat Walter Wobmann: "Wir wollen nicht eine Religion verbieten". Es gehe darum, die "extremen Auswüchse" des Islams einzudämmen und das freiheitlich-demokratische System der Schweiz zu schützen. Den Plan für ein Islamgesetz unterstützt auch die Islamismus-Expertin und Menschenrechtsaktivistin Saida Keller-Messahli. Sie hält den Gesetzesvorschlag für "ausgewogen" und ein "wichtiges Instrument für die Schweiz". Die Schweizerische Volkspartei will nun versuchen, die genannten Forderungen zielorientiert mit Vorstössen im Parlament durchzusetzen. Sollte dies nicht gelingen, will man eine Volksinitiative lancieren. Auf die weitere Entwicklung darf man gespannt sein. Die Besorgnis der SVP lässt sich auf jeden Fall nachvollziehen und ist alles andere als aus der Luft gegrifffen, auch wenn gleich wieder reflexartig die Rassismus-Keule zur Ablenkung und Verharmlosung geschwungen werden wird. Brechen sie nun an - die moderneren Zeiten für die Schweiz nach dem Vorbild Österreichs?
09.07.21
19:22