Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Hasan Hasanović und sein Buch „Srebrenica. Kein Vergessen. Kein Vergeben“.
IslamiQ: Wem würden Sie Ihr Buch „Srebrenica. Kein Vergessen. Kein Vergeben“ gerne schenken und warum?
Hasan Hasanović: Ich würde mein Buch jemandem schenken, der das Verbot der Leugnung des Völkermords in Bosnien und Herzegowina durchsetzen kann. Und das wäre Angela Merkel.
IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?
Hasanović: Das Thema des Buches ist die Wahrheit über den Völkermord, über die Ermordung meiner Familienmitglieder durch Tschetniks. Ich denke, es würde sich positiv auf eine andere Einstellung gegenüber Bosnien und Herzegowina auswirken. Aber auch vorbeugend wirken, damit das Böse, welches in Bosnien passierte, sich nirgendwo auf der Welt wiederholt.
IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?
Hasanović: Mein Buch liest man in einem Zug. Es kann die Meinung derjenigen ändern, die über das Wesen des Krieges und der Aggression gegen Bosnien und Herzegowina nicht ausreichend informiert sind.
IslamiQ: Ihr Buch in drei Worten zusammengefasst?
Hasanović: Wahrheit, Schmerz, Ausdauer.
IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Am Ende Ihres Buches schreiben Sie: „Wir wurden wegen unserer Andersartigkeit getötet. Wegen unseres Vor- und Familiennamen. Wegen der Art, wie wir Gott anbeten und wegen unserer anders aussehenden Gotteshäuser. Wegen der anderen Religion, der wir angehören.“ Wie können diese Unterschiede überwunden werden, um in Frieden zusammenleben zu können – halten Sie das überhaupt für möglich?
Hasanović: Es stimmt, dass wir nur getötet wurden, weil wir muslimische Namen haben. Aber ich denke, wir können zusammenleben, denn Vielfalt ist Reichtum. Wir Bosniaken, Muslime, leben seit Jahrhunderten in Vielfalt mit anderen, ungeachtet der Religion und ohne uns gegenseitig Schaden zuzufügen. Der einzige und beste Weg der Versöhnung besteht darin, den verurteilten Völkermord nicht mehr zu leugnen, darin, aufrichtig zu bereuen und den Opfern des Völkermords in Srebrenica Respekt zu zollen. 8372 ist nicht nur eine Zahl. Dies sind die Vor- und Nachnamen derer, die auf monströse Weise getötet wurden.