Vertreter aus Religion, Politik und Zivilbevölkerung haben den Anschlag am Flughafen in Kabul mit Dutzenden Toten scharf verurteilt.
Nach den Explosionen am Kabuler Flughafen mit Dutzenden Toten haben sich Vertreter aus Politik, Religion und Zivilbevölkerung bestürzt gezeigt. Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Bekir Altaş, zeigt sich entsetzt über den Anschlag. „Mit Erschütterung beobachten wir, wie der ‚IS‘-Terror in Afghanistan wieder wütet und unschuldigen Zivilisten das Leben nimmt. Zutiefst besorgt sind wir auch, wie die Taliban wieder ihr Religions- und Weltbild anderen Menschen mit Gewalt aufzwingen“, erklärt Altaş in einer Pressemitteilung.
In der Religion gebe es keinen Zwang. Wer einen Menschen töte, töte die gesamte Menschheit. Altaş sei mit seinen Gedanken bei allen, die ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden. „Aus diesem 20 Jahre andauernden Afghanistan-Einsatz müssen dringend Lehren gezogen werden für die Zukunft. Das Versagen dort, der übereilte Abzug der US-Truppen und seiner Verbündeten ist unentschuldbar“, so Altaş weiter. Aus diesem Grund stehe die gesamte internationale Staatengemeinschaft in der Pflicht, diesem Treiben ein Ende zu setzen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, bezeichnete die Anschläge als einen „Akt mitleidloser und enthemmter Gewalt“. Er sei entsetzt. „Diejenigen, die Opfer der schändlichen Taten geworden sind, waren verängstigte Menschen, die alles daran setzten, das ihnen feindlich gewordene Land zu verlassen“, so der Limburger Bischof am Freitag auf Twitter. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, sagte: „Die Selbstmordanschläge sind teuflisch.“ Die Bilder und Berichte aus Afghanistan zerrissen einem das Herz, so Schick in einem Tweet. „Wir trauern um die Getöteten und erbitten Genesung den Verletzten.“ Der Bamberger Erzbischof rief außerdem dazu auf, um Versöhnung und Frieden zu beten.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb US-Präsident Joe Biden, dass Deutschland fest an der Seite der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus stehe. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der tapferen amerikanischen Soldaten, die ihr Leben gaben, um das Leben anderer zu retten. Mit ihrem mutigen Einsatz haben sie auch die Evakuierung vieler Deutscher und tausender afghanischer Ortskräfte erst möglich gemacht“, so Steinmeier in einem Kondolenzschreiben. Die Bundesregierung sprach von „unmenschlichen“ und „niederträchtigen“ Anschlägen.
Bei den Explosionen am Flughafen am Donnerstag waren laut Medien etwa 100 Menschen gestorben, darunter mindestens 13 US-Soldaten. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt. Berichten zufolge reklamiert der ‚IS‘-Terror den Anschlag für sich.
World Vision warnte davor, dass in Afghanistan Millionen Kinder in höchstem Maße gefährdet seien. Die humanitäre Lage im Land habe sich in den vergangenen Monaten bereits durch Dürre-Perioden und die Pandemie dramatisch verschlechtert. „Jedes Kind träumt von Frieden, Bildung, einer nahrhaften Mahlzeit und einer Chance, sein Potenzial zu entfalten“, sagte der Präsident der Kinderhilfsorganisation, Andrew Morley. Doch die Realität sei „herzzerreißend“. Es müsse weiter zusammengearbeitet werden, um Würde und Schutz zu gewährleisten und jedes Mädchen und jeden Jungen in dem Land zu stärken.
Pro Asyl kritisierte unterdessen die Bundesregierung für den Kriterienkatalog, der schutzbedürftige Afghanen ausweise. Dieser sei „viel zu eng gefasst“. Die Menschenrechtsorganisation forderte, auch weiteren gefährdeten Personen die Einreise nach Deutschland zu ermöglichen. (KNA, iQ)