Gedenken an die neun Opfer des rassistischen Anschlags und Bekenntnis gegen Hass und Gewalt: Schon bald soll die Entscheidung für das künftige Mahnmal fallen, das in Hanau an das Attentat erinnern wird.
Gut eineinhalb Jahre nach dem rassistischen Anschlag mit neun Toten in Hanau steht der Gestaltungswettbewerb für ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer vor dem Abschluss. Aus den insgesamt 118 eingereichten Vorschlägen hätten ein Fachbeirat und eine Jury aus Angehörigen der Opfer fünf ausgewählt, teilte die Stadt Hanau am Montag mit. An diesem Wochenende (4. und 5. September) sollen die Entwürfe im Congress Park Hanau erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und auch diskutiert werden können. Zudem werden sie vom 6. bis 18. September in einer Vitrinenausstellung im Kulturforum am Hanauer Freiheitsplatz zu sehen sein.
Bisher erinnern in Hanau Gedenktafeln an den Tatorten in der Innenstadt und im Stadtteil Kesselstadt sowie auf dem Hanauer Hauptfriedhof an die Anschlagsopfer. Auch ein „digitales Denkmal“ mit Nachrufen, Videos, Interviews mit Angehörigen der Opfer sowie einem Kondolenzbuch hatte die Stadt ins Leben gerufen.
Drei der Toten sind auf dem Hanauer Hauptfriedhof in Ehrengräbern bestattet. Dazu gehören Ferhat Unvar, Hamza Kurtović und Said Nesar Hashemi. Das Ensemble umfasst zudem Gedenksteine für die weiteren sechs Todesopfer: Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun und Fatih Saraçoğlu.
Das künftige Mahnmal solle nicht nur an die Ermordeten erinnern, sondern auch ein Bekenntnis gegen Hass und Gewalt, für Toleranz und ein friedliches Miteinander sein, erklärte die Stadt. Zu den fünf ausgewählten Entwürfen gehören die Arbeiten «Bruchstücke» von Matthias Braun aus Würzburg, „Einschnitt“ von Heiko Hünnerkopf aus Wertheim, «WIR» von Susanne Lorenz aus Berlin, „Der Vielfalt“ von Carla Mausch aus Nürtingen sowie «9» von Stephan Quappe Steffen aus Trier.
Nach der Erörterung wollen Fachbeirat und Jury den ersten Platz küren und eine Empfehlung zur Realisierung aussprechen. Die endgültige Entscheidung obliege danach dem Magistrat, den Ortsbeiräten und der Stadtverordnetenversammlung. Zweifellos werde es in diesem Prozess zu Diskussionen kommen, aber das sei erwünscht. Die Einbeziehung der Opferfamilien sowie der Hanauer Bürgerinnen und Bürger sei ausdrücklicher Wille von Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD), erklärte die Stadt. „Im besten Fall identifizieren sich nach diesem gemeinsamen Diskurs sowohl die Opferangehörigen als auch weite Teile der Hanauer Stadtbevölkerung mit der Gestaltung dieses Mahnmals.“ Es solle zum zweiten Jahrestag des rassistischen Anschlags am 19. Februar 2022 realisiert werden. (dpa, iQ)