Tag der offenen Moschee

25 Jahre TOM – Ausgangspunkt zahlreicher Projekte

Seit 1997 organisieren Muslime in Deutschland jährlich den Tag der offenen Moschee. IslamiQ sprach mit den Mitgliedern der TOM AG über die Vergangenheit und Zukunft des TOM.

28
09
2021
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Mitglieder der TOM Arbeitsgruppe
Mitglieder der TOM Arbeitsgruppe

Muslimen begegnen, Moscheen besichtigen und Dialoge führen. Für viele Menschen in Deutschland ist der Tag der offenen Moschee (TOM) ein fester Termin im Kalender und meist eine Aktivität für die ganze Familie. An diesem Tag öffnen Moscheen ihre Türen, erzählen ihre Geschichte und führen durch das Moscheeinnere. Ob sogenannte „Hinterhofmoschee“ oder prachtvoller Neubau – jede Moschee ist in ihrer Art einzigartig und hat einen ganz eigenen Charakter.

Seit 25 Jahren gehört der Tag der offenen Moschee zu den Angeboten der islamischen Gemeinschaften in Deutschland. Das Format ist, als Kennenlern- und Dialogangebot zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland, fest im Jahreskalender etabliert. Doch wer organisiert diesen Tag hinter den Kulissen. IslamiQ sprach mit den Koordinatoren der islamischen Religionsgemeinschaften in der TOM AG.

Die TOM AG wurde 2007 seitens des Koordinationsrates der Muslime (KRM) mit dem Ziel ins Leben gerufen, jährlich den Tag der offenen Moschee am 3. Oktober vorzubereiten. Zu den Aufgaben der AG gehört es, jedes Jahr ein Thema, als Motto vorzuschlagen, dazu Materialien wie Plakate und Broschüren zu entwickeln und eine Auftaktveranstaltung zu organisieren.

Der TOM basiert auf Ehrenamt 

Nurhan Soykan war zwischen 2007-2019 als Ausschussmitglied und ZMD-Vertreterin ehrenamtlich in der AG tätig. „Wir hatten kaum personelle, noch finanzielle Mittel. Dennoch können wir auf unsere Arbeit stolz sein. Es ist aber noch viel Luft nach oben“, erinnert sie sich zurück.

Der Tag der offenen Moschee sei für die ehrenamtlich betriebenen Moscheegemeinden eine neue Herausforderung. „Ich bin stolz darauf, dass sich sogar die kleinen Moscheen darauf vorbereiten und all ihre Gastfreundschaft zum Ausdruck bringen“, erklärt Soykan auf Anfrage von IslamiQ. Der unermüdliche ehrenamtliche Einsatz in den Moscheen begeistere sie jedes Mal aufs Neue. Der TOM sei ein festes Datum, an dem die Gesellschaft davon ausgeht, dass überall in den Moscheen etwas stattfindet.

Wie eine Brücke

Seyfi Öğütlü war bis ebenfalls bis 2019 als Vertreter des VIKZ in der Arbeitsgruppe. „Der TOM ist zum Sinnbild von Moscheen in Deutschland geworden. Durch den TOM sind sich bis heute Millionen Menschen begegnet und miteinander ins Gespräch gekommen“, erklärt Öğütlü auf Anfrage. Außerdem habe der TOM für ihn „eine Brückenfunktion“ innerhalb der Gesellschaft eingenommen.

Für Öğütlü werde der TOM auch in Zukunft eine große Bedeutung haben, auch wenn die Moscheen täglich für jedermann offen seien. „Durch zusätzliche Aktionen wie den TOM bieten Moscheegemeinden eine spezifische und zugleich öffentlichkeitswirksame Möglichkeit der Begegnung und der zwischenmenschlichen Kommunikation“, betont Öğütlü. Auch sei das mediale Interesse an diesem Tag sehr groß. Dadurch habe dieser Aktionstag in den vielen Jahren bis heute „einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erlangt“.

„Moscheen sind Orte des Austauschs und der Begegnung“

Murat Şahinarslan ist seit zwei Jahren für die DITIB in der AG tätig. Für ihn schaffe die Öffnung der Moscheen seit 25 Jahren einen Raum der Begegnung. „Denn die Moscheen sind nicht nur Gebetsstätten, sondern auch Orte des Austauschs und der Begegnung“, erklärt Şahinarslan auf Anfrage. Von den Anfängen bis heute sei eine Zunahme von Interessierten zu verzeichnen. Dies liege daran, „dass die Moscheen aus den Hinterhöfen rauskommen und ihren Platz in einer Stadtsilhouette einnehmen“. Die Moscheen seien sichtbarer und damit auch die Muslime. Der TOM sei eine bundesweite Aktion, in der die Moscheen und die Muslime „positiv wahrgenommen werden“. Die Zukunft des TOM sieht Şahinarslan anspruchsvoller. Er plädiert für eine Ausweitung des TOM, da Muslime und ihre Moscheen wichtige Akteure des gesellschaftlichen Lebens seien.  

„TOM ist Startpunkt für weitere Aktionen“

Ali Mete vertritt seit 2007, also seitdem es die Arbeitsgruppe gibt, den Islamrat in dieser Arbeitsgruppe. Er ist somit das dienstälteste Mitglied. Seine Aufgaben bestanden in den meisten Jahren in der Erstellung der TOM-Materialien sowie der Homepage und den sozialen Medien. So auch dieses Jahr, in dem anlässlich des 25. Jubiläums zusätzlich das „TOM Magazin“ erstellt wurde.

Mete zufolge stecke im Tag der offenen Moschee  viel Ehrenamt. „In meinen Fortbildungen und Moscheebesuchen am TOM habe ich durchweg engagierte und motivierte Menschen getroffen, Menschen, die nicht nur einen Sonntag in Fortbildungen kommen, mit organisieren und am Tag selbst teilweise mit der Familie in der Gemeinde aktiv sind“, so Mete weiter. Für viele Gemeinden sei dieser Tag „Startpunkt und Motivation, aus der über die Jahre viele weitere Aktionen und Angebote entstanden sind“.

Für die Zukunft des TOM sehe Mete drei Herausforderungen: „Wieso müssen Muslime solche Angebote wie den TOM schaffen? Wie kann man den TOM für eine breitere Öffentlichkeit schmackhafter machen? Wie kann man neue Personengruppen wie Schulklassen, Vereine, Gewerkschaften und Lehrer gezielter ansprechen, und zwar beim TOM und darüber hinaus?“, fasst Mete zusammen.