Mit dem Besuch im Ruhrgebiet aus Anlass des deutsch-türkischen Anwerbeabkommen vor 60 Jahren will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die vielfältigen Leistungen von Menschen mit Migrationshintergrund in der Region würdigen.
Mit dem Besuch im Ruhrgebiet aus Anlass des deutsch-türkischen Anwerbeabkommen vor 60 Jahren will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die vielfältigen Leistungen von Menschen mit Migrationshintergrund in der Region würdigen. „Hunderttausende von Menschen aus der Türkei (…) haben mitgehofen, die Wirtschaft in einer dynamischen Zeit mit aufzubauen, in einer Zeit, in der Arbeitskräfte in Deutschland fehlten. Menschen, die dieses, unser Land im Laufe der Jahre auch vielfältiger und offener gemacht haben, dazu auch wirtschaftlich stärker“, betonte Steinmeier zum Auftakt des Besuchs in Mülheim.
Mit seiner Frau Elke Büdenbender besichtigte der Bundespräsident am Dienstag dort zunächst die Stahlgussfabrik Friedrich Wilhelms-Hütte. 45 Prozent der dortigen Belegschaft hat einen Migrationshintergrund, viele sind die Nachfahren in zweiter oder dritter Generation sogenannter Gastarbeiter, die in den 1960er Jahren nach Deutschland zum Arbeiten kamen. „Die Arbeit war über lange Zeit der große Integrationsfaktor“, sagte Steinmeier in einem Gespräch mit Geschäftsführung und Mitarbeitern. Der Austausch habe gezeigt, dass Arbeit diese Bedeutung noch immer habe.
An die Besichtigung schließt sich für Steinmeier und seine Frau in Essen auf Zeche Zollverein der Besuch einer Ausstellung von Fotografien von Ergun Çağatay über türkisch-deutsches Leben an. Am Nachmittag will er mit Vertretern des deutsch-türkischen Fußballvereins Türkiyemspor Bochum ins Gespräch über die Bedeutung des Sports für die Integration kommen.
Seit den 1950er Jahren hatte die Bundesrepublik mit mehreren Ländern – darunter Italien, Spanien und Griechenland – Anwerbeabkommen geschlossen. Die Arbeitskräfte reichten angesichts des großen Aufschwungs im „Wirtschaftswunderland“ nicht aus. 1961 folgte der Vertrag mit Ankara, Ende 1973 dann ein Anwerbestopp. Zu diesem Zeitpunkt lebten von bundesweit etwa vier Millionen „Gastarbeitern“ fast ein Drittel in Nordrhein-Westfalen, viele im Ruhrgebiet. So sei sein Besuch auch „die Würdigung einer Region, die wahrscheinlich wie kaum eine andere durch Zuwanderung geprägt ist“, sagte Steinmeier. (dpa/iQ)