Gebetsruf

Kölner Moscheen dürfen öffentlich zum Freitagsgebet rufen

Moscheen können nun öffentlich zum mittäglichen Freitagsgebet rufen. In Köln wurde ein Modellprojekt gestartet. Muslimische Vertreter begrüßen den Schritt.

08
10
2021
Minarette der Kölner Zentralmoschee © shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Gebetsruf © shutterstock, bearbeitet by iQ.

In Köln dürfen Muezzine künftig zum Freitagsgebet rufen. Die Stadt kündigte am Donnerstag ein entsprechendes und zunächst auf zwei Jahre befristetes Modellprojekt an. Vorausgegangen seien Gespräche mit ortsansässigen Moscheegemeinden und eine rechtliche Prüfung.

Moscheegemeinden können auf Antrag und unter Auflagen ihre Gläubigen zum Freitagsgebet rufen, wie es hieß. Der Gebetsruf dürfe nur von 12.00 bis 15.00 Uhr und maximal fünf Minuten lang erfolgen. Die Lautstärke werde abhängig von der Lage der Moschee mit einer Höchstgrenze festgelegt. Die umliegende Nachbarschaft der Gemeinde sei im Vorfeld mit einem Flyer über den Gebetsruf zu informieren. Zudem habe jede Gemeinde eine Ansprechperson für Fragen zu benennen.

Zeichen gegenseitiger Akzeptanz

„Ich freue mich, dass wir mit diesem Modellprojekt den berechtigten religiösen Interessen der vielen Muslim*innen in unserer weltoffenen Stadt Rechnung tragen“, erklärte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Dies sei ein Zeichen der gegenseitigen Akzeptanz der Religion und ein Bekenntnis zur grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit.

Das Projekt wird den Angaben zufolge durch die Stadtverwaltung eng begleitet. Nach zwei Jahren wollen die Stadt und die beteiligten Moscheegemeinden ihre Erfahrungen auswerten und darüber entscheiden, ob die Neuregelung beibehalten werden kann. In Deutschland genießt der Gebetsruf grundsätzlich den Schutz der Religionsfreiheit, Artikel 4  Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes. 

Muslime begrüßen Modellprojekt

Die DITIB habe die Gespräche konstruktiv begleitet und begrüße das Modellprojekt. „Es ist ein wichtiger Schritt hin zu den in der Religionsfreiheit garantierten Rechten für Muslime. Doch dieser Schritt ist mehr als die Erfüllung eines Rechts“, erklärte DITIB-Generalsekretär Abdurrahman Atasoy auf Anfrage von IslamiQ. 

Auch Metin Aydın, Leiter der Verbandskommunikation des Kölner IGMG-Regionalverbands, begrüßt die Entscheidung der Stadt. „Das neue Modellprojekt ist ein Zeichen dafür, dass Muslime und der Islam zu Deutschland gehören“, erklärt Aydın. Zur freien Religionsausübung in Deutschland gehöre auch, dass die Religionen „ihr Wirken nach außen tragen können”. Dazu gehöre auch der öffentliche Gebetsruf, der eine Einladung sei, in die Moschee zu kommen.

 

Leserkommentare

Vera sagt:
Und da soll noch einer sagen, die Islamisierung in Deutschland würde nicht voranschreiten. Es gibt genügend nicht-muslimische Vertreter, die diesen Schritt - islamisches Wirken nach außen tragen - nicht begrüßen. All die Islam-Verbände werden jetzt sicherlich frohlocken. "Doch dieser Schritt ist mehr als die Erfüllung eines Rechts", tönt der DITIB-Generalsekretär. Das klingt ja fast wie eine Drohung. Kommt bald und sukzessive eine islamische Infiltration auf allen Ebenen? Und natürlich hat das alles mit Politik nichts zu tun; nur tiefste Religiosität sei hierbei Ansporn, so wird scheinheilig suggeriert. Was der Islam ursächlich weltweit anrichtet - täglich erfahren wir es in den Medien. Und natürlich strebt er immer noch nach der Weltherrschaft. Dieses Streben als universeller & absoluter Wahrheitsverkünder ist ihm urtümlich, fest und starr - absolutistisch - in die Wiege gelegt.
09.10.21
16:57
Abdussamed, der Anbeter sagt:
Religionsfreiheit ist dann tatsächlich Religionsfreiheit, wenn die Religion der Minderheit tatsächlich toleriert wird ohne große Diskussionen. Der Gebetsruf ist im Islam zentral und wird seit Bilal Habeschi (radiulllahu anh) ausgeführt. Verwunderlich, dass es bisher in Deutschland nicht ausgeführt wurde seitens der Muslime. Eine Sache von nicht mal 5 Minuten, 5x am Tag, sollte von der Mehrheitsgesellschaft im Sinne der gelebten Vielfalt tolerierbar sein.
10.10.21
17:16
Vera sagt:
Der Anbeter hier fordert jetzt gleich im Anschluß offenbar und ernsthaft, dass überall in Deutschland "5x am Tag - nicht mal 5 Minuten" lang in Stadt und Land der islamische Gebetsruf von beauftragten Muezzins - von allen Menschen toleriert und hingenommen - traditionell in arabischer Sprache und wie bei Bilal Habeschi erschallen soll - und zwar "ohne große Diskussionen", Die uralte Redewendung - ein Spruch im feinsten Berliner Slang - "Nachtigall, ick hör dir trapsen!" bringt die Sache auf den Punkt. Religionsfreiheit und Politik müssen diesen Ausdruck tiefster Religiosität - da angeblich oder fundamentalistisch zentral im Islam - tatsächlich möglich machen und allen - auch den sog. Ungläubigen - quasi aufs Auge bzw. aufs Ohr drücken? Im Sinne der gelebten Vielfalt könnten übrigens an allen Moscheen ohne große Diskussionen inspirierende Regenbogenfahnen - das weltweite Symbol der LGBTIQ-Bewegung - als Zeichen für Toleranz und Akzeptanz & Friedfertigkeit angebracht werden. Verwunderlich, dass es bisher in Deutschland noch nicht ausgeführt wurde seitens der Muslime.
11.10.21
14:30