Einer repräsentativen Untersuchung halten nur 18 Prozent der Menschen in Deutschland den islamischen Gebetsruf für selbstverständlich.
Rund drei Viertel der Menschen in Deutschland lehnen einer Umfrage zufolge ab, dass der „Gebetsruf genauso selbstverständlich zu hören sein sollte wie Kirchenglocken“. 64 Prozent wollen dies sogar „auf keinen Fall“, wie die am Donnerstag veröffentlichte repräsentative Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Bonner „General-Anzeigers“ zeigt. Nur 18 Prozent sprechen sich für den islamischen Gebetsruf aus. 6 Prozent sind unentschieden.
Civey hatte den Angaben zufolge online 5.011 Teilnehmende befragt. Mit 98 Prozent sind fast alle Anhänger der AfD gegen den alltäglichen Gebetsruf. Unter den Unions- und FDP-Wählern liegt die Ablehnung einer Selbstverständlichkeit mit je 88 Prozent ebenfalls über dem Schnitt aller Teilnehmenden. Grünen- und Linken-Anhänger bewerten die Frage gemischt: Etwa je die Hälfte ist dagegen und je 40 Prozent sind dafür.
In allen Altersgruppen überwiegt die Ablehnung, wobei sich die 18- bis 29-Jährigen mit einem Viertel am ehesten für einen regelmäßigen Gebetsruf aussprechen. Im Osten und im Westen lehnen diesen 78 beziehungsweise 76 Prozent ab. Unterschiede gibt es zwischen katholischen und evangelischen Christen. Während Katholiken zu 82 Prozent die Frage verneinen, sind es unter den Protestanten 71 Prozent. Konfessionslose bekunden zu 76 Prozent Ablehnung.
Die Stadt Köln hatte vergangenen Donnerstag angekündigt, dass Muezzins künftig auf Antrag und unter Auflagen zum Freitagsgebet rufen dürfen. Zu den Auflagen gehört, dass der Gebetsruf nicht länger als fünf Minuten dauert. Für die Lautstärke gibt es eine Höchstgrenze, die je nach Lage der Moschee festgelegt wird. Das Modellprojekt ist zunächst auf zwei Jahre befristet.
Nach Angaben der Stadt liegen entsprechende Anträge von Moscheegemeinden für den Muezzin-Ruf aber noch nicht vor. „Stand heute ist noch kein Antrag eingegangen, daher ist auch nicht absehbar, wann es losgeht“, teilte eine Sprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. (KNA, dpa, iQ)