Gebetsruf

Bedford-Strohm zeigt sich offen zu Gebetsrufen in Köln

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich offen für das Modellprojekt zu Muezzinrufen in Köln gezeigt.

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10
2021
Heinrich Bedford-Strohm
EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm © ELKB/vonwegener.de, bearbeitet IslamiQ

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich offen für das Modellprojekt zu Muezzinrufen in Köln gezeigt. „Das ist etwas, was man sehr stark vor Ort klären muss. Es gibt ganz unterschiedliche Kulturen interreligiösen Dialogs. Wenn das in Köln als integrativer Teil eines religiösen Lebens erlebt wird, dann ist da nichts dagegen zu sagen“, sagte der bayerische Landesbischof im Interview des „Mannheimer Morgen“.

„Müssen interreligiösen Dialog intensivieren“

Dagegen sei das Glockengeläut etwas anderes: „nämlich Ausdruck der gewachsenen Kultur hier in Deutschland, wo Glockengeläut für viele Menschen einfach dazugehört. Aber auch da gibt es ja Proteste an manchen Orten, weil Menschen sich gestört fühlen.“ Insgesamt habe das Geläut „in unserer westlichen Kultur bisher einen anderen Stellenwert als der Muezzinruf“. Zugleich gebe es Weiterentwicklungen. „Deswegen müssen wir den interreligiösen Dialog intensivieren – im Geist der Toleranz, den ich mir für die Gesellschaft insgesamt wünsche“, sagte Bedford-Strohm.

„Dass Muslime hier leben, dass sie auch ihre Religion ausüben, und nicht nur im privaten Kämmerlein, gehört für mich zu einer demokratischen Gesellschaft. Gleichzeitig ist das Christentum die Kultur, die hier gewachsen ist“, betonte der Landesbischof. Jetzt sei man in einem „Findungsprozess, wie man die Tatsache, dass Muslime hier ihren Glauben auch leben dürfen, vor Ort gestaltet“.

Polizisten „ausreichend sensibilisieren“

Auf die Äußerung des Interviewers, man habe im Moment den Eindruck, Muslime würden durch die Politik ermuntert, während Juden Probleme hätten, ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu zeigen, sagte der Bischof: „Also wenn es so wäre, wäre das ganz fürchterlich.“ Alle müssten gegen Antisemitismus einstehen. „Niemand kann sich auf die Meinungsfreiheit berufen, wenn er antisemitische Äußerungen macht. Überall, wo Juden verbal oder sogar physisch bedroht werden, müssen wir als Gesellschaft zusammenstehen und klar Flagge dagegen zeigen.“

Wenn Menschen wegen ihres Glaubens angefeindet oder angegriffen würden, müsse dies strafrechtlich verfolgt werden, so Bedford-Strohm. Polizisten müssten „ausreichend sensibilisiert“ werden. „Um das Problem bei der Wurzel zu packen, ist Bildungsarbeit zentral. Und es gehört zivilgesellschaftliches Engagement dazu und die politisch klare Wegweisung, dass Antisemitismus nicht geduldet wird.“ (KNA)

Leserkommentare

Vera sagt:
Heinrich Bedford-Strohm begrüßt das Modellprojekt zu Muezzin-Rufen in Köln - als integrativer Teil eines religiösen Lebens. Allerdings gibt es auch Menschen, die das Ganze nicht so begrüßenswert und willkommen heißen können. Die 'Bild'-Reporterin und Ex-Muslima Shammi Haque sagt bei 'Bild Live': "Der Muezzin-Ruf macht mir Angst"; sie mußte vor Islamisten aus ihrer Heimat Bangladesch fliehen. Bei Twitter schrieb sie: "Der Muezzin-Ruf erinnert mich an Folter, Hetze und Blut. In einem säkularen Land sollte eine Stadt es nicht erlauben, jede Woche freitags 'Allah ist größer' zu schreien. Das wollten wir nicht mehr hören, deswegen sind wir hierher geflüchtet." Die bekannte Ditib Groß-Moschee in der Domstadt soll nun als Zeichen ihrer Toleranz den Bürgern der Stadt an Freitagen akustisch näherkommen, weil Oberbürgermeisterin Reker das gut findet. Ob das auch wirklich ankommt und überzeugend funktioniert?
19.10.21
4:40