In Sachsen hatte der NSU sein Basislager. Von hier führte seine blutige Spur durchs Land. Nun soll ein Dokumentationszentrum die Aufarbeitung vorantreiben.
Sachsen treibt die Pläne für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Terrorismus und dessen Aufarbeitung voran. Justizministerin Katja Meier (Grüne) übergab dazu am Donnerstag einen Förderbescheid über 95 000 Euro an den Verein Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA Sachsen). Mit dem Geld soll in einer ersten Phase ein Konzept für ein solches Zentrum erarbeitet werden. Es solle ein lebendiger Ort werden, wo Bildungsarbeit und demokratischer Austausch stattfinde, Standpunkte diskutiert sowie Ideen entwickelt und umgesetzt würden, erklärte Meier in Zwickau.
„Die Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex ist von nationaler Tragweite“, betonte die Ministerin. Ziel sei es, gegen Rassismus vorzugehen und aktiv die Demokratie zu stärken. „Das Erinnern ist eine zentrale Voraussetzung, um Extremismus in Zukunft stark entgegentreten zu können. Und das geplante Dokumentationszentrum wird uns dem „Nie wieder!“ ein großes Stück näherbringen.“ CDU, Grüne und SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, die Errichtung eines solchen Zentrums zu unterstützen. Wo es genau es letztlich entstehen wird, sei offen, sagte Meier.
Am Donnerstag vor zehn Jahren war die rechtsextreme Terrorzelle aufgeflogen. Nach dem Suizid von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nach einem Banküberfall am 4. November 2011 in Eisenach hatte Beate Zschäpe die gemeinsame Wohnung in Zwickau angezündet. Dort hatte das Terror-Trio jahrelang unentdeckt gelebt. Es ist für zehn Morde und weitere Straftaten verantwortlich; Zschäpe wurde deswegen zu lebenslanger Haft verurteilt.
In Zwickau wird seit zwei Jahren im Schwanenteichpark an die Mordopfer des NSU erinnert: acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine Polizistin. Für jeden von ihnen wächst dort ein Baum samt Gedenktafel.
Dagegen gehört Chemnitz bundesweit zu den wenigen Städten mit NSU-Bezug, wo es bisher keinen Gedenkort gibt. In der Stadt hatte das Trio nach der Flucht aus Jena zunächst mit Hilfe von Unterstützern Ende der 1990er Jahre Zuflucht gefunden und sich mit Raubüberfällen in der Region Geld beschafft. Erst später war es nach Zwickau weitergezogen. (dpa, iQ)