Islamische Begriffe werden oft missbraucht und verlieren dadurch ihre eigentliche Bedeutung. Im IslamiQ Glossar geht es um die ursprüngliche Bedeutung der Wörter. Heute der Ausdruck „Allahu akbar“.
Der Ausdruck „Allahu akbar“ bezieht sich im Arabischen auf das Verb kabbara, das so viel wie „preisen“, „rühmen“, „verherrlichen“ bedeutet. Kabbara kommt im Koran an mehreren Stellen vor, z. B.: „und deinen Herrn, den preise als den Größten“[1]; „… Und verherrliche ihn doch als den Größten!“[2]
Allah ist das arabische Wort für Gott. Die Komparativform akbar (größer) geht zurück auf das Adjektiv kabîr. So bedeutet „Allahu akbar“: Allah ist größer. Aber auch Übersetzungen wie „Allah ist groß“, „Allah ist der Größte“ oder „Allah ist am größten“ sind möglich. Jedoch ist die Variante „Allah ist größer“ vorzuziehen.
„Allahu akbar“ bedeutet, dass Allah größer ist als alles andere. Allah steht über allem. Diesen Stellenwert besitzt er auch in den Herzen der Gläubigen. Nichts darf darin größer sein als Allah, auch wenn es noch so wertvoll erscheint. In einem Koranvers heißt es dazu: „Sag: Wenn eure Väter, eure Söhne, eure Brüder, eure Gattinnen und eure Sippenmitglieder, Besitz, den ihr erworben habt, Handel, dessen Niedergang ihr fürchtet, und Wohnungen, an denen ihr Gefallen findet, euch lieber sind als Allah und sein Gesandter und die Anstrengung auf seinem Weg, dann wartet ab, bis Allah mit seiner Anordnung kommt! Allah leitet das Volk der Frevler nicht recht.“[3]
Die Formel „Allahu akbar“ erinnert an das Verhältnis des Menschen zu seinem Schöpfer. Alles kommt von Allah, alles ist ihm zugewandt. Er ist es, der alles lenkt und vor dem letzten Endes jeder Rechenschaft ablegen wird. Die Wiederholung des Ausrufs mehrmals täglich, etwa zu Beginn des Gebetsrufes oder im Gebet, erinnert den Gläubigen immer wieder an Allah und sein Verhältnis zu ihm. Wenn die Zeit des Gebets eintritt und Allah die Gläubigen zu sich einlädt, lassen sie alles stehen und liegen und wenden sich nur ihm zu.
Der Ausdruck „Allahu akbar“ ist fester Teil des täglichen Gebets. Mit ihr beginnt das Gebet, und auch zwischen den unterschiedlichen Gebetshaltungen dient sie als Trennsignal. Zu Beginn jeder neuen Gebetshaltung sagen der Imam und die Betenden „Allahu akbar“, genauso wie an den Festtagen und an verschiedenen Stationen der Pilgerfahrt. Außerdem wird er in der Alltagssprache zudem auch als Ausdruck des Glücks, der Verwunderung und des Staunens verwendet. Kurz gesagt: „Allahu akbar“ begleitet die Muslime durch das tägliche religiöse Leben.
Da die Formel oft von Extremisten vor oder während Gewalttaten und als Teil ihrer Rhetorik verwendet wird, ist er zu einer Chiffre für Gewalt geworden. Daher gilt der Ausruf heutzutage – irreführenderweise – als Hinweis auf die Motivation eines Täters. Wie viele andere Begriffe wird der Ausdruck im Mediendiskurs fast ausschließlich extremistischen Gruppen zugeschrieben. Dadurch wird die oben skizzierte alltäglich-religiöse Bedeutung und Verwendung vollständig ausgeblendet und die gesamte muslimische Gemeinschaft sowie ihre Religion diskreditiert und mit Gewalt in Verbindung gebracht.
Literatur:
– Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart: Arabisch-Deutsch. 5., neu bearb. u. erw. Aufl., Harrassowitz Verlag, 1985
– Deutungskampf im Islam. „Der Täter rief Allahu Akbar“. In: https://www.deutschlandfunk.de/deutungskampf-im-islam-der-taeter-rief-allahu-akbar.886.de.html?dram:article_id=380831
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[1] Sure Muddaththir, 74:3
[2] Sure Isrâ, 17:111
[3] Sure Tawba, 9:24