Die „Initiative 19. Februar Hanau“ hat den Aachener Friedenspreis 2021 erhalten. Trotz eigener Betroffenheit und Traumata setzt sie sich für Frieden, Sensibilisierung und Aufklärung ein.
Ausgezeichnet wurden am Samstagabend mit dem Aachener Friedenspreis 2021 die „Initiative 19. Februar Hanau“ sowie die „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“. Beide Projekte wurden von Angehörigen der Opfer des rassistischen und rechtsextremen Anschlags von Hanau gegründet. Ein 43-Jähriger hatte in Hanau am 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Vermutlich erschoss er danach seine Mutter und schließlich sich selbst. Die Tat hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Der Täter hätte eine rechtsradikale Ideologie gehabt.
Außerdem ehrte der Verein die interreligiöse Fraueninitiative WIC (Women’s Interfaith Council) in Nigeria, auch „Mütter für den Frieden“ genannt. Sie setzt sich seit 2010 in der Krisenregion Kaduna für ein gewaltfreies Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen ein. Die Initiative wird unter anderem vom katholischen Hilfswerk missio aus Aachen unterstützt.
„Zu meinen schönsten Erfahrungen gehört es, wenn christliche und muslimische Frauen sich gemeinsam für die Sache des Friedens einsetzen“, sagte die muslimische WIC-Koordinatorin, Daharatu Ahmed Aliyu, in ihrer in Teilen vorab veröffentlichten Dankesrede. „Gemeinsam können wir Frieden schaffen.“
Der Präsident des katholischen Hilfswerks missio Aachen, Dirk Bingener, würdigte die Arbeit der Preisträger: „Der Einsatz gegen Hass, Extremismus und Gewalt ist mutig und verdient die höchste Anerkennung. Ich bin dankbar, dass sich Menschen dieser schweren Aufgabe annehmen – in Deutschland und in Nigeria.“
Bingener unterstrich in einem Schreiben an die Hanau-Initiativen Verbindendes: „Viele der Frauen des ‚Women’s Interfaith Council‘ haben selbst Angehörige und Freunde durch Gewalt verloren. Wie Sie fordern die ‚Mütter für den Frieden‘ Gerechtigkeit für Betroffene. Wie Sie treten sie für die Würde des Menschen ein und wenden sich gegen jede politische oder ideologische Instrumentalisierung von Herkunft, Geschlecht oder Religionszugehörigkeit.“ Dieser Weg sei mühsam und mit Rückschlägen verbunden, aber der einzig richtige. „Diese Haltung und dieses Engagement verbinden alle drei Preisträgerinnen und -träger des Aachener Friedenspreises 2021.“
Der Aachener Friedenspreis wurde 1988 erstmals verliehen. Ziel der Auszeichnung ist es, Einzelpersonen oder Gruppen zu würdigen, die „von unten her“ zu Frieden und Verständigung beitragen. (KNA, iQ)