Berlin

Braun: Gebetsruf „selbstverständlich auch in Deutschland“

Im Zuge seiner Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz hat sich der noch geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun aufgeschlossen gegenüber einer Erlaubnis von Muezzinrufen in Deutschland gezeigt.

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Muezzinruf muss nicht fremd erscheinen © by Evangelisches Schuldekanat Schorndorf/Waiblingen auf Flicker (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ
Symbolbild: Minarett © by Evangelisches Schuldekanat Schorndorf/Waiblingen auf Flicker (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Im Zuge seiner Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz hat sich der noch geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) aufgeschlossen gegenüber einer Erlaubnis von Muezzinrufen in Deutschland gezeigt. „Das ist etwas, was es selbstverständlich auch in Deutschland gibt“, sagte Braun bei „Bild Live“ in der Talkshow „Die richtigen Fragen“ am Sonntagabend. „Der Muezzinruf ist etwas, was zur freien Religionsausübung gehört.“

In Deutschland gibt es bislang einige Dutzend Gemeinden, in denen der Muezzin zum Gebet rufen darf. Zuletzt hatte ein auf zwei Jahre befristetes Modellprojekt zu Gebetsrufen in Köln bundesweit für Debatten gesorgt. Seit Anfang Oktober können muslimische Gemeinden dort den öffentlichen Gebetsruf bei der Stadt beantragen. Der Muezzin darf dabei nur an Freitagen für maximal fünf Minuten erklingen; die Lautstärke muss reguliert sein und die Nachbarschaft ist vorab zu informieren.

Stadt erlaubt öffentlichen Gebetsruf

In Raunheim dürfen Moscheen künftig öffentlich zum Freitagsgebet rufen. Außerdem soll der Gebetsruf während des Ramadans einmal täglich ertönen. Ein entsprechender Antrag des Türkischen Kultur- und Bildungsvereins Raunheim e.V. und dem marokkanischen Freundschaftskreis Raunheim wurde am Freitag in der Stadtverordnetenversammlung fast einstimmig beschlossen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Timotheus sagt:
Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster: "Der Muezzin-Ruf kann als politisches Symbol missverstanden werden. Er ist nicht Teil der religiösen Gebote, und die meisten Muslime haben nicht darum gebeten...Aus muslimisch-theologischer Perspektive...gehört zu den Säulen des Islams...der Gebetsruf doch nicht." Domradio.de: "Ablehnung überwiegt. Rund drei Viertel der Menschen in Deutschland lehnen laut einer Umfrage ab, dass der Muezzinruf genauso selbstverständlich zu hören sein sollte wie Kirchenglocken. 64 Prozent wollen dies sogar 'auf keinen Fall'." Und zum "Modellprojekt in Köln...Konfessionslose, die zu 76 Prozent Ablehnung bekunden." Serap Güler (CDU sieht den Muezzin-Ruf nicht als zwingend für ihre persönliche Religionsfreiheit an. Auch Teile der CSU lehnen die Muezzinrufe klar ab: "Sie sind nicht Teil unserer abendländischen Tradition. Zur islamischen Religionsausübung werden Gebetsrufe auch nicht gebraucht", sagte Vize-Generalsekretär Florian Hahn (CSU) gegenüber 'Bild'. CSU-Politiker Kuffer. "Das ist ein völlig falsches Verständnis von Liberalität, von Integration. Ich halte das für verheerend. Wir lassen uns, wenn wir diesen Weg gehen, von Ditib geradezu veräppeln." Soziologin Kelek hält das "Kölner Modell-Projekt" für eine falsche Islam-Politik: "Wir brauchen dringend Reformen" - in den islamischen Ländern sei das wegen der "Dikaturen im Namen des Islam nicht möglich." Kelek fragt sich: "Warum ist eine Oberbürgermeisterin von Köln so beratungsresistend?" Gebetsruf - keinesfalls selbstverständlich auch in Deutschland, sondern unerwünscht.
16.11.21
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