Das absolute Verbot fiel bereits im April: Wer aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen nur in einem Leichentuch beerdigt werden will, solle dies in Bayern auch in Anspruch nehmen können.
Das absolute Verbot fiel bereits im April: Wer aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen nur in einem Leichentuch beerdigt werden will, solle dies in Bayern auch in Anspruch nehmen können. Das gilt jedenfalls, wenn Städte und Gemeinden in ihrer Funktion als Friedhofsträger Bestattungen ohne Sarg zulassen. München hat das getan.
Dort gab es nun, wie der BR online berichtet, in den vergangenen Wochen drei Beerdigungen dieser Art. Muslimische Gemeinden hatten sich lange für diese Änderung eingesetzt. Doch von der neuen Regelung profitiert nicht nur die muslimische Gemeinde, auch im Judentum soll eigentlich auf Särge verzichtet werden. Der muslimische Bestatter Salih Güler aus München sagte, inzwischen würden auch andere deutsche Städte ihre Satzung ändern und Bestattungen ohne Sarg anbieten. Für Musliminnen und Muslime in Deutschland gelte unterschiedliche Regeln – je nachdem, wo sie leben bzw. sterben. In einigen Bundesländern sei die sarglose Bestattung erlaubt, in anderen verboten.
In Österreich gelte jedenfalls nach wie vor die Sargpflicht. Muslimische Gelehrte haben klargestellt, so der Verwalter des Wiener Islamischen Friedhofs Ibrahim Ali gegenüber Medien, dass es in Ordnung sei, Musliminnen und Muslime in einem Sarg zu beerdigen, wenn es rechtlich nun mal nicht anders möglich ist. „Natürlich wäre es besser, wenn es ohne Sarg geht, aber uns sind die Hände gebunden“, sagte Ali.
Früher habe es in der islamischen Gemeinde mehr Diskussionen darüber gegeben, ob Bestattungen in Österreich nach islamischen Riten ablaufen können. Das habe sich geändert, als die ersten islamischen Friedhöfe eröffnet wurden. Musliminnen und Muslime können sicher sein, dass sie eine islamische Bestattung haben werden, allerdings mit Sarg. Angesprochen auf die Neuregelung in Bayern sagt Ali, man könne überlegen, ob es sich lohne, das Thema in Österreich wieder zu besprechen.
In Bayern sieht man die gefallene Sargpflicht auch als Zeichen der Integration. Und „es muss auch ein Zeichen der Normalität sein“, sagt Heino Jahn, Leiter der Städtischen Friedhöfe, München dem BR. Dass es nun auch möglich ist, dass Menschen, die sich aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen nicht in einem Sarg beerdigen lassen wollen, das auch können, sei in einer „weltoffenen Stadt“ wie München eine „Selbstverständlichkeit“.