26 Jahre nach dem Völkermord wurde ein neues Massengrab gefunden. Damit ist es das am weitesten von Srebrenica entfernt entdeckte Massengrab.
In einem aus dem Jahr 1995 stammenden und im Süden von Bosnien-Herzegowina entdeckten Massengrab sind weitere Opfer des Genozids bekannt geworden. Wie die Internationale Kommission für vermisste Personen (ICMP) am Mittwoch bekannt gab, sei der Fundort das bisher am weitesten von Srebrenica entfernt entdeckte Massengrab. Aus den exhumierten Überresten wurden DNA-Proben entnommen und genetischen Proben abgeglichen, die durch Angehörige der Vermissten zur Verfügung gestellt wurden. Dabei habe man Übereinstimmungen von zehn Opfern ermitteln können.
Zum ersten Mal sei ein Massengrab in der Nähe der Stadt Kalinovik gefunden, das 200 Kilometer von Sebrenica entfernt liegt. „Ungewöhnlich an dem Fundort ist, dass sie von allen bisher geborgenen Massengräbern des Völkermords, das am weitesten von Srebrenica entfernt ist. Sein Standort ist nur wenige Kilometer vom Dorf Godinjska Bara entfernt, in der Nähe von Trnovo, wo Paramilitärs der Einheit „Scorpions“ Mitte Juli 1995 sechs bosniakische Gefangene aus Srebrenica hingerichtet hatten“, sagte Matthew Holliday, Leiter des Westbalkan-Programms des ICMP.
Seit dem Genozid werden jedes Jahr weitere Leichen identifiziert und am Jahrestag von Srebrenica beerdigt. Offiziell geht man mittlerweile von über 8.400 Opfern aus. Davon sind 6.671 Menschen identifiziert und in der Gedenkstätte Potočari beerdigt worden. Um den Massenmord zu verschleiern, wurden seitens der Täter einige Gräber später wieder ausgehoben und auf andere Gebiete verteilt. Jahre nach dem Völkermord wurden an über 570 Orten Leichen entdeckt. Das jüngste Opfer, Fatima Muhič, wurde nach einigen Tagen ihrer Geburt ermordet.
Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica zum Schauplatz der grausamsten Tat in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Während des Bürgerkrieges (1992-1995) in Bosnien und Herzegowina marschierten serbische Truppen im Juli 1995 in die Stadt ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken wurden an diesem Tag zusammengetrieben und getötet.
Über mehrere Tage hat sich das Massaker von Srebrenica hingezogen. Spätere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Morde an verschiedenen Punkten gezielt und geplant begangen wurden. Knapp 7.000 Menschen galten Ende Juli 1995 als vermisst. Berichte über Vergewaltigungen und Morde sind erst Tage nach dem Massaker durch Flüchtlinge und Blauhelmsoldaten zu vernehmen gewesen.