Am Montagabend wurde die Eyüp Sultan Moschee in Leipzig von mehreren unbekannten Personen angegriffen. Die Polizei ermittelt.
Die Eyüp Sultan Moschee der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Leipzig ist am Montagabend angegriffen worden. Es seien vier Fensterscheiben eingeschlagen worden, sagte ein Polizeisprecher. Zuvor waren etwa 80 Menschen durch die Eisenbahnstraße im Leipziger Osten gezogen, hatten Pyrotechnik gezündet, Mülltonnen in Brand gesetzt und fünf Autos durch Flaschenwürfe beschädigt. Auch ein Streifenwagen sei mit Farbbeuteln und Steinen beworfen worden.
Die Polizei kontrollierte zwölf Personen und nahm diese für die erkennungsdienstliche Behandlung mit auf das Revier. Sie durften anschließend wieder gehen und wurden nach Angaben der Sprecherin nicht in Gewahrsam genommen. Der Sachschaden rund um die Moschee und die Eisenbahnstraße wird auf rund 30 000 Euro geschätzt. Nach bisherigen Angaben war die Moschee das einzige Gebäude, das beschädigt wurde.
Zu einem möglichen politischen Motiv äußerte sich die Polizei zunächst nicht. In der Nacht hatte ein Polizeisprecher gesagt, die Moschee sei im Zusammenhang mit einem Aufzug von etwa 100 vermummten Menschen beschädigt worden, die die Polizei als linksmotivierte Gruppe einordne. Ob das islamische Gotteshaus gezielt beschädigt wurde, sagten die Beamten zunächst nicht.
Der Vorstandsvorsitzende der Gemeinde Ömer Mumcu berichtete gegenüber Medien, dass die Moschee leider immer wieder angegriffen und beschädigt werde. „Es war nicht das erste Mal und wird, so wie es aussieht, auch nicht das letze Mal sein. Ich hoffe, dass uns die Polizei in der Zukunft unterstützt und beiseite steht“, so Mumcu. Dies sei der 8. Angriff allein auf die DITIB-Moschee in Leipzig innerhalb von 5 Jahren. Seit Anfang 2021 zählt die Antidiskriminierungsstelle der DITIB bereits über 22 verifizierte tätige Moschee-Übergriffe.
Abdurrahman Atasoy, Generalsekretär der DITIB, sagte dazu: „Jeder Moscheeübergriff ist einer zu viel. Nicht genug, stellen wir bisweilen fest, dass tendenzielle „Hintergrundinfos“ über den DITIB-Verband als unzulässige Erklärungs- und Rechtfertigungsversuche gedeutet werden können, die dazu geeignet sind, einer Feind-Markierung gleichzukommen. Denn mit Worten beginnt, was sich in abscheulichen Übergriffen Bahn bricht. Deeskalationen vor Ort, aber auch in der Sprache sind hier von besonderer Wichtigkeit.“
Der Islamrats-Vorsitzende Burhan Kesici verurteilt den Angriff aufs Schärfste und spricht seine Solidarität aus. „Der antimuslimische Rassismus ist nicht nur ein rechtsextremistisches Phänomen. Er muss in allen Bereichen bekämpft werden“, erklärte Kesici.
Auch Politikerin Christine Buchholz (Die Linke) zeigte sich in einem Statement bestürzt über den Angriff auf die Moschee. „Meine Solidarität gilt der Gemeinde. Angriffe auf Moscheen, Synagogen und Kirchen sind in aller Schärfe zu verurteilen. Dieser Angriff ist kein Einzelfall“, erklärt Buchholz. Momentan werde eine autonome Gruppe verdächtigt, die Moschee angegriffen zu haben. „Wenn sich der Verdacht erhärtet, dann wäre das ein bitteres Beispiel dafür, wohin antimuslimische Ressentiments und die Verharmlosung von antimuslimischem Rassismus führen“, so Buchholz.
Die Leipziger Landtagsabgeordnete Juliane Nagel kritisierte die Ausschreitungen. „Anschläge auf Moscheen in Deutschland, gar in Sachsen? Geht gar nicht“, schrieb sie bei Twitter.
Irena Rudolph-Kokot, SPD-Vorsitzende in Leipzig, sprach ebenfalls ihr Mitgefühl aus. Was gar nicht gehe, sei, eine Moschee anzugreifen. Es sei „extrem unreflektiert“, gerade in Sachsen in einem migrantisch geprägten Viertel eine von Musliminen und Muslimen mangels Auswahl besuchte Religionsstätte anzugreifen. „Diese Eskalation ist inakzeptabel.“ (dpa/iQ)