Rechtsextremismus

596 Rechtsextremisten per Haftbefehl gesucht

Aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage geht nun hervor, dass in den ersten neuen Monaten dieses Jahres 596 Rechtsextremisten per Haftbefehl gesucht werden.

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12
2021
Rechtsextremismus, Feindeslisten, Neonazi, Verfassungsschutz
Symbolbild: Rechtextremismus © by Matthias Liffers auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Die deutschen Behörden haben zuletzt mit Haftbefehl nach 596 Rechtsextremisten gefahndet. Bei 140 von ihnen lag dem Haftbefehl der Verdacht auf eine politisch motivierte Tat zugrunde, gegen neun dieser Personen lagen mehrfache Haftbefehle vor. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Die Zahlen spiegeln den Stand zum Stichtag 30. September wider.

Insgesamt waren zuletzt 788 Haftbefehle zur Fahndung gegen politisch motivierte Straftäter aus dem rechten Spektrum in verschiedenen polizeilichen Datenbanken offen. Ein halbes Jahr zuvor waren dort 602 offene Haftbefehle gegen Rechte gespeichert gewesen. Auf eine Person können mehrere Haftbefehle entfallen, zudem geht es nur bei einem Teil der Haftbefehle gegen Extremisten um politisch motivierte Taten.

Bei 147 der Gesuchten steht der Verdacht auf ein Gewaltdelikt im Raum, bei zwölf davon geht es sogar um mehrere derartige Taten. Bei 24 der 147 Menschen war in der polizeilichen Fahndungsdatenbank Inpol-Z der Verdacht auf eine politisch motivierte Gewalttat als Grund für den Haftbefehl verzeichnet.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner kritisierte den Anstieg der offenen Haftbefehle. Die Zahl sei ein wichtiger Maßstab für die neue Bundesregierung. „Die Ernsthaftigkeit bei der Bekämpfung extrem rechter Organisierung und Gewalt wird auch an dem Vollzug von Haftbefehlen gegen Neonazis gemessen.“ (dpa, iQ)

Leserkommentare

Bea McL sagt:
Bitte nicht unterschlagen, dass im Ausland über 6500 nicht umgesetzte Strafbefehle gegen Islamisten offen sind, und in Deutschland 523! Soviel Zeit muss sein!
29.12.21
14:49
Vera sagt:
Die Bekämpfung extrem rechter Organisierung und Gewalt wird zurecht gefordert. Rechtsextremisten stellen ein wichtiges Thema dar. Aber auch Islamextremisten stellen ein Gefahrenpotential dar. BR24 berichtete vorgestern über die Nürnberger Radikalisierungs-Hotline des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Wenn jemand Angst hat, dass sich ein Bekannter islamisch radikalisiert, dann kann er sich an diese "Beratungsstelle Radikalisierung" wenden. Im Jahr 2021 hat diese Anlaufstelle, die auch per Mail erreichbar ist, deutlich mehr Anrufe registriert als im Vorjahr. Dort melden sich betroffene Bürger (m/w/d) aus dem ganzen Bundesgebiet und erhalten kostenlose und vertrauliche Hilfe. Mit Beratungsmöglichkeit auch vor Ort. Unterstützung gibt es, wenn z.B. Eltern, Lehrer, Verwandte oder Freunde befürchten, dass sich ein Kind, Freund oder Schüler im islamischen Spektrum radikalisieren könnte. Aktives Handeln zur rechten Zeit ist angesagt, bevor eine Suche per Haftbefehl notwendig wird.
31.12.21
2:51