Frankreich

Regierung will neues Vertretungsorgan der Muslime

Die Islamdebatte in Frankreich nimmt erneut Fahrt auf. Während die Regierung eine neue Vertretung schaffen möchte, haben sich Muslime nach langem Tauziehen auf eine Grundsatz-Charta geeinigt.

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Muslime in Frankreich Gewand für Schülerinnen
Symbolbild: Frankreich © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Frankreichs Regierung möchte offenbar bald ein neues offizielles Vertretungsorgan der Muslime im Land installieren. Nach Informationen der Sonntagszeitung „Journal du dimanche“ soll das Forum des Islams in Frankreich (Forif) den seit 2003 bestehenden Dachverband Französischer Islamrat (CFCM) ersetzen.

Das Innenministerium verlangt von dem neuen Gremium Unabhängigkeit vom Ausland und eine entschiedene Ablehnung von Fundamentalismus. Zudem müsse es für Gewissensfreiheit, Säkularismus und Meinungsfreiheit stehen. Arbeitsschwerpunkte sollen Militärseelsorge, Verzeichnung von antimuslimischen Stimmungen, die Imamausbildung sowie die Umsetzung des Gesetzes zur „Festigung der Achtung der Grundsätze der Republik“ sein, auch Gesetz gegen Separatismus benannt.

Mitte Dezember hatte Innenminister Gerald Darmanin nach Monaten der Diskussion und internen Streitereien zwischen den verschiedenen Föderationen des Islamrates das Ende des CFCM erklärt. Der Rat sei „nicht mehr der Gesprächspartner der Republik“. Nach Informationen der Zeitung sollen dem neuen Gremium keine hohen Funktionäre des bisherigen Islamrates mehr angehören.

Muslime unterzeichnen „Grundsatz-Charta“ doch

Der französische Islamrat (CFCM) hatte im Januar letzten Jahres einen umstrittenen Text für eine „Grundsatz-Charta“ vorgelegt. Der Text wurde von fünf Mitgliedsorganisationen unterzeichnet, drei weitere Mitgliedsorganisationen äußerten inhaltliche Bedenken. Nach langen Hin und Her haben sich die drei Organisationen CIMG, CCMTF, und die Organisation Foi & Pratique dazu entschieden, die Charta doch zu unterschreiben.

In einer gemeinsamen Mitteilung erklären sie, dass sie die Charta nicht von Anfang an abgelehnt hatten, sondern einige undeutliche Stellen umformulieren wollten, um zukünftige Probleme zu vermeiden. „Unser größtes Anliegen ist es, für die Einheit der Muslime und die nationale Einheit in Frankreich zu arbeiten“, heißt es in der Mitteilung.

Alleingang der Großen Moscheen von Paris

Im März hatten vier Föderationen, darunter die Große Moschee von Paris, ihren Bruch mit dem CFCM und ihren Wunsch erklärt, eine parallele Koordination zur Vertretung des Islams in Frankreich zu schaffen. Der Abgang war ausgelöst worden durch die Weigerung von drei Föderationen, die „Charta der Prinzipien des Islam in Frankreich“ zu unterzeichnen. (KNA, iQ)