Die Kritik an der geplanten Anlaufstelle zu religiösem Mobbing an Berliner Schulen wächst. Nun plant die Bildungsverwaltung eine eigene Studie.
Vor dem Hintergrund kontroverser Debatten über eine im Bezirk Neukölln geplante Dokumentationsstelle zu religiösem Mobbing an Schulen plant die Berliner Bildungsverwaltung eine eigene, deutlich breiter angelegte Untersuchung. Geplant sei eine Studie zu politischen und religiösen Konflikten an Schulen, erklärte ein Sprecher am Mittwoch.
Ziel der Untersuchung sei es, Ausmaß und Formen dieser Konflikte herauszuarbeiten und auf dieser Basis nach Lösungsansätzen zu suchen. Vorgesehen sei, die Studie noch in diesem Jahr zu starten. Details etwa zur Frage, welche wissenschaftliche Institution damit beauftragt wird, stünden aber noch nicht fest.
Der Verein Demokratie und Vielfalt (DeVi), der auch in der Rechtsextremismus-Prävention aktiv ist, plant im Rahmen eines Pilotprojektes in Neukölln eine „Anlauf- und Dokumentationsstelle konfrontative Religionsbekundung“. Hintergrund sind vor allem Berichte über Mobbing, das von Schülern aus muslimischen Familien ausgehen soll. Über die Förderung des Projekts mit öffentlichen Geldern wurde bislang nach Vereinsangaben noch nicht entschieden.
Unter Islamwissenschaftlern, Soziologen und Pädagogen löste das Vorhaben des Vereins kontroverse Debatten aus. Kritiker warnen etwa davor, einer „Stigmatisierung“ von Muslimen Vorschub zu leisten.
Berlins Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) sagte vor zwei Wochen im Abgeordnetenhaus, dass sie zu dem Vorhaben in Neukölln noch Diskussionsbedarf sehe. „Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse, die zu dem Schluss kommen, dass derartige Untersuchungen eher dazu führen, dass Personen sich in eine Ecke gedrängt fühlen, stigmatisiert werden und darüber sich radikalisieren.“ Ihr Wunsch sei es, einerseits Mobbing zu reduzieren und zu vermeiden, aber gleichzeitig nicht zur Verschärfung gesellschaftlicher Konflikte beizutragen.
Der Sprecher der Bildungsverwaltung verwies darauf, dass es in Berlin eine Vielzahl gut etablierter Unterstützungssysteme gebe, die von den Schulen auch gerne angenommen würden. „Angesichts der jetzigen Initiative erachtet die Senatsverwaltung die Prüfung von zusätzlichen und ergänzenden Angeboten sowie die Beauftragung einer wissenschaftlichen Studie zur Erhebung der gesamtstädtischen Bedarfe für sinnvoll.“
Und weiter: „Die Senatsbildungsverwaltung begrüßt es, dass der Bezirk Neukölln die Initiative ergreift, die Ursachen bestimmter Konflikte an seinen Schulen vertieft zu analysieren. Welcher Art diese Probleme genau sind und welche Maßnahmen helfen können, sie zu lösen, sollte eingehender untersucht werden.“ (KNA, iQ)