Berlin

Bildungsverwaltung plant Studie zu Konflikten an Schulen

Die Kritik an der geplanten Anlaufstelle zu religiösem Mobbing an Berliner Schulen wächst. Nun plant die Bildungsverwaltung eine eigene Studie.

26
01
2022
Symbolbild: Grundschule - Kopftuchverbot © Shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Schule © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Vor dem Hintergrund kontroverser Debatten über eine im Bezirk Neukölln geplante Dokumentationsstelle zu religiösem Mobbing an Schulen plant die Berliner Bildungsverwaltung eine eigene, deutlich breiter angelegte Untersuchung. Geplant sei eine Studie zu politischen und religiösen Konflikten an Schulen, erklärte ein Sprecher am Mittwoch.

Ziel der Untersuchung sei es, Ausmaß und Formen dieser Konflikte herauszuarbeiten und auf dieser Basis nach Lösungsansätzen zu suchen. Vorgesehen sei, die Studie noch in diesem Jahr zu starten. Details etwa zur Frage, welche wissenschaftliche Institution damit beauftragt wird, stünden aber noch nicht fest.

Der Verein Demokratie und Vielfalt (DeVi), der auch in der Rechtsextremismus-Prävention aktiv ist, plant im Rahmen eines Pilotprojektes in Neukölln eine „Anlauf- und Dokumentationsstelle konfrontative Religionsbekundung“. Hintergrund sind vor allem Berichte über Mobbing, das von Schülern aus muslimischen Familien ausgehen soll. Über die Förderung des Projekts mit öffentlichen Geldern wurde bislang nach Vereinsangaben noch nicht entschieden.

Anlaufstelle stigmatisiert Muslime

Unter Islamwissenschaftlern, Soziologen und Pädagogen löste das Vorhaben des Vereins kontroverse Debatten aus. Kritiker warnen etwa davor, einer „Stigmatisierung“ von Muslimen Vorschub zu leisten.

Berlins Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) sagte vor zwei Wochen im Abgeordnetenhaus, dass sie zu dem Vorhaben in Neukölln noch Diskussionsbedarf sehe. „Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse, die zu dem Schluss kommen, dass derartige Untersuchungen eher dazu führen, dass Personen sich in eine Ecke gedrängt fühlen, stigmatisiert werden und darüber sich radikalisieren.“ Ihr Wunsch sei es, einerseits Mobbing zu reduzieren und zu vermeiden, aber gleichzeitig nicht zur Verschärfung gesellschaftlicher Konflikte beizutragen.

Bildungsverwaltung begrüßt Studie

Der Sprecher der Bildungsverwaltung verwies darauf, dass es in Berlin eine Vielzahl gut etablierter Unterstützungssysteme gebe, die von den Schulen auch gerne angenommen würden. „Angesichts der jetzigen Initiative erachtet die Senatsverwaltung die Prüfung von zusätzlichen und ergänzenden Angeboten sowie die Beauftragung einer wissenschaftlichen Studie zur Erhebung der gesamtstädtischen Bedarfe für sinnvoll.“

Und weiter: „Die Senatsbildungsverwaltung begrüßt es, dass der Bezirk Neukölln die Initiative ergreift, die Ursachen bestimmter Konflikte an seinen Schulen vertieft zu analysieren. Welcher Art diese Probleme genau sind und welche Maßnahmen helfen können, sie zu lösen, sollte eingehender untersucht werden.“ (KNA, iQ)

Leserkommentare

evergreen sagt:
In dem IslamiQ-Artikel vom 25.1.2022 wurde u.a. Aleksander Dzembritzki (SPD) als Kronzeuge für die Bedenken gegen die Anlaufstelle für religiöses Mobbing benannt. Dieser kann als Zeuge auch dafür herangezogen werden, wie die Berliner SPD Doppelstandards kennt – auch bei körperlichen und psychischen Bedrohungen. Und der frühere SPD-Innenminister Andreas Geisel hatte kein Problem damit, dass er bei einer Demonstration mitmarschierte, wo offensichtlich auch PKK-ler mitdemonstrierten. Beim Problem religiösen Mobbings glichen zu viele Politiker und evangelische Kirchenleute schlafenden Hunden, die erst geweckt werden mussten. Mich erinnert die momentane Diskussion an das Problem der Clan-Kriminalität, wo man viel zu lange die Augen zumachte. Vor gar nicht so langer Zeit fragte Markus Lanz in seiner Talkrunde den SPD-Bürgermeister von Neukölln, warum man erst jetzt so spät etwas systematischer gegen die Clan-Kriminalität unternehme. Antwort des SPD-Bürgermeisters aus Neukölln : „ Die Gesellschaft war noch nicht so weit!“ Und brav begnügte sich der Talkmeister Markus Lanz mit solcher Antwort, ohne nachzuhaken! Etwa fünf Wochen später stellte Lanz dieselbe Frage dem CDU-Innenminister Reul, warum man erst jetzt so spät etwas systematischer gegen die Clan-Kriminalität unternehme. Und es kam exakt dieselbe Antwort: „Die Gesellschaft war noch nicht so weit.“, und wieder hakte Lanz nicht nach. Wenn da nicht Wut aufkommen kann bei denen, die vorher bei Warnungen von Politikern nieder-gebügelt wurden in dem Sinn: Sie schüren ja nur Ängste, um Ihr politisches Süpplein drauf zu kochen. Nein, es ist oft umgekehrt: Politiker schauen zu oft weg, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf und ihre Ruhe stören könnte. Und dann müssen sie wie schlafende Hunde zum Jagen getragen werden und entschuldigen sich damit, dass die Gesellschaft noch nicht so weit war. AUFWACHEN!!!
26.01.22
21:33