Nach Ansicht von Amnesty International müssen sich die Sportler bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking frei zu den Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren äußern können.
Bei den Olympischen Winterspielen in Peking müssen sich die Sportler nach Ansicht von Amnesty International frei zur Menschenrechtslage in China wegen der Unterdrückung der muslimischen Uiguren äußern können. „Es darf hier keinerlei Einschränkungen geben“, sagte Friederike Adamczak, Sprecherin der Organisation in Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur. Das müsse auch für Themen gelten, die die chinesische Regierung für „sensibel“ halte. „Das Internationale Olympische Komitee ist dafür verantwortlich, dies sicherzustellen.“
Aus Sicht von Amnesty geschehen in China „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. „Und zwar in mindestens drei Anklagepunkten, nämlich mit Blick auf Inhaftierung, Verfolgung und Folter.“ Prominentes Beispiel sei die Lage in der Nordwestregion Xinjiang, wo Angehörige der vorwiegend muslimischen Uiguren oder Kasachen ins Visier des chinesischen Staates gerieten. „Da geht es vor allem darum, diesen Menschen ihre ethnische und religiöse Identität zu nehmen.“
Wegen Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland China gegen die Uiguren hatten bereits die USA, Australien, Kanada, Großbritannien und Neuseeland einen diplomatischen Boykott der am 6. Februar beginnenden Olympischen Winterspiele angekündigt. Die Bundesregierung hält sich bislang bedeckt. Auch innerhalb der EU gibt es bisher keine gemeinsame Linie in der Frage. Frankreichs Nationalversammlung hatte vergangene Woche die Behandlung der muslimischen Uiguren durch China offiziell als „Völkermord“ bezeichnet.
Mindestens eine Million Menschen seien dort seit 2017 ohne rechtliche Grundlage interniert worden. „In den Lagern ist es absolut furchtbar“, sagte Adamczak. „Die Menschen wissen oft nicht, warum sie dort sind.“ Gründe für eine Festnahme könnten Auslandsaufenthalte oder -kontakte, das Verwenden von Whatsapp, das Praktizieren des Islams oder Verstöße gegen die Ein-Kind-Politik sein.
„In den Lagern werden die Menschen aufs Übelste gefoltert und misshandelt“, sagte Adamczak. „Sie werden unaufhörlich überwacht und indoktriniert.“ Deutsche Unternehmen müssten aufpassen und ausschließen, „dass es in ihren Lieferketten zu Zwangsarbeit kommt oder zu Arbeit, die den notwendigen internationalen Standards nicht entspricht“. Wo es Fragezeichen gebe, müsse Vorsicht geübt werden.
In Xinjiang gibt es schon länger Spannungen zwischen den herrschenden Han-Chinesen und ethnischen Minderheiten. Die Uiguren beklagen kulturelle und religiöse Unterdrückung, während ihnen Peking Separatismus vorwirft. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik einverleibt. (dpa, iQ)