Die Zahl der Vertriebenen in Myanmar steigt weiter. Obwohl die UN seine Nothilfe verstärkt, versucht die Junta weiterhin lebenswichtige Hilfslieferungen zu blockieren.
Angesichts der steigenden Zahl von Vertriebenen in Myanmar verstärkt das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR seine Nothilfe in dem südostasiatischen Land. Seit dem Putsch vor einem Jahr hätten rund 440.000 Menschen ihr Zuhause aus Angst vor Gewalt verlassen, sagte ein Sprecher des UNHCR am Freitag in Genf. Damit lebten jetzt mehr als 800.000 Vertriebene in Myanmar. Man rechne mit einem weiteren starken Anstieg in den kommenden Monaten. Die Sicherheitslage verschlechtere sich rapide; kein Anzeichen deute auf ein Nachlassen der Kämpfe.
Wie der Sprecher weiter mitteilte, stellen UNHCR und Partnerorganisationen zusätzliche Mittel bereit, um lokale Hilfsinitiativen zu unterstützen. In vielen Teilen Myanmars bleibe der humanitäre Zugang eingeschränkt. Grund seien die Unsicherheit, Straßensperren und Probleme mit Zugangsgenehmigungen. Die Solidarität der lokalen Bevölkerung spiele eine tragende Rolle bei der Versorgung der Vertriebenen.
Die humanitäre Lage sei weiterhin prekär, so der UNHCR-Sprecher. Aufgrund steigender Preise, Job- und Einkommensverlusten sowie Störungen grundlegender Dienstleistungen gerieten immer mehr Menschen in Schwierigkeiten. Auch 600.000 staatenlose muslimische Rohingya im Teilstaat Rakhine, einschließlich rund 148.000 Vertriebener dieser Minderheit in Camps, seien auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Die Militärjunta in Myanmar blockiert nach Angaben von Menschenrechtlern seit Dezember dringend benötigte Hilfslieferungen für Millionen Menschen in allen Teilen des Krisenlandes. Die Generäle verweigerten Bürgern, die unter den Folgen des Militärputsches von Anfang Februar litten, „herzlos lebensrettende Hilfe, anscheinend als eine Form der Bestrafung“, teilte die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) zuvor mit. Damit habe sie eine „landesweite humanitäre Katastrophe“ ausgelöst.
Das Militär habe in den vergangenen Monaten nicht nur neue Reisebeschränkungen für humanitäre Helfer verhängt, sondern auch Zufahrtsstraßen und Hilfskonvois blockiert, Vorräte zerstört, Helfer angegriffen und Telekommunikationsdienste abgeschaltet. HRW forderte die Vereinten Nationen, die Staatengemeinschaft Asean und Regierungen in der Region auf, Druck auf die Generäle auszuüben, damit die Hilfen die Bedürftigen erreichen könnten.
Laut HRW komme es in Gebieten, in denen ethnische Minderheiten wie die Rohingya lebten, zu Kriegsverbrechen. (KNA, iQ)