Rostock

Gedenken an NSU-Opfer Turgut – viele Fragen unbeantwortet

Der Mord an Mehmet Turgut durch den NSU ist für viele Rostocker unvergessen. Ein Mahnmal wurde errichtet. Am Freitag wurde dem Ermordeten gedacht.

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02
2022
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NSU-Opfer Mehmet Turgut
Gedenktafel für NSU-Opfer Mehmet Turgut © Twitter, bearbeitet by iQ.

Mit einer Trauerfeier haben die Hansestadt Rostock und das Land Mecklenburg-Vorpommern dem am 25. Februar 2004 von Rechtsextremisten des NSU ermordeten Mehmet Turgut gedacht. Wie die Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Jana Michael, sagte, müsse seine Familie bis heute unermesslichen Schmerz ertragen. Nicht nur dies belaste die Angehörigen. „Viele Fragen wurden bis heute nicht beantwortet. Die Morde des NSU wurden weder ausreichend untersucht noch aufgeklärt.“ Es eine politische und gesellschaftliche Aufgabe, jede Form von Rassismus zu erkennen und zu bekämpfen.

Der 25-jährige Mehmet Turgut war das fünfte Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Er wurde in einem Imbissladen erschossen. Die Täter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wurden am 4. November 2011 tot in einem ausgebrannten Wohnmobil gefunden, ihre Komplizin Beate Zschäpe kurz darauf festgenommen und vor Gericht gestellt. Sie erhielt lebenslange Haft. Sie werden unter anderem für die Ermordung von acht türkischstämmigen und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie einer Polizistin verantwortlich gemacht.

„Wir können und wir werden keinen Schlussstrich unter dem NSU-Komplex ziehen, solange das mörderische Netzwerk nicht vollumfassend aufgedeckt ist“, betonte Michael Noetzel von der Linksfraktion im Schweriner Landtag. Auch würden die Behörden in Bund und Ländern weiterhin Akten unter Verschluss halten. „Der 25. Februar mahnt uns, die zahlreichen Opfer rechter Gewalt und insbesondere Mehmet Turgut nicht zu vergessen.“

NSU-Mordserie
Am 9. September 2000 wurde Enver Şimşek auf offener Straße angeschossen. Zwei Tage später stirbt er in einem Krankenhaus. Einen rechtsextremen Hintergrund erwägen die Beamten zunächst nicht. Mit dem Tod von Enver Şimşek beginnt die Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU). Erst elf Jahre nach dem Mord, als Fotos des schwer verletzten Şimşek in dem von Beate Zschäpe veröffentlichten Bekennervideo des NSU auftauchen, wird sein Tod aufgeklärt. Bis dahin hatten die Beamten auch in den darauffolgenden NSU-Mordfällen einen rechtsextremen Hintergrund der Verbrechen ausgeschlossen und im Umfeld der Opfer nach den Tätern gesucht.

Was davor und danach geschah, finden Sie hier.

Auch für den Rostocker SPD-Landtagsabgeordnete und das Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss, Ralf Mucha, sind die nicht aufgedeckten rechten Netzwerke Mahnung und Auftrag zugleich. „Wir wissen nicht, warum der NSU in MV unterwegs war, wie die Opfer ausgewählt und ausgespäht wurden, welche Neonazikreise in MV den NSU unterstützt haben.“ Auch sei unbekannt, warum die Sicherheitsbehörden so lange in die falsche Richtung ermittelt haben. (dpa, iQ)