Herne

Studierende fordern Aus für Kopftuchverbot in Krankenhäusern

Kein Praktikum mit Kopftuch. Das Marien Hospital in Herne schickt muslimische Studierende nach Hause. Nun fordern Studierende ein Ende dieser Diskriminierung.

02
03
2022
Marien Hospital - Kopftuch
Marien Hospital in Herne © Uni RUB, bearbeitet by iQ.

In den letzten Monaten sorgte das Marien Hospital in Herne immer wieder für Diskussion, da muslimischen Studierende ein Praktikum oder eine Weiterbildung verwehrt blieb und sie nach Hause geschickt wurden. Grund dafür war das Kopftuch.

In einem offenen Brief, welches der IslamiQ-Redaktion vorliegt, hat sich das Fachschaftsrats Medizin der Ruhr-Universität Bochum an die Geschäftsleitung der Kliniken der St. Elisabeth-Gruppe gewandt, damit das vorhandene Kopftuchverbot gekippt wird. Für die Studierenden ist das Kopftuchverbot eine Diskriminierung und verstärke die bereits vorhandene Ungleichbehandlung. „Diese Einschränkungen der persönlichen Karriereperspektiven sind für uns als Interessenvertretung der Medizinstudierenden in Bochum nicht hinnehmbar“, heißt es im Schreiben.

Der Argumentation, dass sich das Krankenhaus in katholischer Trägerschaft auf den Grundsatz der weltanschauliche Neutralität berufe, könne das Studierendenparlament nicht folgen. Zu einer modernen akademischen Einrichtung des 21. Jahrhunderts gehöre es auch, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden. Gerade als eine akademische Institution der Gesundheitsversorgung im Herzen des Ruhrgebiets sollten das Krankenhaus mit gutem Beispiel vorangehen. Doch habe die Erfahrungen der letzten Jahre den Studierenden gezeigt, dass mit dieser Personalpolitik „eine grundsätzliche Antipathie gegenüber dem muslimischen Kopftuch etabliert wurde“.

Der Fachschaftsrat fordert das Krankenhaus dazu auf, ihre Haltung zum Thema Kopftuch zu überdenken. „Wer sich auch zukünftig Universitätskliniken oder Akademisches Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum nennen will, muss allen Medizinstudierenden als potenzieller Arbeitgeber zur Verfügung stehen“, heißt es abschließend im Brief.

Leserkommentare

Vera sagt:
Vielleicht sollten sich die Studierenden eine grundsätzliche Sympathie gegenüber einem muslimischen Kopftuch-Verzicht erarbeiten und diese dann voll etablieren. Das wäre doch eine zukunftsträchtige Haltung auf einem sympathischen, europäischen Universitäts-Niveau im Jahre 2022 - und für eine gemeinsame Zukunft. Die Mehrheit würde das sicherlich sehr begrüßen. Ein etablierter Kopftuch-Verzicht müßte auch niemals mehr gekippt werden. Alle werden gleich behandelt; niemand mehr braucht sich diskriminiert fühlen oder sich mit dem Thema Kopfhaar-Verhüllung herumschlagen. Ein solcher Trend ist leicht hinnehmbar; er kann wahre Wunder bewirken und Trennendes harmonisch verbinden - zum Wohle der ganzen Gemeinschaft. Niemandem (w/m/d) braucht dann etwas verwehrt werden. Und niemand muß mehr nach Hause geschickt werden. Die leidige Kopftuch-Diskussion hat dann endlich ein Ende. Und erhitzte Gemüter können langsam zur Ruhe kommen, sich ihren Studienaufgaben widmen und sich unbelastet und frei weiterbilden bzw. eine sinnvolle Horizonterweiterung betreiben. Auch die Frage - was ist wirklich wichtig im Leben? - könnte leichter beantwortet werden. Wie schön wäre es, wenn die obige Überschrift so lauten würde: Studierende fordern Kopftuch-Verzicht in Krankenhäusern. - Solche toleranten Studierenden haben den heutigen Zeitgeist erfasst und ihnen gehört die Zukunft.
02.03.22
16:26
IslamFrei sagt:
An Vera, Hervorragend argumentiert. Danke. Nur einen Fehler: " Leider nicht von mir " ( auch das ist bekanntlich leider nicht von mir ) Besten Gruss, IslamFrei
16.03.22
0:38