In Sachsen registrierten Opferberatungsstellen im vergangenen Jahr 189 rechtsextremistische, rassistische und antisemitische Angriffe.
Opferberatungsstellen in Sachsen haben im vergangenen Jahr 189 rechtsextremistische Angriffe registriert. Darunter zählten die Fachstellen des Vereins RAA rechtsmotivierte, rassistische und antisemitische Angriffe, wie der Verein am Donnerstag mitteilte. RAA betreibt laut eigenen Angaben in Dresden, Leipzig, Görlitz, Chemnitz, Plauen und online Beratungsstellen.
Das vergangene Jahr war nach Einschätzung des Vereins stark durch die Corona-Pandemie geprägt. Durch den beruhigten Alltag habe es zwar einerseits weniger Übergriffe gegeben, andererseits sei ein neues Phänomen entstanden: Politikerinnen und Politiker, Mitarbeitende in Test- oder Impfzentren und andere Angestellte seien als Gegnerinnen und Gegner wahrgenommen und angegriffen worden.
„Das passiert auf Basis rechter Verschwörungsideologien, Antisemitismus und Sozialdarwinismus. Auch die Ablehnung demokratischer Prozesse und Institutionen spielt in den Feindbildern eine Rolle“, sagte die Fachreferentin Andrea Hübler. Das Tatmotiv sei allerdings nicht immer klar auszumachen. In der Statistik würden nur Fälle gewertet, in denen bestimmte Kriterien wie die politische Verortung des Täters oder der Täterin, die Umstände und die Auswahl der Betroffenen klar auszumachen sei.
Unter den 189 registrierten Taten waren 145 Körperverletzungen. Hinzu kamen Nötigungen und Bedrohungen und drei Fälle von Brandstiftung, darunter ein Brandanschlag auf ein Impfzentrum im Vogtland. Experten gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus, weil ein Großteil der Übergriffe von Betroffenen aus Scham oder Scheu vor den Behörden gar nicht erst zur Anzeige brachten. (dpa, iQ)