„Hänsel und Gretel auf Kanakisch“ – so heißt eine Aufgabe in der 9. Klasse eines Duisburger Gymnasiums. Proteste von Eltern ziehen eine Reaktion der Schulministerin nach sich.
Erneut haben Schüler und Eltern eine aus ihrer Sicht klischeehaft herabsetzende und teils rassistische Aufgabe in einer NRW-Schule kritisiert. Es geht um eine parodistische Umdichtung des „Hänsel und Gretel“-Märchens in fehlerhaftem, sogenanntem „Kanakendeutsch“. „Murat und Aische gehen dursch Wald, auf Suche nach korrekte Feuerholz“, beginnt der Text.
Der Text war Mitte März Schülern in der 9. Klasse eines Duisburger Gymnasiums mit Aufgaben zur Bearbeitung vorgelegt worden. „Wähle ein Märchen, das Dir gut gefällt, und formuliere es ins Kanakische um“, heißt es dabei unter anderem.
Mehrere Schüler hätten sich dadurch ausgegrenzt gefühlt und sich an einen Anwalt gewandt, der den Text auf seinem Facebook-Account veröffentlicht hatte. Der schon etwa 20 Jahre alte Text stamme aus einem Schulbuch und sei offiziell als Unterrichtsmaterial behandelt worden. Das mache die Verwendung zum Problem, auch wenn es sich ursprünglich um eine Parodie handele, äußerte sich der Anwalt der Schüler.
Erst Mitte Februar hatte es Diskussionen über eine Oberstufen-Aufgabe in einem Siegburger Gymnasium gegeben, die sich in einem konstruierten Fall mit Zwangsheirat und dem Aufenthaltsrecht von Mitgliedern einer türkischen Familie in Deutschland befasste.
„Es stimmt uns traurig, dass wir schon wieder über einen solchen Fall reden müssen“, sagte die Vorsitzende der Föderation türkischer Elternvereine in Nordrhein-Westfalen, Aysun Aydemir. Dieser Text sei ein „No Go“. Die Schulbuchverlage sollten ihre Lehrbücher überprüfen, und Lehrerinnen und Lehrer ihre Materialien vor dem Einsatz im Unterricht unter die Lupe nehmen, um verletzende Passagen zu erkennen.
Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, an den Schulen in NRW gebe es keinen Zentimeter Platz für Rassismus. „Das gilt innerhalb und außerhalb des Unterrichts gleichermaßen. Unsere Schulen sind Orte des Miteinanders und des Respekts.“ Aus dem Schulministerium hieß es, die zuständige Schulaufsicht stehe in engem Kontakt mit der Schule. Die Bezirksregierung Düsseldorf führe zeitnah in den nächsten Tagen mit der Schulleitung und der Lehrkraft ein dienstliches Gespräch zu dem Vorfall.
Lehrkraft und Schulleitung würden den Vorfall außerordentlich bedauern. Die Schulleitung habe sich von dem Arbeitsblatt ausdrücklich distanziert. Bereits am Montag habe ein klärendes Gespräch der Fachlehrerin mit den Schülerinnen und Schülern stattgefunden, in dem noch einmal die Problematik des Materials thematisiert worden sei.
Die Schulaufsicht bei der Bezirksregierung Düsseldorf erklärte, dass der Text als „ungeeignet angesehen und künftig nicht mehr verwendet“ werde. Er sei aber von der Lehrkraft nicht mit diskriminierenden Absichten eingesetzt worden. Die Schule betonte in einer Erklärung, dass sie sich eindeutig gegen jede Form von Rassismus stelle. (dpa, iQ)