Annemarie Schimmel wird zum 100. Geburtstag als bedeutendste nicht-muslimische Islamwissenschaftlerin des 20. Jahrhunderts gewürdigt.
Die Universität Bonn hat die Islamwissenschaftlerin und Orientalistin Annemarie Schimmel (1922-2003) mit einem Festakt zum 100. Geburtstag gewürdigt. Als „echte Brückenbauerin“ bezeichnete der katholische Theologe Klaus von Stosch die Wissenschaftlerin am Donnerstag.
„Mit ihrem Namen verbindet sich die Bereitschaft, sich von anderen Religionen faszinieren zu lassen, anstatt Abgrenzung zu betreiben.“ Von Stosch leitet das neu gegründete „International Center for Comparative Theology and Social Issues“ (CTSI) an der Universität Bonn.
Das CTSI kündigte an, jährlich ein Annemarie-Schimmel-Fellowship ausschreiben zu wollen. Damit solle internationalen Wissenschaftlern aus dem Bereich der Komparativen Theologie ein Forschungsaufenthalt in Bonn ermöglicht werden. Im kommenden Jahr starte zudem die Annemarie-Schimmel-Lecture, die weltweit führende Experten des interreligiösen Dialogs nach Bonn bringen wolle.
Schimmel gilt als bedeutendste nicht-muslimische Islamwissenschaftlerin des 20. Jahrhunderts. Sie verfasste über 100 Bücher und Artikel, vor allem über Mystik im Islam. Sie lehrte 25 Jahre lang an der Harvard University in den USA und war zuvor als erste christliche Professorin an der Fakultät für islamische Theologie der Universität in Ankara tätig. 1922 in Erfurt geboren, lernte Schimmel bereits als Jugendliche Arabisch. In Berlin studierte sie Arabistik und Islamwissenschaften und wurde im Alter von 19 Jahren promoviert. 2003 starb sie in Bonn.
1995 sorgte die Ehrung der Forscherin mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für Wirbel. Damals sagte Schimmel über den Schriftsteller Salman Rushdie, er habe mit seinem Buch „Die Satanischen Verse“ auf „sehr üble Art“ die Gefühle von Muslimen verletzt. Rushdie war wenige Jahre zuvor von Terroristen eigenständig zum Tode verurteilt worden und stand jahrelang unter Polizeischutz. (KNA, iQ)