Hattingen

Zum Trinken gezwungen? Fastenverbot in der Schule

Es liegen schwere Vorwürfe gegen eine Schule in Hattingen vor. Eine Lehrerin soll eine muslimischen Schülerin gezwungen haben, etwas zu trinken – obwohl diese am Fasten war.

26
04
2022
Grundschule in Hattingen
Grundschule in Hattingen

Aufgrund der längeren Tage im Ramadan haben sich in der Vergangenheit immer mehr Schulen für ein Fastenverbot ausgesprochen. In einer Grundschule in Hattingen (NRW) kam es nun, laut Vorwürfen eines Vaters, zu einem größeren Eklat. Wie er IslamiQ mitteilte, wurde seine neunjährige Tochter dazu aufgefordert, ihr Fasten im Unterricht mit einer Apfelschorle zu brechen.

Am Montag, dem 04.04.2022, soll seine Tochter traurig von der Schule nach Hause gekommen sein. Als er nach dem Grund fragte, soll sie gesagt haben, dass ihre Lehrerin jedem der sechs fastenden muslimischen Schüler und Schülerinnen einen halben Liter Apfelschorle vorgesetzt und die Kinder gezwungen haben, zu trinken. Die Kinder, die nicht trinken wollten, wurden laut der Tochter von der Lehrerin angeschrien. Die Lehrerin sei davon überzeugt, dass fastende Kinder in Ohnmacht fielen, krank werden und das Fasten schädlich wäre. Dies sei nicht hinnehmbar.

Der Vater scheint weiterhin fassungslos und entsetzt über die Tat, während er gegenüber IslamiQ erzählt, was passiert ist. Weiterhin habe sie gedroht: „Wenn ich erneut jemand fasten sehe, werde ich ihn direkt von der Schule nach Hause schicken“. Die Lehrerin soll so lange gewartet haben, bis alle Kinder die Apfelschorle getrunken haben. Dies sei kein Einzelfall. Auch in anderen Klassen seien Schüler von Ihren Lehrenden gezwungen wurden, das Fasten zu brechen.

„Wenn sie weiter fastet, schicke ich sie nach Hause!“

„Meine Tochter, die eine sehr sensible Persönlichkeit hat, war von diesem Ereignis sehr eingeschüchtert. Obwohl sie sich zunächst weigerte ihr Fasten zu brechen, konnte sie am Ende den Druck der Lehrerin nicht standhalten und habe ihr Fasten gebrochen, was meiner Tochter seelisch sehr zugesetzt hat“, so der Vater.

Daraufhin habe der Vater die Lehrerin angerufen, um sich nach der Situation zu erkundigen. Statt einer Entschuldigung soll die Lehrerin aber damit gedroht haben, die Schülerin wieder nach Hause zu schicken, wenn sie in der Schule weiterhin fasten würde. „Und wenn das Fasten wichtiger als die Schule sei, solle ich von einem Arzt ein Attest holen und mein Kind zu Hause fasten lassen und nicht zur Schule schicken“, erzählt er. Daraufhin habe der Vater die Schulleiterin angerufen und ihr das Gespräch mit der Klassenlehrerin geschildert. Die Schulleiterin erklärte, dass die Schülerin noch keine 13 Jahre alt sei und sie somit nicht fasten müsse. Daher habe sie ein solches Verbot angeordnet.

Schulleiterin dementiert Vorwürfe

Auf Anfrage von IslamiQ dementierte die Schulleiterin die Geschehnisse und sieht sich einer Verleumdung ausgesetzt. Keiner der Schüler soll gezwungen worden sein, das Fasten zu brechen, weder von der Lehrerin, noch von ihr. „Wir wollten sogar nächste Woche gemeinsam mit den Schülern das Ramadanfest feiern“, erklärte sie am Telefon. Sie kündigte rechtliche Schritte an und werde in den nächsten Tagen auch eine Stellungnahme abgeben.

Auch der Vater möchte weitere Schritte einleiten, damit dieser Fall so schnell wie möglich aufgeklärt werden kann. „Die Praktiken der Schuldirektorin schaden der Integration von Muslimen nicht nur in Hattingen, sondern in ganz Deutschland.“

Leserkommentare

Vera sagt:
Zum Fasten gezwungen? Trinkgebot in der Schule - mit so einer anderen Überschrift könnte man auch sehr interessante Artikel verfassen und sinnvolle Aufklärung betreiben. Wenn muslimische Eltern ihre 9-jährigen Schulkinder dazu animieren, anleiten oder auch zwingen, das große Fasten zu absolvieren, weil sich dann Allah - der Gott des Islam - angeblich darüber freuen würde und sie ihm dadurch angeblich näher kämen, so kann das durchaus auch auf Kosten der Gesundheit kleiner Kinder gehen. Fastenverbote für kleine Kinder an deutschen Schulen halte ich für angebracht und zielführend, auch wenn dadurch möglicherweise das Blut von gestrengen Islam-Eltern in Wallung gerät. Wohlbefinden und eine gesunde Entwicklung kleiner Schulkinder haben für mich Vorrang vor rigiden Islam-Denkmustern und muslimischen Normierungen, die auch auf Kinder übertragen werden sollen. Der fassungslose Vater sollte besser die Regelungen deutscher Schulen mit Fassung akzeptieren und sich stattdessen über ganz andere Taten entsetzen, die ein Entsetzen auch wirklich verdienen. Möglicherweise fühlt sich seine 9-jährige Tochter durch seine väterliche Fasten-Versessenheit noch mehr eingeschüchtert als durch das Trinken von gesunder Apfelschorle in der Schule. Grundsätzlich können sehr sensible Kinder durch ein strenges Regelwerk ihrer sie begleitenden Religionsvorschriften geschädigt werden, weil ihnen all das seelisch auch stark zusetzen kann - und sie damit letzlich mehr als überfordert sind. Hoffentlich dürfen die muslimischen Schüler (m/w/d) auch am wichtigen Schwimmunterricht ohne einengende oder verhüllende Bekleidungsvorschriften islamischer Prägung und Normierung voll teilnehmen. Auch die Teilnahme an schulischen Klassenfahrten sollte gewährleistet sein. Vielleicht sollten Schulen auch überlegen, ob weiterhin extra Ramadanfeste an Schulen angeboten und veranstaltet werden sollten, wenn wegen islamischer Religionsvorschriften Probleme entstehen bzw. zusätzlich geschaffen werden. Das Beharren auf Fasten-Praktiken für kleine Schulkinder von muslimischer Elternseite aus beschädigt nicht nur den Schulfrieden in Hattingen, sondern strahlt auf ganz Deutschland aus. Hier agiert übrigens immer nur der Vater der Schülerin. Hat denn die Mutter dazu nichts zu sagen?
26.04.22
18:21
Evergreen sagt:
IslamiQ gibt den Vorwürfen des Vaters breiten Raum. Es wäre verantwortlich, wenn Islamiq auf Folgendes hinwiese: Nach islamischem Recht müssen Kranke, Reisende und Kinder nicht fasten. Und sie können auch Fastenersatzleistungen erbringen, zum Beispiel in den Sommerferien fasten, wenn nur die Eltern haften, falls ihr Kind mit dem Notfallwagen ins Krankenhaus gebracht werden müsste. Es wäre gut, wenn IslamiQ auch von solchen Fällen berichtete. Antimuslimische Vorgänge sind schlimm; darum ist es gut, wenn IslamiQ dem nachgeht. Doch ich vermisse Zweierlei: 1] Wenn sich Berichte über antimuslimische Vorgänge nachträglich als falsch erweisen, müsste dies nachträglich korrigiert werden, und für vorhergehende falsche Berichterstattung sollte man sich auch entschuldigen. In der Regel vermisse ich dies bei IslamiQ. 2] IslamiQ hat auch eine pädagogische Aufgabe und sollte eindeutig Klartext schreiben auch gegen muslimischen Rassismus in Schulen. Wenn muslimische Schüler andere drangsalieren, wenn diese nicht fasten oder Wurst essen oder Mädchen kein Kopftuch tragen, sollten solche muslimischen Hardliner im Schüleralter den geballten lauten Widerspruch von IslamiQ und Imamen spüren. Das vermisse ich. Stattdessen merke ich bei vielen Imamen Vertuschungs-mentalität (Abstreiten), so als wüssten sie nicht, was an vielen Schulen (zumindest in Groß- städten) abgeht. Es geht auch um die Glaubwürdigkeit von IslamiQ und vielen Imamen. Auch für muslimische Schüler gilt die Aufforderung: Hinschauen und den Mund aufmachen – sowohl gegen antimuslimischen als auch gegen muslimischen Rassismus.
26.04.22
22:46
Sanane sagt:
Seit wann bestimmen denn Nicht-Gläubige über die Ge- und Verbote in einer ihnen fremden Religion? Die Kommentare der beiden Kritiker hier, "Evergreen" und "Vera" kann ich nicht anders einordnen als dreiste Einmischung in Erziehung der Eltern und eine noch dreistere Anmaßung über Religionspraxis bei Andersglaubenden. Im Artikel steht nirgends geschrieben, warum die Tochter fastet. Und eine vermeintliche "Fasten nur ab 13 Jahren"-Regelung oder Auslegung, wie sie laut Schulleiterin existieren soll, ist auch unsinnig und fern der religiösen Rechtslage. Menschen, die in die Pubertät eintreten, gelten im Islam als verantwortlich für ihre Taten und dessen Fehlen ebenso. Jedoch ist weder biologisch jene Alter auf 13 festgelegt (so ein Unsinn dann auch noch in einer Schule), noch ist jenen jüngeren Muslimen ein Fasten gar verboten. Eltern können ihre Kinder dazu anhalten, das halbtägige Fasten zu probieren, sofern es die Kinder wünschen. Ja, Kinder ahmen Eltern und ältere Geschwister gerne nach, welch ein Wunder! Aber niemand kann einem Gläubigen, ganz egal welches Alter, verbieten, zu fasten. Erst Recht nicht die Schule. Es sind zwar eure Schüler, es sind aber nicht eure Kinder. Jeder muss das Recht der Erziehungshohheit der Eltern respektieren.
27.04.22
19:52
Lugundtrug sagt:
Warum sollte eine muslimische Schulleitung, behaupten dass Kinder ab 13 fasten dürfen. Warum sollte Sie ihre Lehrkräfte zu so einer Tat animieren? Natürlich sollten Eltern entscheiden ob das Kind wann und wie fastet, doch sollte man seine Kinder auch objektiv einschätzen können. Ich bezweifel das eine Lehrerkraft Kinder zwingt, etwas zu essen und zu trinken, wenn es nicht gesundheitlich erforderlich ist. Es wäre aber sinnvoller gewesen, die Eltern zu erst davon in Kenntnis zu setzen und man gemeinsam eine Lösung findet, anstatt online zu hetzen. Warum sollte man sich wie im Kindergarten, in Islamforen beschweren oder die Lehrerin bei ihrer Chefin zu verletzen, statt sich mit der Lehrerin auseinanderzusetzen.
28.04.22
16:19
Evergreen sagt:
@ Sanane 1] Sanane sollte sich erst einmal über den Vorfall informieren. 2] Sie hat ganz offensichtlich meinen Leserkommentar nicht richtig gelesen, zumindest nicht verstanden. 3] Ganz schlimm ist ihre Einteilung von Menschen in Gläubige und Nicht-Gläubige. Sie kennt mich nicht, Wer so über andere Menschen spricht, die er/sie nicht kennt, wirkt hetzerisch und dämonisierend. Kein Wunder, dass Schüler aus solchen Kreisen sich dann das Recht herausnehmen, andere Mitschüler für die eine islamistische "Wahrheit" zu drangsalieren. Dem Islam erweist man keinen Gefallen, wenn man solches Denken und Tun - zumindest indirekt - fördert.
28.04.22
22:01
Stahl sagt:
Schon mal was von Religionsfreiheit gehört oder gelesen , wir leben ja in einem demokratischen Land , mit Meinungsfreiheit usw.
29.04.22
12:28