Religiöse Feste sind bedeutende Ereignisse und Höhepunkte im Leben – von Kindern und von Erwachsenen. So auch die islamischen Feste. Doch welche sind sie und was wird gefeiert?
Der Islam kennt ursprünglich nur zwei islamische Feste, nämlich das dreitägige Ramadanfest (arabisch „Îd al-Fitr“) am Ende des Fastenmonats Ramadan und das viertägige Kurbanfest, auch Opferfest genannt, (arabisch „Îd al-Adha“), das am Ende der Pilgerfahrt (Hadsch) gefeiert wird. Diese Festlichkeiten beginnen – anders als die besonderen Tage und Nächte – mit dem gemeinsamen Festtagsgebet in der Moschee.
Die besonderen Tage sind die gesegneten Nächte – im türkischen „Kandil“ genannt – und die Gedenktage. Die Nächte sind die Kadr-Nacht, die Mirâdsch-Nacht, die Berât-Nacht und die Regâib-Nacht. Der Jahrestag der Hidschra, der Aschûra-Tag, der Tag der Geburt Muhammads (s), sowie der Beginn der gesegneten drei Monate und der Beginn des Fastenmonats Ramadan sind weitere wichtige Ereignisse und damit Gedenktage für Muslime.
Der neunte Monat des islamischen Kalenders trägt den Namen Ramadan. Dieser richtet sich nach dem Mondkalender, der 10-11 Tage weniger hat als der Sonnenkalender. Dadurch beginnt der Fastenmonat Ramadan jedes Jahr 10-11 Tage früher als im Jahr davor. Diese Zeit ist eine besonders segensvolle Zeit und deshalb von großer Bedeutung für Muslime. Erwachsene und gesunde Muslime verzichten von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr.
Die Fastenden lernen in diesem Monat Ruhe, Geduld, Genügsamkeit und Mitgefühl auszustrahlen und nehmen somit ihre Umwelt und ihre Mitmenschen bewusster wahr. Zudem wird das Bewusstsein der Fastenden für die Not leidenden Menschen geweckt. Der Ramadan ist gleichzeitig der Monat gesteigerter Frömmigkeit und der Besinnung. In dieser Zeit wenden sich die Muslime dem Koran noch stärker zu und versuchen, mehr Gottesdienste zu verrichten. So findet jeden Tag die „Mukâbala“, die gemeinsame Koranrezitation statt.
Nachdem die Muslime im Monat Ramadan 30 Tage lang gefastet haben, begehen sie das dreitägige Ramadanfest. Beginnend mit dem gemeinsamen Festtagesgebet in der Moschee, folgen gegenseitige Besuche, Beschenkungen und die gemeinsamen Feiern.
Das Bedeutendste unter den islamischen Festen ist das Kurbanfest, auch Opferfest genannt, (arabisch „Îd al-Adha“) und hat wörtliche Bedeutung „sich nähern“. Sie bezeichnet den Akt des Opferns, mit dem sich die Gläubigen ihrem Schöpfer nähern. Das Opfern ist eine Prüfung und erinnert die Muslime an die vollkommene Hingabe des Propheten Abraham (a), der sogar bereit war, seinen Sohn Ismael (a) zu opfern, sofern Gott von ihm dies verlangt hätte. Diese Tage symbolisieren damit die Ergebenheit gegenüber Allah. Außerdem dient es der Gemeinschaftlichkeit und der Solidarität. Das Opferfleisch wird an Bedürftige verteilt. Somit feiern an diesem Tag nicht nur die Wohlhabenden, sondern auch die Bedürftigen.
Der erste Tag des viertägigen Kurbanfestes ist der zehnte Tag des Monats Zulhidscha. An diesem Tag verlassen die Pilger während des Hadsch das Tal Arafat, welches zu den obligatorischen Pflichten der Pilgerfahrt gehört und machen sich auf den Weg zurück nach Mekka. Der Aufenthalt auf dem Arafat soll an den Tag des Jüngsten Gerichts erinnern. Denn auch an diesem Tag werden die Menschen versammelt. Der Hadsch ist eine der wichtigsten Gottesdienste im Islam und wurde den Muslimen im 9. Jahr der Hidschra (Auswanderung) zur Pflicht.
Die erste Nacht zum Freitag des Monats Radschab ist die Regâib-Nacht. Regâib bedeutet „das Ersehnte“, „Barmherzigkeit“, „Gnade“ und „Wohltat“. Mit dem Monat Radschab beginnen auch die gesegneten Drei-Monate. Der Gesandte Allahs wies mit folgenden Worten darauf hin, dass in dieser Nacht die Gebete erhört werden: „Es gibt fünf Nächte, in denen die Gebete nicht zurückgewiesen werden. (Diese Nächte sind): die Nächte zum Freitag, die Nächte zu den Festtagen des Ramadans und des Kurbanfestes, die erste Nacht zum Freitag im Monat Radschab (die Regâib-Nacht) und die fünfzehnte Nacht des Monats Schabân (die Berât-Nacht).“[i]
Wie in allen gesegneten Nächten, treffen sich die Muslime am Abend, um individuell oder in der Gemeinschaft zu beten, im Koran zu lesen und Bittgebete zu sprechen.
Das Wort „Mirâdsch“ bedeutet „Leiter“, „aufsteigen“, „emporsteigen“. Dieses Ereignis ist, nach dem Koran, das größte Wunder des Gesandten Muhammads (s). Dieses Wunder besteht aus zwei Abschnitten: der nächtlichen Reise (Isrâ) von der Kaaba zur al-Aksâ-Moschee in al-Kuds und dem Aufstieg (Mirâdsch) von der al-Aksâ-Moschee in den Himmel. Im Koran wird von dieser Nacht wie folgt berichtet: „Gepriesen sei, der seinen Knecht nachts reisen ließ vom heiligen Anbetungsplatz zum fernsten, um den herum wir Segen spendeten, um ihm von unseren Zeichen einige zu zeigen! Siehe, er ist der Hörende, der Sehende.“[ii]
In dieser Nacht wurde Muhammad (s) von dem Reittier mit dem Namen Burak zur al-Aksâ Moschee gebracht. Dort stieg er in Anwesenheit des Engels Gabriel (a) in den Himmel empor. Während seiner Reise sah er das Paradies und seine Gaben sowie die Hölle und seine Qualen und durfte schließlich die Gegenwart Allahs erleben. Der Prophet erhielt dort auch die Verpflichtung, das fünfmalige Gebet zu verrichten.
Die Miradsch-Nacht wird von den Muslimen als bedeutendste Nacht nach der Kadr-Nacht angesehen und traditionell mit Gebeten verbracht.
Das Wort „Berât“ heißt so viel wie „entfernt sein“, „freisprechen“, „rein und unschuldig sein“. Die Berât-Nacht ist gemäß dem Mondkalender die 15. Nacht des Monats Schabân. Da in dieser Nacht Allah besonders barmherzig ist, hoffen die Muslime auf die Vergebung ihrer Sünden. Hierzu kommen sie oftmals in der Gemeinde zusammen und verrichten zusätzliche Gebete. Zudem sind die Gläubigen gerade in dieser Nacht dazu angehalten, ihre Taten zu reflektieren und sich dementsprechend zu verbessern.
Die Kadr-Nacht, die 27. Nacht des Monats Ramadan, ist die Nacht, in der die Herabsendung des Korans begann. Von allen Nächten eines Jahres hat Allah dieser Nacht die Besonderheit verliehen, wertvoller zu sein als Tausend Monate. Deshalb hat er ihr den Namen „Kadr“ (Bestimmung, Macht, Schicksal) gegeben. Im Koran findet sich eigens eine Sure, die sich ihr widmet, die 97. Sure „Kadr“.
Die Kadr-Nacht befindet sich in einer der letzten zehn Nächte des Fastenmonats Ramadan. Die Muslime versuchen deshalb diese Nächte so zu verbringen, als sei jede von ihnen die Kadr-Nacht. Diese Nacht ist die segensreichste und bedeutendste Nacht im Islam. Sie wird – wenn möglich vollständig – mit der Rezitation des Korans, Gebeten, dem Gedenken Gottes und Bittgebeten verbracht. Allah verspricht demjenigen, der sie gebührend verbringt, die Vergebung aller Sünden.
Das Wort „Mawlîd“ bedeutet „Geburt“, „Geburtstag“ bzw. „Geburtsort“. Man verwendet es als Bezeichnung für die Geburt des Propheten Muhammads (s) sowie feierliche Veranstaltungen, die zu seinen Ehren organisiert werden, und Schriften, die von ihm handeln. Der Gesandte Allahs kam im sogenannten „Jahr des Elefanten“, am zwölften Tag des Monats Rabî al-Awwal auf die Welt. Dies entspricht dem 20. April 570 n. Chr.
Die Fatimiden (910 bis 1171 n. Chr.) waren die ersten, die eine feierliche Zeremonie zu Ehren des Gesandten Allahs ausrichteten und an der nur die Bewohner des Palastes und Bedienstete des Staates teilnahmen. In den späteren Jahrhunderten erlangte diese Praxis Verbreitung unter allen Muslimen. Auch Muslime in Europa feiern den Mawlîd, indem sie Feierlichkeiten in den Moscheen organisieren, bei denen über den Gesandten Allahs referiert und Loblieder gesungen werden.
Die Auswanderung des Propheten Muhammad (s) und seiner Gefährten nennt man „Hidschra“. Da es für Muslime in Mekka immer gefährlicher wurde, suchte der Prophet nach einem Ort, an dem sie ein freies Leben führen konnten. Bei einem Treffen in Akaba nahmen einige Medinenser den Islam an. Anschließend begannen die Muslime im Jahre 622 n. Chr. in kleinen Gruppen Mekka zu verlassen, um nach Yathrib, die spätere Stadt Medina, auszuwandern. Da die Hidschra einen Wendepunkt in der Geschichte des Islams darstellt, wurde sie während der Amtszeit des Kalifen Umar (r) zum Beginn der islamischen Zeitrechnung erklärt.
Der Aschûra-Tag ist der zehnte Tag des Monats Muharram. Der Monat Muharram wird im Koran zu den vier bedeutenden Monaten gezählt. Eine besondere Speise, die an diesem Tag traditionell zubereitet wird, geht auf folgende Begebenheit zurück: Es wird erzählt, dass Noah (a) und seine Gefährten, die an diesem Tag auf Festland trafen, diesen Tag feierten und zu diesem Anlass eine Speise aus allerlei Lebensmitteln zubereiteten. Im Gedenken daran wird am Aschûra-Tag diese Speise gekocht und in der Nachbarschaft verteilt.
Je nach Herkunftsland wird der Aschura-Tag verschiedene Weise begangen. Husayn (r), ein Enkel des Gesandten Allahs, starb am zehnten Muharram und wurde zum Märtyrer. Vor allem schiitische Muslime messen diesem Ereignis einen besonderen Wert bei. Sie betrachten diesen Tag als Tag der Trauer, sodass sie am Aschûra-Tag nicht lachen, kein Fleisch essen, keine neue Kleidung anziehen und keine neue Tätigkeit beginnen.
[i] Imam Schafiî, Al-Umm
[ii] Sure Isrâ, 17:1