Die katholische Kirche will als letzte große Religionsgemeinschaft dem „Religionsunterricht für alle“ an Hamburgs Schulen beitreten. Bislang wurde ein konfessionsgebundener Religionsunterricht bevorzugt.
Die katholische Kirche will sich künftig am „Religionsunterricht für alle“ in Hamburg beteiligen. Das Erzbistum Hamburg habe den Beitritt bei der Stadt und den bereits beteiligten Religionsgemeinschaften beantragt, gab Erzbischof Stefan Heße am Donnerstag vor Journalisten bekannt. Die Zustimmung gilt nach Angaben der Schulbehörde als sicher.
Die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit im Religionsunterricht sei „eine dem Frieden dienende Kooperation“, erklärte Heße. Die Beteiligung sei auch für die katholische Kirche ein „deutliches Plus“, weil sie damit an der Gestaltung des Unterrichts mitwirken könne.
Der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) zeigte sich erfreut, dass sich nun alle größeren Religionsgemeinschaften der Hansestadt an dem Modell beteiligen, und sprach von bundesweiter Signalwirkung: „Der Hamburger Weg wird von anderen Bundesländern und von anderen Religionsgemeinschaften mit großer Aufmerksamkeit beobachtet.“
Die evangelische Nordkirche begrüßte die Beteiligung der Katholiken. „Damit wird zugleich die innere Vielfalt des Christentums angemessen abgebildet und die ökumenische Zusammenarbeit der beiden Kirchen gestärkt“, erklärte der für den Religionsunterricht zuständige Propst Karl-Heinrich Melzer. Seiner Ansicht nach hat sich der „Religionsunterricht für alle“ nach mehr als 30 Jahren in Hamburg bewährt. Das Modell trage der Tatsache Rechnung, dass die Stadt mittlerweile multireligiös geprägt sei.
Auch bei den Bürgerschaftsfraktionen von CDU und Grünen traf die Entscheidung des Erzbistums auf Zustimmung. Ihrer Ansicht nach leistet der Unterricht einen wichtigen Beitrag zur Integration.
Während in anderen Bundesländern der Religionsunterricht nach Religionen und Konfessionen getrennt erteilt wird, gibt es in Hamburg bereits seit Jahrzehnten den „Religionsunterricht für alle (Rufa)“. Dabei werden Schüler aller Konfessionen und auch konfessionslose gemeinsam unterrichtet. Die Inhalte wurden zunächst allein von der evangelischen Kirche verantwortet. Seit 2019 bestimmen auch Juden, Muslime und Aleviten gleichberechtigt mit. Alle Beteiligten dürfen eigene Religionslehrer entsenden.
Die katholische Kirche hatte sich bislang nicht an dem Modell beteiligt, weil sie einen konfessionsgebundenen Religionsunterricht bevorzugte. 2019 startete sie an ausgewählten Schulen ein Modellprojekt, um eine Mitwirkung zu prüfen. Das Erzbistum überzeugt am „Rufa“ nach eigener Darstellung vor allem, dass es sich nicht um einen religionskundlichen Unterricht aus neutraler Perspektive handelt, sondern dass auch die konfessionsspezifischen Eigenheiten thematisiert und vermittelt werden. (KNA, iQ)