Sayragul Sauytbay ist am Sonntag mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis geehrt worden. Die Auszeichnung würdigt das Engagement der 45-jährigen Kasachin für die muslimische Minderheit in China.
Sayragul Sauytbay ist am Sonntag mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis geehrt worden. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt das Engagement der 45-jährigen Kasachin für die muslimische Minderheit in China, wie die Stadt mitteilte. Die Verleihung war wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben worden.
Den Menschenrechtspreis vergibt die Stadt seit 1995 alle zwei Jahre. Die Auszeichnung ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg – der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der NS-Rassegesetze – „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“.
Sauytbay ist Lehrerin, hat selbst Folter und Haft erlebt und war zeitweise in einem Umerziehungslager eingesperrt. Sie konnte fliehen und lebt mit ihrer Familie seit 2019 in Schweden. Dort ist mit der Autorin Alexandra Cavelius auf Basis mehrerer Interviews das Buch „Die Kronzeugin“ entstanden.
Beim Festakt im Opernhaus sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU), der weltweite Vormarsch von Autokraten, von Krieg, Staatsterror, Missachtung der Menschenrechte und der internationalen Institutionen sowie Auswirkungen des Klimawandels führten zu Flucht und Exil. Längst legten diese Entwicklungen auch eine Spur in die westlichen Demokratien. In einer Welt der Unsicherheiten und Konflikte sei eines gewiss: „Menschenrechte und Demokratien sind keine Luxusfragen, sie sind das unverzichtbare Fundament des Friedens“, betonte der Oberbürgermeister.
Die größten Impulse für demokratische Innovationen und Erneuerung gingen derzeit seltener von Regierungen als von kritischen Zivilgesellschaften aus, erinnerte König. Sauytbays Mut, die Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Xingjiang anzuprangern und in die Öffentlichkeit zu tragen, bringe sie und ihre Familie in Gefahr. Ihre Erlebnisse stünden exemplarisch für das Schicksal vieler ethno-religiöser Minderheiten in China.
Jury-Mitglied Iris Berben erklärte in ihrer Laudatio, sie bewundere Sauytbay für deren Mut, das von ihr Erlebte an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie wünsche der Preisträgerin, dass deren Wunden innen wie außen heilen könnten und dass der Preis den nötigen Schutz biete, ihre unverzichtbare und menschliche Arbeit fortsetzen zu können.
In ihrer Dankesrede sagte die Aktivistin, die Verleihung gebe ihr Kraft. Sie öffne Türen und gebe Gelegenheit, zum Weltfrieden beitragen zu können. Allen Drohungen vonseiten der chinesischen Regierung zum Trotz werde sie weiter der Welt von den Schreien von Millionen von Menschen und von der Wahrheit berichten, die sie mit eigenen Ohren gehört habe. (dpa/iQ)