In Oldenburg wird eine 16-jährige Sportlerin aufgrund ihres Kopftuchs bei einem Wettkampf disqualifiziert. Nun äußert sich der Vorstand.
Vergangen Samstag wurde eine 16-jährige Sportlerin von der Deutschen Meisterschaft der International Budo Federation (IBF) disqualifiziert. Grund: ihr Kopftuch. Der Bundeshauptkampfrichter und technischer Direktor des IBF schloss sie von der Wertung aus, da das Tragen eines Kopftuchs regelwidrig war und es zu Verletzungen kommen könnte. Die Forderung auf Einblick in die Wettkampfordnung lehnte er ab.
Der Vorstand der International Budo Federation Deutschland e.V. (IBF-Deutschland) widerspricht jedem Vorwurf im Sinne von Diskriminierung oder gar Rassismus „aufs Schärfste“. Die Wettkampfordnung sei seit vielen Jahren bekannt. Die Teilnehmerin habe „bedingt durch das regelwidrige Tragen einer Kopfbedeckung“, die Wertung 0 erhalten. Aus der Sicht des Vorstands konnte der Hauptkampfrichter „zu diesem Zeitpunkt keine andere Entscheidung treffen“, erklärt der Vorstand in einer Mitteilung.
Der Vorstand bedauere jedoch den Vorfall und hätte „gerne“ die Gelegenheit gehabt, eine „einvernehmliche Lösung“ im Sinne der Sportlerin zu treffen. Doch wurde der Bundeshauptkampfrichter erst am Turniertag, unmittelbar vor dem Start der Veranstaltung, mit dem Problem (Anm. d. Red: Das Tragen eines Kopftuchs) konfrontiert. Unabhängig davon werde der Vorstand der IBF Deutschland e.V. den gesamten Vorfall in geeigneter Weise aufarbeiten.
Die Disqualifizierung der jungen Muslimin stieß beim Vorsitzenden der SCHURA Niedersachsen, Recep Bilgen, auf Unverständnis. „Wenn eine kopftuchtragende Sportlerin im Taekwondo mehrere europäische Wettkämpfe gewonnen hat, dann stellt sich die Frage, welche Haltung die IBF zur Vielfalt von Sportler:innen und ihrer gleichberechtigten Teilhabe hat“, betont Bilgen. Er appelliert an die Verantwortlichen der IBF, eine Änderung der Wettkampfordnung zu erarbeiten, die zeitgemäß ist.
Auch der Vorstand der DITIB-Jugend (BDMJ) zeigt sich empört über den Vorfall und solidarisiert sich mit den jungen Sportlerin. Es sei ein Armutszeugnis, dass in Deutschland Sportlerinnen mit Kopftuch „Steine in den Weg gelegt werden“ erklärt der Vorsitzende Mustafa Salih Durdubaş in einer Pressemitteilung. Der BDMJ fordere ein Disziplinarverfahren für das Verhalten des Bundeshauptkampfrichters. Etwaige Interpretationen der Wettkampfordnung, die das Kopftuch als Gefahr werten, seien rassistisch. „Wir fordern ein diskriminierungsfreies und vielfältiges Miteinander im Sport“, betont Durdubaş abschließend.