Srebrenica

Niederlande entschuldigen sich bei eigenen Veteranen

Die Folgen des Bosnienkriegs reichen bis heute. Nun entschuldigt sich die niederländische Regierung für den „unmöglichen Auftrag“ an den eigenen Soldaten. Dennoch tragen die Niederlande Mitschuld am Völkermord in Srebrenica.

19
06
2022
0
Srebrenica
Symbolbild - UN Blauhelmsoldaten © shutterstock, bearbeitet by iQ

Fast 27 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica hat sich die niederländische Regierung für den „Umgang mit den eigenen Soldaten“ entschuldigt, die 1995 als UN-Blauhelmsoldaten die bosnische Enklave schützen sollten. Die Einheit „Dutchbat III“ sei mit einem „unmöglichen Auftrag“ ins Kriegsgebiet geschickt worden, sagte Premier Mark Rutte am Samstag bei einer Ehrung der Veteranen in Schaarsbergen bei Arnheim im Osten des Landes. Die UN-Einheit sei zu leicht bewaffnet und daher machtlos gewesen und habe den Völkermord nicht verhindern können.

Im Juli 1995 hatten im Krieg in Ex-Jugoslawien serbische Einheiten die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt. Die niederländischen UN-Blauhelme leisteten keinen Widerstand. Serbische Soldaten hatten dann etwa 8000 muslimisch-bosnische Männer und Jungen ermordet. Der Völkermord von Srebrenica gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen auf europäischem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg.

Jahrelang war den Soldaten Feigheit und Versagen vorgehalten worden. Zudem wurden posttraumatische Störungen von Veteranen nicht anerkannt. Viele von ihnen fühlten sich dadurch im Stich gelassen. Vor mehreren Hundert Veteranen und ihren Familien entschuldigte sich dafür nun der Premier im Namen der Regierung.

„Die Welt hat auf schreckliche Weise versagt“

Rutte betonte, dass die bosnischen Serben wie Serbenführer Radovan Karadzic und der damalige General Ratko Mladic die Schuld an dem Völkermord trügen. Aber auch die internationale Gemeinschaft habe versagt. „Die Welt hat auf schreckliche Weise versagt.“

Auch Verteidigungsministerin Kasja Ollongren sagte, dass von den Soldaten „das Unmögliche“ gefordert worden war. Als sie aus dem Einsatz zurückgekommen seien, habe es zu wenig Nachsorge und Unterstützung gegen falsche Schuldzuweisungen in Öffentlichkeit gegeben. Im vergangenen Jahr hatte die niederländische Regierung bereits eine Anerkennung der Veteranen zugesagt. Dutchbat-Veteranen bekamen damals auch eine Prämie von jeweils 5000 Euro.

Gerichtshof in Den Haag: Niederlande tragen Mitschuld an Srebrenica

Der Oberste Gerichtshof in Den Haag erklärte 2019 die Mitverantwortung der Niederlande für den Tod von 350 Muslimen in Srebrenica und bestätigte damit im Kern ein Urteil des Berufungsgerichtes aus dem Jahr 2017.

Die niederländischen Blauhelme handelten dem Urteil zufolge unrechtmäßig, als sie die Männer vom Gelände wegschickten. „Sie hätten wissen müssen, dass die Männer misshandelt oder getötet werden“, so das Gericht . (dpa, iQ)