Frankreich

Staatsrat bestätigt Verbot von Burkinis in Grenoble

Wie viel Stoff ist zu viel? In Frankreich entbrennt eine hitzige Diskussion über den Burkini im Schwimmbad. Nun spricht der Staatsrat das letzte Wort.

22
06
2022
Burkini-Verbot
Symbolbild: Burkini-Verbot © shutterstock, bearbeitet by iQ

Die Erlaubnis der Stadt Grenoble zum Tragen muslimischer Ganzkörperbadeanzüge (Burkinis) in öffentlichen Schwimmbädern ist nun auch von Frankreichs Staatsrat gekippt worden. Der Staatsrat in Paris bestätigte am Dienstag die Entscheidung eines Verwaltungsgerichts, das die Änderung der Badeordnung in Grenoble bereits für unzulässig erklärt hatte.

Nach Urteil des Staatsrats sei die Stadt Grenoble mit ihrer Erlaubnis sogenannter Burkinis vor allem auf Forderungen aus muslimischer Ecke eingegangen, um einen religiösen Anspruch zu befriedigen.

Zu diesem Zweck habe die Stadt die bisherigen Bekleidungsregeln, die auf Hygiene- und Sicherheitsanforderungen beruhten, erheblich abgeändert. Das verletze die Gleichbehandlung der Besucher und gefährde die Neutralität des öffentlichen Dienstes, argumentierte der Staatsrat, der die Funktion des höchsten Verwaltungsgerichts in Frankreich hat. Die Berufung der Stadt Grenoble gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts wurde verworfen.

Burkini als Streitthema in Frankreich

Die Burkinis in Grenoble wurden in den vergangenen Wochen zu einem nationalen Politikum mit hitzigen Diskussionen. Frankreich versteht sich als laizistische Land, in dem eine strikte Trennung von Staat und Religion herrscht. Der Umgang mit dem Kopftuch und dem Burkini in der Öffentlichkeit sorgt immer wieder für Kontroversen.

Zunächst hatte der Stadtrat in Grenoble unter Vorsitz eines grünen Bürgermeisters nach kontroverser Debatte mit knapper Mehrheit für eine Änderung der Schwimmbadordnung gestimmt. Der konservative Innenminister Gérald Darmanin wies daraufhin den örtlichen Präfekten an, gegen die umstrittene Neuregelung zu klagen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Burkini? Bikini? Oder oben ohne für alle? Die SPD Hamburg hat einen Antrag gestellt, Frauen und nicht-binäre Menschen sollen ohne Oberbekleidung ins Schwimmbad dürfen. In Göttingen geht das schon teilweise. Auch Hannover will die Regeln ändern. Dort befürworten die Ratsfraktionen von SPD, Grünen und auch CDU das Schwimmen mit unbedeckter Brust für alle. Es geht um Gleichberechtigung für nackte Oberkörper und gegen ein Verhüllungsgebot. Als einen ganz normalen Fortschritt bei Schwimmbad-Besuchen. Warum sollten denn Frauen nicht oberkörperfrei schwimmen dürfen? Dazu sagt die Sexologin Ann-Marlene Henning, dass es wichtig sei, für eine Normalisierung zu sorgen. "Wenn man merkt, es ist ganz normal, oben ohne am Strand zu liegen, machen das viele andere auch." Immerhin sei es in Saunabädern auch ganz normal, nackt zu sein. "Und ich meine: Nackt schwimmen ist doch der Hammer. Alles kann sich frei bewegen." Wieso sollte das auch nicht sein? Hitzige Diskussionen über Burkinis in französischen Schwimmbädern braucht niemand. Frankreichs Staatsrat befürwortet somit auch keine endlosen Verhüllungsdebatten. Das ist gut so, denn es sorgt für friedlichere Zustände im Gemeinwesen von Grenoble. Damit hat das Oberste Verwaltungsgericht in Frankreich das angestrebte Ziel - "religiöse Forderungen zu erfüllen" - unterbunden. So berichtete heute der 'Spiegel' über den Gerichtsentscheid zum Burkini-Streit. Das Oben-ohne-Baden bleibt aber in Grenobles öffentlichen Schwimmbädern weiterhin verboten. Vielleicht lernt Frankreich ja noch von deutschen Badeordnungen? Zur Wintersonnenwende beteiligen sich übrigens viele Menschen im Rahmen des Dark Mofo Festivals am australischen Long Beach an dem jährlichen Nacktbaden. Unter 'Bilder des Tages' kann man dazu heute im Netz-Portal der ARD-Tagesschau eine Erwähnung finden. Ob es solche ganz natürlichen Ereignisse auch einmal überall geben wird? Ganz ohne hitzige Verhüllungs-Diskussionen und ohne gesteuerten Religionsdruck.
22.06.22
14:45
Johannes Disch sagt:
Prima! Frankreich verteidigt konsequent seinen Laizismus!
02.07.22
10:34