Auch 13 Jahre nach ihrer Ermordung gedenkt Deutschland an Marwa El-Sherbini. Sie musste sterben, weil sie Muslimin war. Marwa wurde nur 31 Jahre alt.
Am 01. Juli 2009 wurde Marwa El-Sherbini Opfer eines islamfeindlichen und rechtsextremen Angriffes im Dresdner Landgericht. Die 31-jährige Pharmazeutin sollte vor dem Landgericht Dresden als Zeugin aussagen. Der spätere Täter hatte sie auf einem Spielplatz unter anderem wegen ihres Kopftuches beschimpft und beleidigt.
Während des Prozesses im Gerichtssaal wird sie von dem Angeklagten mit 16 Messerstichen erstochen. Ihr Ehemann, der ihr zur Hilfe eilen wollte, wird von herbeigeeilten Polizisten angeschossen und konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. El-Sherbini war zum Zeitpunkt ihrer Ermordung im dritten Monat schwanger; das ungeborene Kind stirbt.
Die Tat löste Entsetzen in Deutschland und in der islamischen Welt Proteste aus. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Seitdem Mord an Marwa El-Sherbini versammeln sich am 1. Juli eines jeden Jahres Vertreter der Politik, Justiz, Verwaltung und Politik sowie Muslime und andere Religionsgemeinschaften vor dem Landgericht, um Marwas zu gedenken.
Die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, hat mehr Engagement gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland gefordert. Für sechs Millionen Musliminnen und Muslime „ist Rassismus Alltag in unserem Land“, sagte die Staatsministerin am Donnerstag in Berlin. Viel zu lange sei antimuslimischer Rassismus in Deutschland verharmlost worden. „Doch Rassismus spaltet und zersetzt das Fundament unserer Demokratie“, sagte Alabali-Radovan.
Zahlreiche Menschen haben am Freitag wieder vor dem Landgericht an Marwa El-Sherbini gedacht. Wie im vergangenen Jahr legten Vertreter von Justiz, Stadt und Verbänden sowie Bürger weiße Rosen vor dem Gebäude nieder, in Erinnerung an die Bluttat, die vor 13 Jahren das ganze Land erschütterte.
Im März dieses Jahres wurde der Park vor dem Landgericht nach ihr benannt. Die Benennung des Parks nach Marwa El-Sherbini sei ein Baustein in der Gestaltung des Parks als „lebendiger Ort des Erinnerns“, wie es in der Mitteilung der Stadt hieß. „Ein ausführlicher Gestaltungsprozess, der die Komplexität des Verbrechens und dessen Motivlage berücksichtigt“, solle folgen.