Der Völkermord von Srebrenica jährt sich heute zum 27. Mal. Weitere 50 Opfer werden dieses Jahr in der Gedenkstätte Potočari beigesetzt.
Vor genau 27 Jahren wurde in Srebrenica ein Völkermord begangen. In Europa wüteten damals die Jugoslawienkriege. Am 11. Juli 1995 fand der Bosnien-Krieg mit dem Massaker in Srebrenica seinen Höhepunkt. Serbische Soldaten ermordeten innerhalb weniger Tage mehr als 8.000 muslimische Bosniaken.
Noch immer werden Leichen identifiziert und am Jahrestag des Massakers beerdigt. Auch dieses Jahr werden tausende Teilnehmer zur alljährlichen Gedenkveranstaltung erwartet.
Bisher wurden mehr als 6700 Opfer identifiziert und in der Gedenkstätte Potocari beigesetzt. Weitere 2000 Opfer liegen noch in unbekannten Massengräber verteilt in der Region. Dieses Jahr werden 50 weitere Opfer beigesetzt. Das jüngste unter den Identifizierten sei 16 Jahre alt, das älteste 63. Die Überreste von 69 weiteren Opfern werden trotz erfolgreicher DNA-Analyse aufbewahrt, weil die Hinterbliebenen einer Beerdigung noch nicht zugestimmt haben.
Anfang Dezember des vergangenen Jahres wurde ein neues Massengrab in der Nähe der Stadt Kalinovik gefunden, das 200 Kilometer von Srebrenica entfernt liegt. Wie die Internationale Kommission für vermisste Personen (ICMP) bekannt gab, sei der Fundort das bisher am weitesten von Srebrenica entfernt entdeckte Massengrab.
Sein Standort ist nur wenige Kilometer vom Dorf Godinjska Bara entfernt, in der Nähe von Trnovo, wo Paramilitärs der Einheit „Scorpions“ Mitte Juli 1995 sechs bosniakische Gefangene aus Srebrenica hingerichtet hatten“, sagte Matthew Holliday, Leiter des Westbalkan-Programms des ICMP.
Der Völkermord von Srebrenica gilt als das grausamste Verbrechen in Europa seit dem zweiten Weltkrieg. Serbische Truppen marschierten damals in die Stadt ein. Dabei handelte es sich um ein UN-Schutzgebiet. Deshalb flohen die Opfer gezielt nach Srebrenica, um dort Schutz vor serbischen Soldaten zu suchen. Über mehrere Tage hat sich das Massaker hingezogen. Spätere Untersuchungen zeigten, dass die Morde an verschiedenen Orten systematisch begangen wurden. Die Täter versuchten das Verbrechen zu vertuschen. Die Leichen wurden in Massengräbern verscharrt. Die Gräber wurden mehrfach umgebettet und Leichenteile auf verschiedene Massengräber verteilt, damit die Opfer nicht identifiziert werden konnten. Ende Juli wurden mehr als 7000 Bosniaken für vermisst erklärt.