Freitagspredigten, 19.08.2022

Ahlak, Nachbarschaft und Eheschließung

Die Freitagspredigt der Muslime behandelt sowohl religiöse, als auch gesellschaftliche Themen. IslamiQ liefert jede Woche einen Überblick.

19
08
2022
Freitagspredigt
Symbolbild: Minbar, Freitagspredigt, Hutba

In der Freitagspredigt der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) geht es diese Woche um den Ahlak. Ahlak sei der gute Charakter, das entweder angeboren ist oder später erworben wurde. Welcher Charakter gut ist, werde in Koran und Sunna beschrieben. Was im Koran als tugendhaft gilt, ist auch im Leben des Propheten Muhammad (s) wiederzufinden. Die Sunna sei die praktische Umsetzung der im Koran genannten Werte und Tugenden. Koran und Sunna seien also der Maßstab dafür, was unter einem guten Charakter und Tugendhaftigkeit zu verstehen ist.

Große, tugendhafte Persönlichkeit habe es in der Menschheitsgeschichte schon immer gegeben. Doch niemand sei so wie Prophet Muhammad (s). Er sei das größte Vorbild für Muslime – ganz gleich, ob als Ehemann, als Vater, als Freund oder Gemeindeleiter. Sein wundervoller Charakter werde der Menschheit bis zum Jüngsten Tag als Vorbild dienen. Muslime seien dazu angehalten, die Vorbildlichkeit des Propheten zu verinnerlichen und in ihrer Familie vorzuleben.

Nachbarschaftliche Beziehungen

Die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) thematisiert in ihrer Freitagspredigt nachbarschaftliche Beziehungen. Die Nachbarschaft bilde das nächste soziale ‎Umfeld für den Menschen nach ‎der eigenen Familie. Aus diesem ‎Grund habe die Nachbarschaft im Islam eine große Bedeutung. Sowohl der Koran ‎als auch die Sunna behandle dieses Thema sorgfältig. Leider sei ‎festzustellen, dass die Menschen ‎heutzutage besonders in den ‎Großstädten den ‎Nachbarschaftsbeziehungen die ‎erforderliche Bedeutung nicht ‎beimessen. Menschen im selben ‎Mehrfamilienhäusern würden einander nicht ‎kennen.

Im Islam werde das Recht der Nachbarschaft nicht nach Religionszugehörigkeit sondern nach dem Menschsein gewertet. Ohne nach ethnischer, religiöser und sozialer Zugehörigkeit zu trennen, sollten Muslime ihre Nachbarn gut behandeln. Deutschland sei multikulturell. Muslime sollten daher sollten die Rechte ihrer Nachbarn respektieren und die Beziehung mit ihnen im Rahmen ethischer Werte pflegen.

Islamische Eheschließung und Scheidung (Nikah und Talaq)

Der Verband islamischer Kulturzentren (VIKZ) behandelt in der heutigen Freitagspredigt die Eheschließung und der Scheidung, Nikah und Talaq. Nach dem islamischen Selbstverständnis gehöre die Familie zu den wichtigsten und schützenswerten Institutionen. Denn der gesunde Fortbestand der Menschheit im Hinblick auf Körper und Geist hänge von dieser Institution ab. Der Verfall der Familie führe auch zum Verfall einer Gesellschaft. Grundlage dieser Institution bilde daher zweifellos die rechtmäßige Ehe.

Nikah sei gemäß dem Islam ein Vertrag, der zwischen einem Mann und einer Frau, bei denen keine islamisch-rechtlichen Ehehindernisse vorliegen, auf Dauer für den Rest ihres Lebens geschlossen wird. Die Eheschließung müsse in Anwesenheit von zwei Zeugen und öffentlich geschlossen werden. Mit der verbalen Scheidung (Talaq) trete auch die religiöse Scheidung ein, egal ob es in Anwesenheit oder Abwesenheit von Zeugen getätigt wird. Wer einen Talaq, also eine einmalige Scheidung ausspricht, breche das erste Band. Wenn aber alle drei Bände gebrochen werden, so sei eine Trennung unumgänglich. Wer alle drei Talaqs ausspricht, gelte nach den vier Rechtsschulen geschieden. Daher sollten Muslime den Talaq sowohl von seiner Zunge als auch von seinem Herz fernhalten.

Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und gibt einen Überblick.

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Niemand in der Menschheitsgeschichte sei so tugendhaft wie der Prophet Muhammad aus dem siebten Jahrhundert n.Chr. - so meint hier eine IGMG-Predigt - als Vorbild für die gesamte Menschheit und für alle Zeiten gültig. Da habe ich aber schon meine starken Zweifel. Zumal ich diesen Mann überhaupt nicht persönlich kenne und ihn auch nicht erlebt habe. Er dürfte ziemlich idealisiert werden, indem alles mögliche in seine Person hineininterpretiert wurde und immer noch wird. Da sollte man eine gewisse Vorsicht walten lassen. Hier ist auch von vier islamischen Rechtsschulen die Rede. Warum gibt es nicht hundert derartige Rechtsschulen? In diesen Rechtsschulen sind Menschen verantwortlich. Und Menschen können immer auch irren; sie sind letztlich fehlbar in ihren Ansichten, Auslegungen und Entscheidungen. Zumal sie hier auch für sich in Anspruch nehmen, sie sprächen göttliches Recht. So gesehen halte ich ein solches Selbstverständnis schon für anmaßend und realitätsfremd & gefährlich. Eine gesunde Runderneuerung und selbstkritische Aktualisierung würde diesen Rechtsschulen bestimmt nicht schaden und wäre auf jeden Fall notwendig und angebracht.
19.08.22
16:15