700.000 vertriebene muslimische Rohingya
Am 25. August 2017 begann die Armee von Myanmar mit der gewaltsamen Vertreibung von rund 700.000 muslimischen Rohingya aus dem Bundesstaat Rakhine. Zusammen mit den Rohingya, die in den Jahrzehnten zuvor vertrieben wurden, leben in Cox’s Bazar gut eine Million Flüchtlinge. Sie verteilen sich auf 31 Siedlungen, die zusammen als das größte Flüchtlingslager der Welt bezeichnet werden. Für ihr Überleben sind die Rohingya vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Das internationale Hilfsprogramm für die Rohingya ist nach Angaben des Norwegischen Flüchtlingsrates „chronisch unterfinanziert“. „In den ersten acht Monaten dieses Jahres wurden nur 25 Prozent der benötigten Mittel bereitgestellt. Das sind gerade einmal 35 Cent pro Flüchtling und Tag“, sagte Egeland.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der internationalen Gemeinschaft vor, nichts für die Gerechtigkeit und den Schutz der Rechte der Rohingya unternommen zu haben. „Dieser Jahrestag sollte besorgte Regierungen veranlassen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um das Militär von Myanmar zur Rechenschaft zu ziehen und Gerechtigkeit und Sicherheit für die Rohingya in Bangladesch, Myanmar und in der gesamten Region zu gewährleisten“, forderte HRW-Asienexpertin Elaine Pearson am Mittwoch.
Freiheit der Geflüchteten eingeschränkt
Die Organisation International Crisis Group (ICG) beklagt, die Aussichten der Rohingya auf eine Rückkehr nach Rakhine hätten sich seit dem Putsch in Myanmar im Februar 2021 dramatisch eingetrübt. Um Druck für eine Lösung des Flüchtlingsproblems auszuüben, verschlechtere Bangladesch zunehmend die Lebensbedingungen der Rohingya, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Report der ICG über die Lage der Flüchtlinge. „Je ungeduldiger Dhaka wird, desto schwieriger wird das Leben für die Flüchtlinge. Sie haben deren Bewegungsfreiheit nach und nach stärker eingeschränkt, indem unter anderem die Lager eingezäunt wurden, sagte Thomas Kean, Myanmar- und Rohingya-Experte der ICG. Mehrere Schulen und Geschäfte innerhalb der Lager seien inzwischen geschlossen. (KNA/iQ)