Die dänische Kommission für den Kampf der vergessenen Frauen hat der Regierung empfohlen, das Kopftuch für Schülerinnen in dänischen Grundschulen zu verbieten. Diese Empfehlung sorgt nun für eine hitzige Debatte.
In Dänemark wird über ein Kopftuchverbot für Schülerinnen debattiert. Grund dafür ist die Empfehlung der Kommission für den Kampf der vergessenen Frauen, die von der Regierung Anfang dieses Jahres eingesetzt wurde. Ziel dieser Kommission sei es zu untersuchen, wie die soziale Kontrolle von Mädchen und Frauen in Migrantenmilieus vermieden werden kann.
Hierzu wurden neun Empfehlungen vorgelegt, wie das Leben von Mädchen verbessert werden kann, die unter „ehren“-bezogener sozialer Kontrolle leiden. Eine dieser Empfehlungen ist das Verbot des Tragens des Kopftuchs in dänischen Grundschulen. In den anderen Empfehlungen wird vorgeschlagen, einen Dänischkurs anzubieten, moderne Erziehungsmethoden in Familien ethnischer Minderheiten zu fördern und die Sexualerziehung in Grundschulen zu stärken. Ein Abschlussbericht der Kommission soll erst im nächsten Jahr vorgelegt werden.
Das von der Kommission empfohlene Kopftuchverbot würde sowohl für Privatschulen und freie Schulen als auch für öffentliche Grundschulen gelten. Die Kommission argumentiert, dass einige Mädchen von ihren Eltern gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen, und dass dies die Mädchen in der Schule in zwei soziale Gruppen spaltet.
Ende August gingen tausende Menschen in Kopenhagen auf die Straße, um gegen das Verbot zu protestieren. Die Hebamme und Aktivistin Lamia Ibnhsain, 37, organisierte die Veranstaltung unter dem Motto „Hände weg von unserem Kopftuch“. „Mir wurde klar, dass unsere Stimmen in der Gesellschaft unsichtbar sind. Ich wollte uns Gehör verschaffen“, erklärte sie.
Die rechtsgerichtete dänische Volkspartei (Dansk Folkeparti, DF) unterstützt dieses Vorhaben. „Natürlich sollte man kein Kopftuch tragen, wenn man in Dänemark lebt. Es ist eine Unterdrückung der Frauen. Niemand wird mir sagen, dass ein zehnjähriges Mädchen selbst entscheiden kann, ob es ein Kopftuch tragen will“, sagte die Sprecherin für Einwanderung und Integration der DF, Pia Kjærsgaard, gegenüber Ritzau.
Die dänische Regierung hat bereits in der Vergangenheit versucht, ähnliche Verbote einzuführen, aber es ist ihr stets nicht gelungen, die notwendige parlamentarische Unterstützung zu erhalten.
Das Kopftuch wird in der dänischen Gesellschaft oft als Symbol für „gescheiterte“ Integration, für die Unterdrückung von Frauen und Mädchen angesehen. Jedoch gibt es keine Zahlen darüber, wie viele Mädchen in dänischen Schulen ein Kopftuch tragen oder wie viele sich dazu gedrängt fühlen.