Islamische Begriffe werden oft missbraucht und verlieren dadurch ihre eigentliche Bedeutung. Im IslamiQ Glossar geht es um die ursprüngliche Bedeutung der Wörter. Heute: Fitna.
Das Wort „Fitna“ stammt etymologisch aus dem Verb „fatana“ mit der Bedeutung „jemanden von etw. abwenden“. Im Koran kommt das Wort „Fitna“ mit unterschiedlichen Formen insgesamt 60 Mal vor. Meistens mit der Bedeutung wie „schwere Prüfung“, „Versuchung“, „Anfechtung“, „Peinigen“, „Verfolgung“ oder Quälen bzw. Foltern (auch mit Feuer), um von etwas abzuwenden“.
Mit „Fitna“ ist in erster Linie eine schwere Prüfung gemeint, der eine Person oder eine Gesellschaft ausgesetzt wird. Außerdem deutet es auf schwere Zeiten oder Unruhen hin.
In der islamischen Geschichte bezieht sich das Wort „Fitna“ auf eine politische oder religiöse Verfolgung, Aufstände sowie gesellschaftliche Konflikte. So sind die Ereignisse rund um die Ermordung des dritten Kalifen Usmân (656 n. Chr.) als „Große Fitna“ in die islamische Geschichte eingegangen.
Auf individueller Ebene sind mit diesem Begriff alle Situationen und Aktivitäten gemeint, die den Islam als Lebensform gefährden und den Menschen von ihm abwenden. In dieser Hinsicht scheint der Begriff „Fitna“ in den Quellen als ein Gegenbegriff zu „Einheit der muslimischen Umma“ zu sein.
In der salafistischen Szene wird der Begriff „Fitna“ oftmals verwendet, um auf verschieden Missstände hinzuweisen. Wiederkehrendes Motiv sind beispielsweise Warnungen durch selbsternannte religiöse Autoritätspersonen vor vermeintlich schädlichen Einflüssen oder Neuerungen. Dabei wird der Begriff oft überdehnt und verliert seine eigentliche Bedeutung.
Literatur
Ibn Manzur, Lisan al-Arab, Sader Verlag, 1993.
Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart: Arabisch-Deutsch. 5., neu bearb. u. erw. Aufl., Harrassowitz Verlag, 1985.
Ulrich Haarmann, Geschichte der arabischen Welt: 4. Aufl. C.H. Beck Verlag, München, 2001.