Köln

Erster Gebetsruf – symbolisch, aber leise

Rund 3.000 Menschen sind am Freitag zum ersten öffentlichen Gebetsruf an der DITIB-Zentralmoschee in Köln gekommen. Die Stimmung war andächtig und freudig.

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2022
Gebetsruf in Köln © AA, bearbeitet by iQ.
Imam Mustafa Kader beim Gebetsruf in Köln © AA, bearbeitet by iQ.

An der DITIB-Zentralmoschee in Köln hat am Freitag erstmals ein Muezzin über zwei Lautsprecher zum Gebet gerufen. Der Ruf dauerte weniger als fünf Minuten und war nur in unmittelbarer Nähe der Moschee zu hören. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hörte man schon nichts mehr. Grund dafür waren die Auflagen der Stadt Köln. Der Gebetsruf dürfe bei den Anwohnern nur in Gesprächslautstärke ankommen.

Ermöglicht hatte den Ruf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die parteilose Politikerin ist der Ansicht, dass der Ruf den Muslimen aufgrund der im Grundgesetz verbrieften Freiheit der Religionsausübung nicht verweigert werden kann. Aus diesem Grund startete Köln ein Modellprojekt, wonach der Gebetsruf unter Auflagen einmal pro Woche für maximal fünf Minuten ertönen darf. 

 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von IslamiQ (@islamiqde)

Abdurrahman Atasoy, stellvertretender Vorsitzender im DITIB-Bundesverband, sagte, man sei „sehr glücklich“ über den mit der Stadt Köln geschlossenen Vertrag. „Der öffentliche Gebetsruf ist ein Zeichen für die Beheimatung der Muslime“. Aus „unsichtbaren und usseligen Hinterhofmoscheen“ hätten sie es nun in die Mitte der Gesellschaft geschafft. „Dass Muslime mit ihren repräsentativen Moscheen als sichtbarer und mit ihrem Gebetsruf als hörbarer Teil endlich gesellschaftlich angekommen und angenommen sind, ist die Kernbotschaft dieses langen Prozesses.“

In Deutschland gibt es mehrere Moscheen an denen der Muezzin offiziell ruft. Köln sei also kein Pionier, doch der Gebetsruf in der Zentralmoschee habe jedoch einen hohen Symbolwert, erklärt Zekeriya Altuğ, Leiter für Außenbeziehungen der DITIB. Dass der Gebetsruf in der Moschee praktiziert wurde, war für ihn immer ein Wermutstropfen gewesen. „Der fällt jetzt ein bisschen weg“, so Altuğ. (dpa, KNA, iQ)

Leserkommentare

Kudsi sagt:
Ich war gestern auch dabei. Für mich war das nichts besonderes. Ich kenne das ja aus unserer Moschee in Köln-Chorweiler. Unsere Moschee in Köln-Chorweiler führt seit 2010 den öffentlichen Muezzinruf fünfmal täglich durch. Die Lautstärke ist dabei ebenso verhalten. Seit über 12 Jahren kommen Nachbarn und Anwohner damit klar und beschweren sich nicht. Jetzt ist die DITIB-Zentralmoschee in Köln die zweite Moschee mit öffentlichem Muezzinruf - auch wenn es dort im Gegensatz zu Chorweiler nur einmal wöchentlich ist. In Chorweiler gab es wegen dem fünfmal täglichen Muezzinruf keinen Medienrummel. Deswegen fand ich den gestrigen Medienrummel in der DITIB-Zentralmoschee unverhältnismäßig und übertrieben. Würde man den Muezzinruf dort von den Minaretten durchführen in hoher Lautstärke, wie man es aus Istanbul kennt, würde ich den Medienrummel und die ganze Debatte drumherum verstehen. Da wurde viel zu viel Rummel gemacht für fast nichts. 60 Dezibel - das wird im Verkehrslärm untergehen und zu keinen Beschwerden führen. Außerhalb des Geländes war das leise. Auf der Straße hörte man gestern mehr die Schreie der bösartigen Jubelperser als den wunderschönen Muezzinruf. In Chorweiler ist es ja genauso wie in Ehrenfeld - sogar fünfmal täglich statt einmal wöchentlich. Und unsere Moschee in Chorweiler hat in den vergangenen 12 Jahren keine Proteste erfahren wegen dem Muezzinruf - zumindest nicht sichtbar. Wer in der Moschee in Köln-Chorweiler vorbeischauen will, um sich selbst zu überzeugen: Morsestr. 9a, 50769 Köln.
15.10.22
15:30
Marco Polo sagt:
Der DITIB-Sprecher gibt sich "sehr glücklich" wegen dieses befristeten Pilotprojekts, das er natürlich gerne ausgedehnt haben möchte. Er spricht nun von der "Mitte der Gesellschaft", in die man es mit den Moscheen endlich sichtbar und hörbar geschafft habe. Andere sehen die Situation aber ganz und gar nicht so und üben scharfe Kritik. So auch der Berliner Islam-Kenner, Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour, der diesen von der Türkisch-Islamischen Union Ditib favorisierten Muezzinruf als "Machtdemonstration des politischen Islam" stark kritisiert. Er befürchtet "fatale Folgen" mit zunehmender Islamisierung Europas und äußerte dies auch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Bestseller-Autor Ahmad Mansour, der in Israel in einer arabisch-palästinensischen Familie aufwuchs, veröffentlichte vor einigen Monaten das Buch "Operation Allah - Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will". Darin erinnerte er daran, dass die Ditib der verlängerte Arm der türkischen Religionsbehörde in Ankara ist und Präsident Recep Tayyip Erdogan (68) persönlich die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld eröffnet hat. Mansour kritisierte insbesondere die Entscheidung und Verkündung der parteilosen Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, ohne dass vorher eine Diskussion stattgefunden hat. Und er fragt grundlegend: "Welche Stellung hat der Islam in unserer Gesellschaft? Ist er wirklich gleichberechtigt?" Er nannte es "verheerend", wenn ausgerechnet der mehr als umstrittenen Ditib-Organisation derartige Zugeständnisse öffentlicher Muezzinrufe gemacht werden. Während in Kirchen die Glocken läuten - so Mansours Darlegung - um die Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen, sind es in den Moscheen die Rufe des Muezzins. "Beim Glockengeläut geht es um Klang, beim Muezzinruf geht es um konkrete religiöse Botschaften. Das ist also ein deutlicher Unterschied zu einfachem Läuten." Der Muezzin rufe laut, dass es keinen anderen Gott als Allah gebe und dass Mohammed sein Gesandter sei. Man übersehe auch leicht, dass viele junge Muslime in Deutschland es gerade zu schätzen wüßten, dass die Religion im öffentlichen Raum nicht so sichtbar sei wie in den islamischen Herkunftsländern ihrer Familien. "Sie finden das entspannend, sie finden das gut", sagte Mansour. Von einem harmlosen und einfachen "symbolischen Gebetsruf" spricht Islamkenner Mansour somit keineswegs und warnt sogar eindringlich vor ihm.
15.10.22
15:46
Hakan sagt:
Und wer schreit im Hintergrund, wie respektlos das ist!!!
15.10.22
16:34
Ilyas Ucar sagt:
Wenn in der Kölner Zentralmoschee die Kameras aufnehmen, egal ob in der Moschee oder außerhalb, die Imame oder Muezzin drehen sich gegen die Gebetsrichting (Kiblah) ?? Ezan ve kamette kıbleye yönelmeli. Hz. Peygamber (asm)'in müezzinleri kıbleye yönelerek ezan okurlardı. Ezanda Allah'a karşı yakarış ve münacat vardır. Böyle bir durumda kıbleye dönülür. Diyanet Imamlari Allah´a degil medyaya gösterise yöneliyor. Imamlarin takvasi cemaatin önünden düsmemesi gerekir.
22.10.22
0:01