Herne

Krankenhaus lehnt 14-jährige Bewerberin mit Kopftuch ab

Eine junge muslimische Schülerin bewirbt sich für ein Pflichtpraktikum im Evangelischen Krankenhaus Herne. Beim Bewerbungsgespräch bekommt sie eine Absage. Grund: Ihr Kopftuch.

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10
2022
Kopftuch Krankenhaus Absage Bewerbung
Symbolbild: Krankenhaus © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Eigentlich wollte die 14-jährige Schülerin ihr Pflichtpraktikum im Evangelischem Krankenhaus Herne absolvieren. Doch das Krankenhaus schickt die muslimische Schülerin nach dem Bewerbungsgespräch nach Hause, weil sie ihr Kopftuch nicht ablegen wollte. Ihre Familie hat nun juristische Schritte eingeleitet.

„Ich hatte mich im Krankenhaus vorab von den Mitarbeitern beraten lassen und sie haben auch gesehen, dass ich ein Kopftuch trage. Daraufhin hatten sie mich herzlich für ein Bewerbungsgespräch eingeladen“, so die junge Schülerin gegenüber IslamiQ. Doch als sie im Krankenhaus für das Bewerbungsgespräch erschien, habe man ihr sofort mitgeteilt, dass sie mit dem Kopftuch kein Praktikum absolvieren könne und sie gefragt, ob sie bereit wäre, das Kopftuch abzulegen. „Die erste Frage, die ich gestellt bekommen habe, während des Bewerbungsgesprächs war, ob ich ‚wirklich‘ vorhabe, mit meinem Kopftuch dort mein Praktikum zur machen“, erzählt die junge Schülerin. Über die Frage sei sie zutiefst geschockt gewesen und antwortet, dass sie das Kopftuch nicht ablege.

„Ich war in dem Moment sprachlos und wusste nicht, was ich nach dieser rassistischen Aussage sagen soll. Ich bin noch 14 Jahre alt. Ich bin mit Tränen in den Augen nach Hause zurückgekehrt“, so die junge Schülerin.

Krankenhaus: „Ein Kopftuch im Dienst ist nicht gestattet“

Gegenüber IslamiQ äußerte sich das Krankenhaus zu dem Vorfall. In den unter kirchlicher Trägerschaft befindlichen Krankenhäuser der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH sei das Tragen eines Kopftuchs im Dienst und während eines Praktikums nicht gestattet. Grund sei die Pflicht der Neutralität und der Loyalität zu der Einrichtung, die sich nach außen bewusst als christliches Haus definiert. So sei die Rechtslage und dies sei auch die Haltung, die der Ev. Kirchenkreis Herne/Castrop-Rauxel als Träger des EvK vertritt.

„Die Entscheidung muslimischer Frauen für das Tragen eines Kopftuchs wird von uns nicht bewertet, sondern mit Respekt betrachtet. Aber da das Kopftuch aus Sicht des christlichen Trägers als bewusstes Statement gilt, ist das Tragen eines Kopftuchs nicht mit der in unseren Häusern geforderten Pflicht der Neutralität und Loyalität vereinbar“, so der Pfarrer Frank Obenlüneschloß in der Stellungnahme.

Kein Einzelfall in Herne

Auch die Katholische Krankenhaus-Gruppe in Herne sorgte Anfang des Jahres für Schlagzeilen. Die Klinik lehnte mehrmals die Beschäftigung von Musliminnen mit einem Kopftuch ab. Nach Diskriminierungsvorwürfen und harscher Kritik der Studierenden der Ruhr-Universität Bochum (RUB) präsentierte die katholische Klinik-Gruppe einen Kompromissvorschlag. „Frauen, die aufgrund ihres muslimischen Glaubens während der Arbeit auch Haare und Ohren bedecken möchten, können dies zukünftig in der St. Elisabeth Gruppe“, hieß es dort. Diese „besondere Kopfbedeckung“ werde „Teil der Dienstkleidung“, erklärte Klinik-Geschäftsführer Theo Freitag. 

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Leserkommentare

Al-Faruqi sagt:
In dem Haus wäre wohl auch die Mutter Jesu, Maria, nicht als Praktikantin willkommen gewesen! Tolles Christliches Krankenhaus.
25.10.22
17:00
Johannes Disch sagt:
Meine Güte, schon wieder dieses Endlos-Thema. Die Sache ist einfach: Ein konfessionelles Krankenhaus darf das Kopftuch verbieten. Hier sind ist die Rechtslage eindeutig. Es gibt genügend Urteile aus der Vergangenheit dazu. Mit Rassismus hat das nicht das Geringste zu tun.
25.10.22
20:51
Dilaver_Ç. sagt:
Kopftuchverbote sind genuin rassistisch, religionsfeindlich und diskriminierend. Sie sind a priori nichtig und inakzeptabel. Da können die Rassisten uns Muslimen einreden was sie wollen. Eines sollte den Rassisten hier klar sein: Ihr habt keine Chance gegen uns! Wir werden ausnahmslos ALLE Kopftuchverbote bis zu ihrer endgültigen Abschaffung erfolgreich bekämpfen und dafür sorgen, dass diejenigen, die vehement auf einem Verbot bestehen, vor Gericht gestellt werden und empfindliche Strafen bekommen, die wehtun. Egal wo. Punkt.
26.10.22
14:47
Babel sagt:
Ich finde die Ablehnung richtig . Wir leben in Deutschland , und nicht in einem Land wo man Kopftücher trägt . Und wer das Kopftücher tragen möchte ,soll in seinem Land bleiben.
26.10.22
16:28
Marco Polo sagt:
Dürfen denn in einer fromm und stramm geführten Islamischen Republik (wie Iran) mit strengster Korananbindung und großer Liebe zur Scharia-Gesetzgebung auch christlich orientierte Anhängerinnen des Christentums ihr religiöses Bekenntnis durch das sichtbare Tragen von Kruzifixen um den Hals - auch während ihrer Klinikmitarbeit in islamischen Krankenhäusern - öffentlich präsentieren? Können dort christliche Familien juristische Schritte einleiten, wenn sie sich nach ihrem eigenen Religionsverständnis diskriminiert und ausgegrenzt fühlen?
26.10.22
22:41
SG aus E sagt:
Johannes Disch sagte: "Die Sache ist einfach: Ein konfessionelles Krankenhaus darf das Kopftuch verbieten. Hier ist die Rechtslage eindeutig." Falsch. Ein konfessionelles Krankenhaus darf die Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche verlangen. Ein evangelisches Krankenhaus darf sogar die Mitgliedschaft in der dortigen Landeskirche verlangen. Da ist die Rechtslage eindeutig. Anders beim Kopftuch: Dürfte ein evangelisches Krankenhaus, das nur die Mitgliedschaft in einer ACK-Kirche voraussetzt, einer katholischen Nonne das Kopftuch so einfach verbieten? Mit welcher Begründung? Überhaupt: Die Begründung. Das Krankenhaus begründet das Kopftuchverbot mit der Pflicht zu Neutralität und Loyalität. Loyalität zum bewusst christlichen Haus ist verständlich. Die kann das Krankenhaus fordern. Dieses christliche Selbstverständnis ist aber das Gegenteil von neutral. So funktioniert das nicht. Aber möglicherweise verwechselt das Krankenhaus nur Neutralität mit Normalität (so wie manche andere im Lande auch – z.B. in Berlin). Anscheinend ist die Leitung des Krankenhauses noch nicht im Herne des 21. Jahrundert angekommen. Sehr bedauerlich. Nicht bedauerlich, sondern höchst unprofessionell ist der Umgang des Krankenhauses mit der vierzehnjährigen (!) Bewerberin. Erst die Schülerin zum Bewerbungsgespräch einladen – und sie dann unvermittelt vor den Kopf stoßen ... So geht man mit Menschen einfach nicht um.
31.10.22
21:54
abdulhaq sagt:
Aber als Propheten der "Diversita" in Katar während der Weltmeisterschaft 2022 zu spielen und sogar mit Heftigkeit dürfte es menschenrechtlicher sein als Kopftuch zu tragen?! Und wenn jetzt eine junge Dame mit sehr stoffarmer Bekleidung und luftiger Erscheinung sich für diese Tätigkeit bewerben würde, wie wäre die Reaktion?! Verkehrte Welt!!!
02.11.22
23:02
Elsa Kling sagt:
Eine 14 jährige Muslima droht einem der größten Arbeitgeber im Gesundheitssektor mit rechtlichen Schritten, weil sie ein Praktikum nur ohne Kopftuch machen darf. Rassismus und Diskriminierung wird angeführt. Ob das schlau ist, ist zu bezweifeln. Es müsste auch bekannt sein, dass dieser Arbeitgeber an seinem Kopftuchverbot festhält. Das ist sein Recht (auch rechtlich). Es geht 'nur'um dieses Stück Stoff. Muslimische Mitarbeiter sind in beiden Krankenhausverbänden willkommen, gleich ob pflegerische, ärztliche und sonstige Berufsgruppen. Es wäre doch zu überlegen, ob sie sich nicht in einem nichtkonfessionellen Krankenhaus bewirbt, sich vorab aber höflich erkundigt, wie dort die Bedingungen sind. Gutes Benehmen und Höflichkeit sollte eine 14 Jährige schon gelernt haben.
06.11.22
13:02
Marion sagt:
Eine Frage an " Dilavar":"Wenn ich nach Saudi Arabien fliege, ist es dort o.k. ???, unverhüllt und mit Kreuzkette rumlaufen?"(Meinst du könntest dort Praktikum beginnen??)??? Hier sollen wir alles dulden? Der Islam wird in Deutschland als Religion respektiert und geachtet, aber das Christentum in diesen Ländern nicht!! Ich frage mich warum ihr hier so extrem seit??IWirklich heftig!! Ich finde es traurig!! Respektiert auch die Werte des Landes wo ihr lebt, wir machen das auch, wenn in arabischen Staaten unterwegs sind!!! Deutschland ist christlich!!Und in ein christliches Krankenhaus gehört kein Kopftuch!!! Im Iran undenkbar, Krankenschwester arbeitet ohne Kopftuch mit Kreuz am Hals!!!!!! Soll sie mal Beschwerde in Teheran einreichen!! Ihr respektiert uns und unseren Glauben in keinster Weise ,und das ist nicht richtig!!Ich respektiere euren Glauben, wenn in euren Ländern unterwegs, und das war ich lange Zeit,also respektiert auch unseren!!!!!! Alles Gute wünsche ich Dir!!
07.11.22
19:24
Tim sagt:
Falls das, aus der Sicht der 14-Jährigen, geschilderte stimmt, sehe ich den Fehler darin, dass man ihr nicht sofort gesagt hat, dass das Kopftuch in diesem Krankenhaus nicht getragen werden darf. Natürlich ist dieser Gesprächsverlauf in einer ohnehin Stresssituation, wie einem Vorstellungsgespräch, für ein Kind in diesem Alter unangenehm und emotional aufwühlend. Auf der anderen Seite, hätte man in unter einer Minute über den potentiellen Arbeitgeber und deren besondere Kleiderregeln (da konfessionelles Haus) per Google informieren können. Ansonsten sehe ich hier keine Diskriminierung, da dort ja jede Religion willkommen ist, wenn sie nicht zur Schau gestellt wird. Die Muslime haben also die Möglichkeit ohne Kopftuch diskriminierungsfrei dort zu arbeiten. Ich bin allerdings auch kein Anwalt, da die Familie ja scheinbar Lust auf den Rechtsweg hat, sollen die Gerichte das entscheiden :-).
08.11.22
12:23
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