Eine aktuelle Studie zeigt welche Berufsmöglichkeiten der Arbeitsmarkt den Absolventen der islamischen Theologie bietet. Das Ergebnis: Fast die Hälfte ist in der Sozialen Arbeit oder in verwandten Berufsfeldern beschäftigt.
Bis zu 2.500 junge Menschen studieren an deutschen Universitäten islamische Theologie oder Religionspädagogik. Ein interdisziplinäres Team von Forschern der Universitäten Gießen, Mainz und Frankfurt ist der Frage nach der Arbeit nach dem Studium nachgegangen. Für die Studie befragten die Wissenschaftler über 200 Absolventen der universitären islamisch-theologischen Standorte in fünf Bundesländern: Welche Berufe haben sie mit dem Islam-Studium ergriffen? Wie gut fühlen sie sich durch ihr Studium auf die Arbeitswelt vorbereitet? Und welche Faktoren begünstigen den Berufseinstieg?
Fast die Hälfte der Absolventen sei in der Sozialen Arbeit oder verwandten Berufsfeldern beschäftigt. Weitere 40% arbeiteten in pädagogischen Handlungsfeldern. Kaum eine der befragten Personen sei hingegen hauptberuflicher Imam geworden. Auf das Studium der islamischen Theologie oder Religionspädagogik blickten weite Teile der Befragten als eine Phase der intellektuellen und persönlichen Entfaltung zurück. Gleichzeitig hätten sich viele AbsolventInnen eine fachlich passendere Vorbereitung auf ihre späteren Tätigkeiten gewünscht.
Lehramtsabsolventen biete sich nach dem Studium ein relativ klares Berufsbild und ein geregelter Übergang in den Schuldienst. Sie berichten allerdings häufig von erhöhten strukturellen Hürden und Belastungen, da sich der islamische Religionsunterricht noch im Aufbau befindet. Absolventen mit theologischem Schwerpunkt müssten sich nach dem Studium Berufsbilder erschließen und sind in den ersten Jahren zumeist befristet beschäftigt. Ihre Erwerbsquote liege allerdings auf dem Niveau von Absolventen anderer Geisteswissenschaften.
Grundsätzlich bringten sich die Absolventen überdurchschnittlich in die Gesellschaft ein. Mehr als die Hälfte von ihnen engagiere sich ehrenamtlich. Insbesondere Absolventen mit theologischem Schwerpunkt übernehmen häufig Verantwortung in religiösen und sozialen Einrichtungen.
„Mit der Verbleibstudie haben wir nun erstmalig wichtige, systematisch erhobene Informationen über den Berufseinstieg der Studierenden vorliegen. Dies kann dem Fach zur gezielten Weiterentwicklung der Studienangebote dienen. Zudem können die Ergebnisse der Studie dazu beitragen, dass Studierende und Studieninteressierte sich ein klareres Bild machen können, welche Möglichkeiten die Studiengänge bieten und welche zusätzlichen Schlüsselkompetenzen gerade in den Geisteswissenschaften wichtig sind für einen gelungenen Berufseinstieg“, kommentiert AIWG-Direktor Prof. Bekim Agai die Studienergebnisse.
„Die Studie legt nahe, auch praxisorientierte Studienangebote, beispielsweise berufsbegleitend im Master, anzubieten. Für einen erfolgreichen Berufseinstieg sind zudem Praktika, ehrenamtliches Engagement oder Auslandssemester hilfreich“, sagt Prof. Naime Çakir-Mattner von der Universität Gießen.
Die Studie kann auf der Webseite der AIWG heruntergeladen werden.