Die Deutsche Islamkonferenz dient als Forum für den Austausch. Seit 2006 wurde einiges erreicht. Erstmals war nun Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Gastgeberin. Sie möchte die steigende Islamfeindlichkeit bekämpfen.
Der Kampf gegen Muslimfeindlichkeit und eine verstärkte Ausbildung von Imamen in Deutschland sind Schwerpunkte in der kommenden Phase der Deutschen Islamkonferenz (DIK). Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte in ihrer Rede bei der Auftaktveranstaltung in Berlin am Mittwoch, Musliminnen und Muslime seien „ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft“. Die Arbeit der DIK, des zentralen Forums für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Staat und Islam, trage maßgeblich dazu bei, dass sich Musliminnen und Muslime in Deutschland akzeptiert fühlten. Es gehe darum, miteinander und nicht übereinander zu reden, so Faeser.
Ziel sei es, die Vielfalt muslimischen Lebens abzubilden, muslimisches Engagement sichtbar zu machen und gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern. „Wenn ich sage, dass Musliminnen und Muslime heute ein selbstverständlicher Teil unseres Landes sind, dann heißt das nicht, dass wir uns darauf ausruhen können“, erklärte Faeser. Die DIK wolle deshalb muslimische Initiativen besonders unterstützen, zum Beispiel solche, die sich in der politischen Bildung sowie der Frauen- und Jugendarbeit engagierten. „Bringen Sie sich ein und beteiligen Sie sich an den Debatten unserer Zeit. Seien Sie verantwortlicher Teil einer aktiven Zivilgesellschaft“, appellierte die Ministerin.
Laut Faeser ist es integrationspolitisch wichtig, dass mehr in Deutschland sozialisierte und deutschsprachig ausgebildete Imame in Gemeinden tätig werden. „Weniger ausländische Abhängigkeiten oder Einflussnahmen machen es deutschen Muslimen leichter, mit ihrem Glauben in Deutschland heimisch zu sein“, sagte Faeser. Dies sei auch im Interesse der Moscheegemeinden. Staatliche Entsendung von Imamen aus dem Ausland soll nach ihren Worten mittelfristig enden. Dazu liefen derzeit etwa positive Gespräche mit der türkischen Religionsbehörde in Ankara.
Auch Antisemitismus unter Muslimen will Faeser verstärkt zum Thema machen. Dasselbe gelte für Intoleranz unter Muslimen oder gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen, erklärte sie. Umgekehrt will die Ministerin Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft energisch bekämpfen. Dazu werde der beim Ministerium (BMI) angesiedelte Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit im Sommer 2023 einen eigenen Bericht vorlegen.
Für Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, habe sich die Islamkonfereny als „Plattform des Austauschs und der Impulse“ sich weitestgehend bewährt. Phasenweise war sie auch eine Plattform für „Experimente“, vor allem im Sicherheitsdiskurs, so Mete in einer kurzen Mitteilung. Die Vorbereitungsphase lege nahe, dass die DIK für die Regierung nicht gerade eine Herzensangelegenheit sei. „Auch deshalb sollte man überlegen, wie das Format erneuert werden kann, damit die Ergebnisse sich näher an den tatsächlichen Bedürfnissen der Muslime orientieren“, so Mete abschließend.
Auch der Vorsitzende des Islamrats Burhan Kesici äußert seine Bedenken gegenüber dem Format der Islamkonferenz. Man müsse nochmal darüber diskutieren, inwiefern die Deutsche Islamkonferenz „in diesem Format noch berechtigt ist oder nicht“, erklärte Kesici gegenüber der F.A.Z. Die Erfolge der DIK können nicht ignoriert werden, jedoch konnten nicht alle Themen nachhaltig bearbeitet werden, da viele Themen eine Angelegenheit der Länder sei. Doch seien es auch wiederum die Bundesländer, die viele Entwicklungen nicht vorantreiben. „Ja, das kann im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz behandelt werden“, heißt es dann immer von den Verantwortlichen so Kesici abschließend.
Auch der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Abdassamad El Yazidi, äußerte sich am Vortag zur DIK: „Ich bin gespannt was an neuen konkreten Impulsen aus der DIK ausgehen werden. Eine gesellschaftliche Auseinandersetzung über ein inkludierendes Bürgerschaftsverständnis würde mich sehr freue“, erklärte El Yazidi.
Zu der DIK-Auftaktveranstaltung hatte das Bundesinnenministerium 160 Vertreterinnen und Vertreter des muslimischen Lebens, aus Bundesressorts, Ländern, Kommunen und Kirchen, des jüdischen Lebens und der Wissenschaft eingeladen. In der laufenden Legislaturperiode soll die DIK wie zuvor schon dezentral in unterschiedlichen Formaten und Workshops Projekte und Initiativen weiter vorantreiben. (KNA, iQ)