Dessau-Roßlau

Zum 18. Todestag – Initiative erinnert an Oury Jalloh

Fast 20 Jahre nach dem Tod von Oury Jalloh kommen noch immer Menschen zu seinem Gedenken zusammen. Die großen Zweifel an den offiziellen Todesumständen sind nach wie vor allgegenwärtig.

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Während einer Kundgebung zum Tod von Oury Jalloh © Uwe Hiksch @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG
Während einer Kundgebung zum Tod von Oury Jalloh © Uwe Hiksch @ flickr.com (CC 2.0), bearbeitet iQ.

Hunderte Menschen haben am Samstag in Dessau-Roßlau an den vor 18 Jahren in einer Polizeizelle verbrannten Asylbewerber Oury Jalloh erinnert. An einem Protestzug durch die Innenstadt nahmen rund 1600 Menschen teil, wie die Polizei mitteilte. Es habe Verkehrseinschränkungen gegeben, etwa bei Straßenbahnen, die durch Busse ersetzt werden mussten.

An der von dem Verein Multikulturelles Zentrum Dessau organisierten Blumen- und Kranzniederlegung vor dem Polizeirevier nahmen nach Angaben eines Polizeisprechers 15 Menschen teil. Alles sei friedlich und störungsfrei verlaufen, hieß es. Das Gedenken an den Mann aus Sierra Leone und der Demonstrationszug standen auch an diesem Jahrestag seines Todes unter dem Motto „Oury Jalloh – Das war Mord!“.

Oury Jalloh war am 7. Januar 2005 bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle gestorben. Die Todesumstände gelten auch nach zwei Landgerichtsprozessen als nicht aufgeklärt. Nach den Ermittlungen der Behörden soll Jalloh in der Gewahrsamszelle einen Brand selbst gelegt haben, obwohl er in dem Raum an Händen und Füßen gefesselt war.

Initiative fordert Ermittlungen gegen Polizeibeamte

Dieser Darstellung widersprechen mehrere Initiativen. Sie sprechen von „Mord“. Es gebe „offensichtliche Missstände und Widersprüche im Bereich der Polizeiarbeit vor dem Tod Jallohs sowie der polizeilichen Ermittlungsarbeit zum Tod Jallohs“, hieß es zuletzt in einer Mitteilung des Multikulturellen Zentrums Dessau. Es müsse gegen verdächtige Polizeibeamte ermittelt werden. „Das Vertuschen, Lügen und Schweigen der während der Todesnacht anwesenden und anderer relevanter Zeugen aus den Reihen der Dessauer Polizei hatte also leider Erfolg – der Rechtsstaat versagte im Fall Oury Jalloh.“

Die Staatsanwaltschaft Halle hatte die Ermittlungen zum Fall Jalloh im Oktober 2018 beendet, weil sie – auch nach zwei Prozessen vor dem Landgericht – keine weitere Aufklärung erwartete. Die Generalstaatsanwaltschaft bestätigte bei einer Überprüfung, dass Ermittlungen nicht wieder aufgenommen werden müssten. Es lasse sich nicht belegen, dass Polizeibeamte oder andere Personen den auf einer Matratze gefesselten Jalloh angezündet hätten, hieß es damals zur Begründung. (dpa, iQ)