Die Ereignisse in der Silvesternacht haben eine Integrationsdebatte angestoßen. Viele Politiker versuchen die Ursache des Problems in der Migration zu suchen. Muslimische Jugendliche beobachten die Debatte mit großer Sorge.
Die Bilder aus der letzten Silvesternacht sind verstörend. In einer gemeinsamen Erklärung verurteilen die Jugendorganisationen der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş die Ereignisse in der Silvesternacht und der dadurch angestoßenen Integrationsdebatte. „Es ist unverantwortlich Passanten, Gebäude und Autos wahllos mit Feuerwerkskörpern zu bewerfen und Menschen zu bedrohen. Dass Polizisten, Feuerwehrleute und notfallmedizinisches Personal bei ihren Einsätzen in der Silvester-Nacht durch eben jene Chaoten angegriffen wurden, verurteilen wir, heißt es in der Erklärung.
Man hoffen, dass die Verursacher dieser Verwüstung so schnell wie möglich gefasst und ihrer „gerechten Strafe zugeführt werden“. Die durch diese Ereignisse wieder einmal angestoßene Integrationsdebatte beobachten die muslimischen Jugendlichen mit großer Sorge. Darin werden erneut „pauschalisierende, stereotypisierende und diskriminierende Bilder von Migrant:innen – insbesondere jungen Migranten – reproduziert“.
Einige politische Verantwortungsträger erwecken den Eindruck, als würde es ihnen primär darum gehen, die Ursache des Problems in der Migration und bei zugewanderten Menschen zu suchen. Politikerinnen und Politiker, die das Fehlverhalten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund skandalisieren, nehmen das ähnliche Fehlverhalten von Personen ohne Migrationshintergrund selten zur Kenntnis oder kommentieren es nicht. Falls doch, werden die ‚eigenen Chaoten‘ nicht ermahnt, „sich an unsere Regeln in Deutschland zu halten“.
In diesem Zusammenhang möchten die Jugendorganisationen der IGMG auch ihre Enttäuschung über die Äußerungen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, bei seinem TV-Auftritt ausdrücken. „Seine Wortwahl erweckte nicht den Eindruck, als gehe es um eine differenzierte Ursachensuche für Probleme“, heißt es weiter. Aus diesem Grund sei es ratsam, auf eine vereinende Sprache zu setzen und spaltendes Vokabular tunlichst zu vermeiden.
Kriminelle Taten müssen geahndet und die Hintergründe für ein derartiges Verhalten analysiert werden. Vandalismus, ganz egal von wem er ausgehe, habe keinen Platz in der Gesellschaft. „Auch fordern sie von Politik und Medienvertretern, dass sie das stereotypisierende Vokabular nicht übernehmen. „Probleme müssen beim Namen genannt werden: Herkunft und Kultur sind keine Problemkategorien“, erklären die Jugendorganisationen abschließend.