Islamische Begriffe werden oft missbraucht und verlieren dadurch ihre eigentliche Bedeutung. Im IslamiQ Glossar erklären wir, was es mit Kâfir auf sich hat.
Das Wort „Kâfir“ leitet sich von dem arabischen Verb „kafara“ ab, mit der Bedeutung von „bedecken“, „verbergen“ oder „verhüllen“. Im arabischen Sprachgebrauch wird deshalb die dunkle Nacht „al-Kâfir“ genannt, da sie alles mit dem Dunkeln bedeckt. Auch der Säer wird allgemein „al-Kâfir“ bezeichnet, da er den Boden mit der Saat bedeckt.[1]
Die Begriffe „Kâfir“ und „Kufr“ werden im Koran mit unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht. „Kâfir“ meint im koranischen Kontext denjenigen, der die Wohltaten Allahs leugnet. Hier geht es um eine immaterielle Bedeckung. Das Wort „Kufr“ wird u.a. für „Undankbarkeit“ verwendet. Es kommt auch im Sinne von „etwas von sich weisen bzw. abweisen“, „verleugnen“ (Sure Mumtahina, 60:4) vor. Als ein religiöser Begriff weist „Kufr“ im Koran auf die Bedeutung „Unglaube“ hin. Dieser wiederholt sich oft im koranischen Text.
Aus dieser Grundbedeutung leitet sich das Wort „Kâfir“ in der islamischen Theologie mit der Wortbedeutung „Ungläubiger“ ab, da ein solcher die Wohltaten Allahs bedeckt.
Das Wort „Kuffâr“ (Sg. von „Kâfir“) wird im Koran verwendet, wenn es darum geht, dass jemand die Wahrheit der Offenbarung erkannt hat und trotzdem daran festhält, diese zu verleugnen. Nach dem koranischen Verständnis sind deshalb nicht alle Andersgläubigen als „Kuffâr“ zu bezeichnen. Eine Bedingung für die Bezeichnung „Kâfir“ ist laut dem Koran, dass jemand die Botschaft des Islams verleugnet, nachdem er diese klar und deutlich angenommen hatte. Wenn jemand die Botschaft des Islams nicht bzw. verzerrt erreicht hat, gilt man nicht als „Kâfir“. In vielen Versen im Koran wird das bestätigt.
Theologisch gesehen bezieht sich der Begriff „Kâfir“ nicht auf alle Nichtmuslime, die den Islam aus irgendwelchem Grund nicht angenommen haben. Vielmehr bezieht er sich ebenfalls auf diejenigen, die die Wahrheit der göttlichen Offenbarung und der Wahrhaftigkeit des Propheten Muhammad erkannten und trotzdem darauf beharren, diese zu verleugnen.
Auch im öffentlichen Diskurs findet das Wort „Kâfir“ Verbreitung. Ein „Kâfir“ wird oft als „Ungläubiger“ wiedergegeben. Dazu werden undifferenziert alle Andersgläubigen mitgezählt.
[1] Vgl. Abdalla 2007, S. 12
Literatur
Abdalla, Aballa 2007: Der Begriff Kufr, seine Bedeutungen und seine Signifikate. Eine analytische Studie aus den Texten des Koran. Magisterarbeit, unveröffentlicht. Eingereicht an der Sektion für Islamwissenschaft in Deutsch der al-Azhar Universität, Kairo.
Saif, Mohammed 2008: Zur Wiedergabe islamischer Fachtermini im „Duden Deutsches Universalwörterbuch“. Eine lexikalische Studie. Magisterarbeit, unveröffentlicht. Eingereicht an der Abteilung für Germanistik der Al-Azhar Universität, Kairo.