Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau neun Menschen bei einem rassistisch Attentat ermordet. Auch drei Jahre danach dauern die Ermittlungen an. IslamiQ hat die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst.
19. Februar 2020 – ca. 21:50
Der 40-jährige Rassist dringt mit zwei Schusswaffen die Bar „La Votre“ und die Shisha-Lounge „Midnight“ am Hanauer Heumarkt ein und schießt um sich herum. Beim Kugelhagel sterben Kaloyan Velkov, der im „La Votre“ arbeitet, Fatih Saraçoğlu, der dem Rassisten auf der Straße über den Weg läuft und Sedat Gürbüz, Inhaber der Midnight-Lounge.
19. Februar 2020 – ca. 22 Uhr
Danach fährt er mit seinem Wagen in Richtung Kurt-Schumacher-Platz. Vili-Viorel Păun verfolgt ihn und versucht mehrmals den Notruf anzurufen, doch ohne Erfolg. Auch er wird vom Rassisten erschossen.
19. Februar 2020 – 22.05 Uhr
Der Täter stürmt in die „Arena Bar“ und dem angeschlossenen „Kiosk 24/7“. Dort sterben Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović und Said Nesar Hashemi.
20. Februar 2020 – zwischen 3 und 4 Uhr
Ein Sondereinsatzkommando der Polizei dringt in die Hanauer Wohnung des Täters. Dort treffen sie auf die Leichen des Täters sowie dessen Mutter. Ermittlungen zufolge hat der Täter seine Mutter und dann sich selbst erschossen. Der Vater war ebenfalls in der Wohnung, blieb unverletzt.
20. Februar 2020 – 4 Uhr
Die Generalbundesanwaltschaft übernimmt die Ermittlungen. Ein Terroranschlag wird in Betracht gezogen. Später wird auch bekannt, dass der Täter ein schriftliches rassistisches „Manifest“ sowie ein Video im Netz hinterlassen hat.
21. Februar 2020
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nennt Rechtsextremismus die „größte Bedrohung in unserem Land“. Am 29. Februar kündigt er einen „Expertenkreis Muslimfeindlichkeit“ an.
März 2020
Die „Initiative 19. Februar Hanau“ wird gegründet. Ein wichtiges Ziel: Die Namen der Opfer sollen nicht in Vergessenheit geraten. Außerdem soll die Initiative eine Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige sein.
Mai 2020
Laut dem Opferbeauftragten der Bundesregierung wurden Hilfen an die Hinterbliebenen bezahlt.
Juni 2020
Unter der Frankfurter Friedensbrücke wird ein Graffiti enthüllt, das an die Opfer des Anschlags erinnert.
17. Juni 2020
Den neun Todesopfern wird posthum die höchste Ehrung der Stadt verliehen. Die Auszeichnung mit der Ehrenplakette in Gold solle „ein Symbol der innigen Verbundenheit“ sein. Außerdem werden die Gräber der in Hanau beigesetzten Opfer Said Nesar Hashemi, Hamza Kenan Kurtović und Ferhat Unvar den Status eines Ehrengrabs erhalten.
Juni 2020
Medienberichten zufolge wurde die Verlängerung der Waffenerlaubnis des Attentäters 2018 nicht ordnungsgemäß geprüft.
23. September 2020
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt die Angehörigen der Opfer im Schloss Bellevue.
25. November 2020
Die Bundesregierung kündigt 89 Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Rassismus an.
Dezember 2020
Laut Medienberichten hat der Vater mehrfach rassistische Strafanzeigen gestellt.
Januar 2021
Medienberichten zufolge war der Polizei-Notruf in der Tatnacht unterbesetzt. Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hat einen Engpass beim Notruf der Hanauer Polizeistation in der Tatnacht eingeräumt.
19. Februar 2021
Die Stadt Hanau hat zum Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags ein „digitales Denkmal“ ins Leben gerufen.
März 2021
Die Anwälte der Hanauer Opfer-Familien erheben schwere Vorwürfe gegen die Polizeibehörden. In einem Schreiben an das hessische Innenministerium haben sie den Polizeikräften und -behörden vorgeworfen, „die Mordtaten des Täters in Hanau durch amtspflichtwidrige Versäumnisse begünstigt beziehungsweise nicht verhindert zu haben“.
Juni 2021
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat eines der Opfer posthum mit der hessischen Medaille für Zivilcourage geehrt. Der damals 22-jährige Vili Viorel Păun hatte den Täter verfolgt, um ihn zu stoppen – und war von dem Attentäter in seinem Auto erschossen worden.
Juli 2021
Die Überlastung des Hanauer Polizei-Notrufs am Abend des rassistischen Anschlags mit neun Toten in Hanau zieht kein Ermittlungsverfahren gegen Polizisten nach sich.
07. Juli 2021
Der hessische Landtag stimmt für einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den rassistisch motivierten Morden von Hanau.
14. Juli 2021
Der Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags hat offiziell seine Arbeit aufgenommen.
26. August 2021
Die Staatsanwaltschaft Hanau hat ihre Ermittlungen zu einem verschlossenen Notausgang an einem der Tatorte des rassistischen Anschlags eingestellt. Es habe sich kein hinreichender Tatverdacht ergeben.
Oktober 2021
Die Familie von Vili Viorel Păun fordert ein offizielles Ermittlungsverfahren bezüglich der Überlastung des Polizei-Notrufs in Hanau.
November 2021
Die Staatsanwaltschaft hat die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Polizisten wegen des Vorwurfs der unterlassenen Hilfeleistung abgelehnt.
Dezember 2021
Der verschlossene Notausgang sorgt für Diskussionen. Die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen ein. Nun zeigt ein Gutachten, dass die Opfer hätten überleben können.
Dezember 2021
Der Attentäter von Hanau hatte nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft keine Mitwisser oder Gehilfen. Das gegen Unbekannt geführte Ermittlungsverfahren zu dem Anschlag sei eingestellt worden.
Februar 2022
Nach Einschätzung eines Psychiaters war die psychische Krankheit des Attentäters von Hanau schwer zu erkennen.
19. Februar 2022
Zum zweiten Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau gab es eine Gedenkstunde am Hauptfriedhof in Hanau. Rund 100 Gäste waren geladen, darunter auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
April 2022
Der Attentäter von Hanau war der Stadtverwaltung nach deren Darstellung vor dem Anschlag nie aufgefallen. „Es gab nur mal ein Verfahren, weil er zu schnell gefahren war“, sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) in seiner Anhörung im Untersuchungsausschuss.
16. Mai 2022
Vor dem rassistischen Anschlag von Hanau haben dem hessischen Verfassungsschutz keine Hinweise zu dem Täter vorgelegen.
18. Mai 2022
Auch die Generalstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem verschlossenen Notausgang in Hanau eingestellt. Grund sei kein hinreichender Tatverdacht.
September 2022
Der verschlossene Notausgang während des Anschlags in Hanau sorgt weiter für Diskussionen. Nun berichtet ein Überlebender des Anschlags im Untersuchungsausschuss, dass die Tür immer versperrt war.
Oktober 2022
Der Untersuchungsausschuss hat sich mit Recherchen der Gruppe Forensic Architecture (FA) zum Notausgang an einem der Tatorte beschäftigt. Demnach hätten die Besucher der Arena-Bar vor dem Täter fliehen können, wenn der Notausgang nicht verschlossen gewesen wäre.
21. November 2022
In der Tatnacht hatte die Polizei keinen Anlass gesehen, das Haus des Täters rasch zu stürmen. „Das Hauptziel war, dass keiner mehr verletzt oder getötet wird. Keine Zivilperson und auch kein Polizist“, sagte der damalige Polizeiführer bei seiner zweiten Aussage vor dem Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags.